Der Trachtenverein Marquartstein-Piesenhausen feierte sein Hundertjähriges
von Anita Moka am 18. Oktober 2020Wunsch und Wirklichkeit
100 Jahre ist er in diesem Jahr geworden, der Trachtenverein Marquartstein-Piesenhausen. Zwei Jahre Planungsarbeit lagen hinter Vorstandschaft und Festausschuss, dann fegte Corona um den Erdball und alle Pläne vom Tisch. Übrig blieben nur eine Handvoll Bilder der Marquartsteiner Trachtenkinder, die sich das Fest im wahrsten Sinne des Wortes in den buntesten Farben ausgemalt hatten.
Zu sehen waren diese Bilder auch am vergangenen Wochenende, als der Verein sein Gründungsfest mit einem Festakt im kleinen Kreis beging. „Kein Ersatz für unser Fest, aber ein sehr, sehr würdiger und geselliger Abend“, fand Erster Vorstand Martin Heiler. Zum Auftakt zelebrierte Ruhestandspfarrer Hans Krämmer einen Wortgottesdienst in der Pfarrkirche, untermalt vom Gitarrentrio der Musikschule Grassau. Anschließend fanden sich Mitglieder des Vereins und geladene Gäste im herbstlich geschmückten Prinzregentensaal ein. Gauvorstand Michael Huber überbrachte Glückwünsche und eine bemalte Scheibe vom Chiemgau-Alpenverband. Vertreter der Patenvereine „D’Hochplattner Grassau“ und „D’Staffelstoana Bernau“ fehlten im Kreis der Gratulanten ebenso wenig wie Abordnungen der Marquartsteiner Ortsvereine. Den musikalischen Rahmen des Festabends gestalteten die Unterstoa Musi und die Marquartsteiner Alphornbläser.
In seiner Festrede blickte Heiler zurück in die Vereinsgeschichte und erwähnte wichtige Eckdaten wie die Gründung des Trachtenvereins Marquartstein am 18. April 1920, die Gründung des Trachtenvereins Piesenhausen am 9. Oktober 1926, den Zusammenschluss der beiden Vereine zum Trachtenverein Marquartstein-Piesenhausen am 10. November 1968 sowie das prachtvolle Gaufest, das Marquartstein 1996 ausrichtete. Bei Anekdoten und Details aus der Vereinsgeschichte spitzten die Zuhörer die Ohren: Dass der Trachtenverein bei den Feierlichkeiten anlässlich der Olympischen Spiele in München dabei war, dürfte dem einen oder anderen noch in Erinnerung gewesen sein. Wer aber kannte noch die Geschichte von den Marquartsteiner „Berufsplattlern“? In der Tat hatten sich im Jahr 1927 elf aktive Vereinsmitglieder entschieden, dem Ruf des bekannten Kunstmalers Anton Müller-Wischin nach München zu folgen und das Platteln zum Beruf zu machen. Von München aus gingen sie auf Tournee in aller Herren Länder und machten Marquartstein weltbekannt. Weniger ruhmreich gebarte sich ein Kassier um das Jahr 1928, wie Heiler verriet: Der Trachtenverein Marquartstein hatte seine Fahne beauftragt, doch kurz vor dem Bezahlen verschwand der Kassier mit dem Geld. Rettung kam vom damaligen Vorstand Georg Bernhofer, der dem Verein 940 Reichsmark vorstreckte. Der Kassier ward nie mehr gesehen, die Fahne aber erstrahlt zum diesjährigen Jubiläum frisch restauriert in neuem Glanz. Angesichts der Corona-Situation betonte Heiler, dass der Verein schon durch viele Hochs und Tiefs gegangen sei. „Immer aber war die Geschichte unseres Trachtenvereins von einem regen Vereinsleben geprägt“, so Heiler weiter, „wollen wir hoffen, dass dies bald wieder möglich ist“.
Auf den gesellschaftlichen Wert des Trachtenvereins ging auch Bürgermeister Andreas Scheck in seinem Grußwort ein. Er betonte die Bedeutung des Trachtenvereins für das soziale und kulturelle Leben im Dorf und dankte dem Verein für seine engagierte Jugendarbeit und die vielen Feste und Veranstaltungen, mit denen er das Dorfleben bereichert. (Text: Ute Fembacher)
Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums hat der Verein auch eine Festschrift herausgegeben. Im Foyer des Marquartsteiner Rathauses ist sie gegen eine Spende erhältlich.
Fotos:
„Kindergemälde“ von Pamela Mitterndorfer: Bilder der Marquartsteiner Trachtenkinder zum Thema „So haben wir uns unser Fest vorgestellt“.
„Gauvorstand und Trachtenvorstand“ von Pamela Mitterndorfer: Gauvorstand Michael Huber überreicht dem Marquartsteiner Vorstand Martin Heiler das Geschenk des Chiemgau-Alpenverbandes.
„Fahnen“ von Pamela Mitterndorfer: Die frisch restaurierten Fahnen des Trachtenvereins Marquartstein-Piesenhausen