Bräuche im Jahresablauf
Wie’s im Februar der Brauch ist
Mit dem Fest Mariä Lichtmeß am 2. Februar geht nach dem kirchlichen Kalender die Weihnachtszeit zu Ende. Bis Ende 1912 war dieses Fest, an dem die Kirche der Darbringung Jesu durch Maria im Tempel gedenkt, bei uns ein richtiger Feiertag.
Seit dem 10. Jahrhundert begangene Festfeier, dass von Jesus das „Licht zur Erleuchtung der Heiden“ in den Tempel vonJerusalem gebracht wurde, werden auch heute am Lichtmesstag die Kerzen und Wachsstöcke geweiht.
Über die kirchliche Feier hinaus kam diesem Marienfest bis ins 20. Jahrhundert auf dem Land noch eine herausragende weltliche Bedeutung zu: An diesem Tag ging das bäuerliche Arbeitsjahr zu Ende. Um die Tage von Mariä Lichtmeß konnten die Dienstboten oder „Ehhalten“ wie sie sehr bezeichnend früher auch genannt worden sind, weil sie zum Hof und zur Familie gehalten und mit ihrer Arbeit das Ganze zusammengehalten haben, ihre Stellung wechseln, „schlenkeln“.
Der 3. Februar bringt das Namensfest des heiligen Blasius. In der Kirche wird den Gläubigen der Blasiussegen erteilt, der gegen Halskrankheiten schützen soll. Bischof Blasius wurde während der Christenverfolgung in den Kerker geworfen. Dort habe er nach der Legende einem mitgefangen Knaben der an einer Fischgräte zu ersticken drohte, das Leben gerettet. Um 287 erlitt er den Martertod und zählt zu den vierzehn heiligen Nothelfern.
In den letzten Faschingstagen beherrschen die Narren die Szene auf Straßen und Plätzen. In vielen Faschingsbräuchen wird dem Winter der Kampf angesagt, mit viel Lärm will man ihn allerorten vertreiben oder verbrennen.
Herkunft Fasching: Mit der Festlegung des Ostertermins durch das Konzil von Nizaä 325 auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsmond, war die Quadragesima (= 40 Tage) der Fastenzeit bestimmt, die mit dem Aschermittwoch beginnt.
Der Zeitabschnitt vor dieser Fastenzeit erhielt die Bezeichnung „Fastnacht“ – Fasching.
Alle diese Formulierungen beziehen sich auf die Fastenzeit. Die Entstehung des Faschings ist ohne den liturgischen Kalender der katholischen Kirche nicht zu denken. Fasching und Fastenzeit sind unverkennbar im katholischen Welt- u. Menschenbild beheimatet.
Es ist durchaus möglich, dass das vorchristliche Brauchtum des Winteraustreibens, wegen der jahreszeitlichen Nähe, sich mit dem christlichen Brauchtum vermischt hat.
Die Bezeichnung schmutziger Donnerstag, rußiger Freitag, schmalziger Samstag vor dem Faschingssonntag ist abgeleitet, von dem alemannischen „schmotz“ das Fett bedeutet und auf die üppigen Fleischmahlzeiten u. Schmalznudeln im Zechgelage während der Faschingszeit hinweist.
Eine recht eigenartige Geschichte hat die Bezeichnung „Rosenmontag“.
Seit dem 11. Jahrhundert trat der Papst am vierten Fastensonntag — Rosensonntag mit einer vergoldeten Rose in der Hand auf den Balkon des römischen Lateranpalastes, um mit der Rose dem Sinnbild der Passion Jesu auf die Passionszeit und die bald kommende Karwoche aufmerksam zu machen. Seit 1824 traten die Karnevalskomitees in Köln am Montag nach dem Rosensonntag zusammen und nannten sich Rosenmontagsgesellschaften.
Quellennachweis: Wie´s in Bayern der Brauch ist v. Albert Bichler
Kleines Lexikon des Christlichen Brauchtums v. Alfred Läpple
Text: Andreas Windbichler
Maschkerer geh
Die je nach Frühlingsvollmond (1. Vollmondsonntag nach Frühlingsanfang ist der Ostersonntag) zwischen 28 und 63 Tage dauernde Zeit zwischen Hl. Drei Könige und Aschermittwoch wird im größten Teil des Bairischen als „Fasching“ bezeichnet. Die Bezeichnung Fasching und die verwandten Begriffe „Fastnacht“ bzw. „Fasnacht“ sind im alemannischen und ostfränkischen Sprachraum sowie in Tirol und Teilen des westlichen Bayern gebräuchlich , im Gegensatz zum sonst üblichen Karneval.
Fasching und Fastenzeit diese Worte stehen in engen Zusammenhang mit der von der Kirche eingeführten Fastenzeit vor dem Osterfest steht, liegt natürlich auf der Hand. Die Kirche hatte auf dem Konzil von Nicäa 325 ihren Ostertermin auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond festgelegt und Papst Gregor der Große hat um 600 die vorgelagerte vierzigtätige Fastenzeit begründet.
Zählt man nun von Ostern aus 40 Tage und 40 Nächte zurück, ergibt sich als Beginn der Fastenzeit der Dienstag nach dem 6. Sonntag vor Ostern. Dieser 6. Sonntag vor Ostern erhielt im Hinblick auf die genannten 40 Tage den Namen „Dominicia Quadragesima“ oder „Invocavit“ — auch „Funkensonntag“ genannt. Der Montag nach diesem Sonntag wurde infolgedessen früher oftmals als eigentliche „Fastnacht“ begangen. Und diese Tradition lässt sich heute noch in Basel und in manchen Gemeinden des badischen Markgräflerlandes greifen, in denen der Termin der „alten Fastnacht“ nicht aufgegeben wurde.
Das Wort „Fasching“ geht sprachgeschichtlich auf die mittelhochdeutsche Prägung „vastschanc“ zurück, das bald schon zu „vaschang“ verkürzt worden ist. Das Wort bezeichnete den „Ausschank vor dem Fasten“. Das Wort „Fas(t)nacht“ kommt stattdessen von „vas(t)(en)nacht“ und meinte zunächst allgemein die „Nacht vor dem Fasten“.
„Heit geh ma Maschkerer“ ( Maschkerer – Maskierte) ist bei uns ein gängiger Ausdruck aber woher kommt das Maschkerergehen ?
Der Ursprung dieser närrischen Ausgelassenheit liegt in einem alten heidnischen Brauch. Unsere Urahnen wollten mit Lärm und grotesken Masken den Winter und die bösen Geister aus ihren Orten treiben. Bei der Vielzahl der sicherlich damals vorhandenen Bräuche , haben sich einige bis ins 21. Jahrhundert erhalten.
Wann sind die Haupttage der Maschkerer?
Unsinniger Donnerstag :
Zunächst begann man die Faschingszeit — wohl auch aus theologischen Gründen, nämlich in Analogie zum Gründonnerstag als Tag der „Wiederaufnahme der Gefallenen“ — bis auf den Donnerstag vor Aschermittwoch auszudehnen. Vielerorts werden an diesem Tag auch heute noch Narrenreiche errichtet, die mit dem Fastnachtsdienstag wieder verschwinden. An diesem Tag beginnen also allerorten die Narreteien. Er heißt deshalb auch „unsinniger“ oder „unseliger Donnerstag“ und wird gelegentlich — unter Verwendung des mittelhochdeutschen Wortes „gumpeln“ für das Possenreißen bzw. „gumpen“ für Hüpfen, Springen — auch als „gumpata“, „gumpeliger“ oder „gumpiger Donnerstag“ bzw. im Bairischen „Pfin(g)sta“ bezeichnet. (Da im Rheinland an diesem Tag auch vielerorts die „Weiberfastnacht“ stattfand, bürgerte sich dort auch dieser Begriff für den ganzen Tag ein.) Dieser Donnerstag heißt im südwestdeutschen Raum zumeist „schmutziger Donnerstag“, was sich nicht von „Schmutz“, sondern von „Schmotz“ herleitet, was soviel wie Schmalz bedeutete und sich auf die fetten oder fettgebackenen Speisen bezieht, die man an diesem Tag zu essen pflegt. Von daher hat sich in anderen Landschaften auch der Name „fetter“ oder „feister“ Donnerstag gehalten.
Franziska Hager weiß zu berichten: „Wir wissen auch noch, was es mit dem ‘Unsinnigen Pfingsta´ für eine Bedeutung hat. … An diesem unsinnigen Pfingsta, den sie auch den ‘gumpaten Donnerstag´ nannten (gumpen = hupfen, springen), schlüpften die Dörfer in die Masken. Alt und jung ging Maschkera. Der Hanswurscht im Flecklgewand und mit der Saubladern am Stecken, war bei den Kindern ‘Moar´. Die Leute gingen als Einsiedler, Mausfallenhändler, Bärentreiber, andere kamen auf Stelzen. Es gab ein Wursthupfats, ein Sackhupfats, Schubkarrenrennen und das Ziegeltragen. Die fünf Finger der rechten Hand hielten den sechs Pfund schweren Stein, der nach unten hing. So musste die Rennbahn durchlaufen werden. Das war die Bedingung für den Glückslauf, den meist eine Stalldirn oder ein Senn gewannen, denn sie hatten vom Melken das meiste ‘Schmalz´ in den Fingern.
Am Unsinnigen Pfinsta war das ‘Fleischstehlen´ erlaubt. Fleisch gab es bei den meisten Bauern nur an Sonn- und Feiertagen. Fleisch war in einer Weise begehrt, wie wir es uns, die wir an seinen täglichen Genuß gewöhnt sind, nicht mehr vorzustellen vermögen. ‘A Unsinniga hat mir mei Fleisch gstohln!´ lamentierte an dem Donnerstag manche Bäuerin.“
Und für Partenkirchen schreibt Paul Ernst Rattelmüller: „So richtig geht es aber erst am unsinnigen Donnerstag los, das ist der Donnerstag vor dem Aschermittwoch. Er ist besonders interessant in Mittenwald; dort gibt es nämlich das Schellenrühren, das allerdings nur stattfindet, wenn der unsinnige Donnerstag nicht auf den Agathentag fällt, auf den 5. Februar. Sonst wird es auf den Faschingssonntag verschoben. Zweimal, so erzählt man sich, wären die Mittenwalder Schellenrühren gegangen, als der unsinnige Donnerstag am Agathentag war, und zweimal sei an diesem Tag ein Feuer ausgebrochen. Ein großes Feuer, das gleich ein ganzes Viertel von Mittenwald in Schutt und Asche gelegt hat. …“
Ähnliches berichtet Rattelmüller auch für Partenkirchen.
Faschingsfreitag :
Der Freitag in der Fastnacht, der nur vereinzelt bräuchlich begangen wird, weil nach vielen örtlichen Verboten seit dem 15. Jahrhundert (z.B. 1475 in München) sogar ein Edikt des Papstes Benedikt XIV. von 1748 eine Brauchübung an diesem Tage untersagte, trägt gelegentlich den Namen „beramiger“, „bromiger“ oder „Beramfreitag“. Dieses Wort beruht auf dem mittelhochdeutschen Substantiv „râm“, das „Ruß“ bedeutet.
Tatsächlich wird er vielerorts eben auch „rußiger Freitag“ genannt. Das Verbot konnte sich aber nie ganz durchsetzen.
So berichtet uns noch Josef Schlicht 1877:
„Der rußige Freitag (Freitag vor dem Faschingssonntag) bringt einen kernigen Hausjux ins Land. Nämlich, wer an diesem Tag in eine fremde ilmländische Stube tritt, ohne wohl auf seiner Hut zu sein, dem wird jählings eine Handvoll Pfannenruß auf die Backe gestrichen. Selbst die Mutter tut´s, besonders gern führt aber die erwachsene Tochter den Schabernack auf; indes die alleremsigsten in dem Stück sind natürlich die Wirtsdianln. Jede hat am rußigen Freitag eine schwarze Hand. Und sowie ein Bursch die Türschnalle Drückt, um in die Zechstube zu treten, im Pfennigsagen (so schnell) sitzt ihm auch von rückwärts angeflogen ein possierlicher Rußfleck im Gesicht. Den Gipfel, wenn der biedere Bursch in der Zipfelhaube, ohne es zu ahnen, seine angehexte, schwarze, neckende Liebesschmarre hinter der Nase nicht nur den ganzen Zechabend führt, sondern auch noch nach Hause trägt.“
Nach Franziska Hager kam der Brauch aber dann doch immer mehr ab, so dass er Mitte der zwanziger Jahre kaum mehr geübt wurde
Faschingssamstag :
Ähnliches wie für den Faschingsdonnerstag gilt auch für den Samstag, der vielerorts als „schmalziger“ oder „Schmalzsamstag“ bekannt ist, weil an ihm die Schmalzküchlein, also die „Fastnachtskrapfen“ gebacken wurden. Dieser Begriff ist schon 1462 für Augsburg und 1643 für Ulm belegt.
Die „fetten“ Tage begannen mit dem „schmalzigen Samstag“ . An diesem Tag wurden von der Bäuerin Unmengen von Schmalznudeln , Ausgezogene und Krapfen gebacken , daher auch dieser Beiname.
Folgender Reim ist dazu überliefert :
Lustig is de Fasenacht,
wenn mei Muatta Kiache bacht,
wenn sie aber koane bacht
pfeif i auf de Fasenacht.
Faschingssonntag :
In der Gegend um Augsburg und Ulm findet sich dann auch für den Sonntag der Begriff „Küchlesonntag“.
Faschingsmontag :
Der Montag dagegen war in Süddeutschland bis ins 20. Jahrhundert nie ein besonderer Tag. Und selbst der „Rosenmontag“ im Rheinland erhielt seinen Namen erst nach 1824, weil das Komitee, das seit 1824 die Umzüge des Kölner Karnevals vorbereitet, am Sonntag Laetare (Mittfasten) bzw. dem ihm folgenden Montag seine Generalversammlung abhielt. Und da dieser Sonntag Laetare seit dem 11. Jahrhundert „Rosensonntag“ hieß, weil an diesem Tag der Papst mit einer goldenen Rose in der Hand auf den Altan des Laternpalastes trat, um durch sie, das Sinnbild Chrsiti in seiner Passion, auf die am darauffolgenden Sonntag anhebende Leidenswoche und das Auferstehungsfest vorauszuweisen, nannte sich das Komittee „Rosenmontagsgesellschaft“.
Von dieser Gesellschaft aus übertrug sich nach 1830 der Begriff „Rosenmontag“ auf den Montag, an dem die von der Gesellschaft vorbereiteten Umzüge stattfanden. Die ältere Bezeichnungen für diesen Montag sind daher auch „guter“ oder „blauer“ Montag, wohl weil am Nachmittag dieses Tages nicht gearbeitet wurde, im bairisch-fränkischen Raum seit dem 15. Jahrhundert aber auch „geiler Montag“, was damals noch nichts anderes als „fröhlich“ und „übermütig“ bedeutete und nur am Rande auf sexuelle Freizügigkeit abhob.
Faschingsdienstag :
Der Faschingsdienstag wird regelmäßig als „Narrenfastnacht“ bezeichnet, weil bei ihm von alters her besonders viele Narren auf den Straßen ihr Unwesen trieben, wie gesehen als „Laienfastnacht“, analog zum Faschingsdonnerstag auch als „unsinniger Dienstag“, im Unterschied zur „falschen“ am Montag nach Quadragesima auch „rechte Fastnacht“ bezeichnet.
Auf dem Lande hieß dieser Tag vereinzelt auch „Schnitzdienstag“, weil das bäuerliche Hauptgericht an diesem Tag aus gedörrten Birnenschnitzen und Speck bestand.
Schließlich wurde in der Regel am Faschingdienstag auch die Faschingszeit beendet. Nur mancherorts führte man die Begräbniszeremonien für die Fastnacht erst am Aschermittwoch durch, was von der Geistlichkeit sehr kritisch betrachtet wurde. Im besagten Edikt des Papstes Benedikt XIV. von 1748 wird auch darauf Bezug genommen: Es sei unerträglich, dass hin und wieder Gläubige am Aschermittwoch in ihren Fastnachtskleidern, nur mit einem Überwurf angetan, das Aschenkreuz empfingen und anschließend zu Bett gingen, um erst einmal den Rausch des letzten Fastnachtstages auszuschlafen.
Der Aschermittwoch sei gewissermaßen das Tor zum Fasten, und wer den Eingang entweihe, sei nicht würdig, das Heiligtum zu betreten. Dass jemand in Karnevalskleidern zum Altar gehe, widerstreite der schuldigen Ehre der Kirche.
Versuche der Ausdehnung nach vorne und hinten
Es wurde wieder und wieder versucht, die „fetten“ bzw. „tollen“ Tage noch weiter auszudehnen. Noch im 18. Jahrhundert versuchte man zum Beispiel in Venedig, den Beginn des Karnevals soweit vorzuziehen, dass die Maskenherrschaft schließlich von Anfang Oktober bis Aschermittwoch mehr als fünf Monate betrug, nur unterbrochen von der Advents- und Weihnachtszeit. Und ähnliches dürfte hinter dem Ausspruch von Grimmelshausen stehen, der darauf verwies, dass das „biß Faßnacht währende Fressen und Saufen bei uns Teutschen um Martini einfällt“. Tatsächlich war der Martinitag, der „Fasching“ der Adventszeit, solange die Adventszeit als Fastenzeit gehalten wurde. So kommt es auch nicht von ungefähr, dass der Martingstag, der 11. November, als Beginn des Faschings gehandelt wird, zumal er sich für die Schnapszahl 11.11. um 11.11 Uhr eignet. Allerdings gilt dies eben nur, wenn man die Adventszeit nicht als allzu strenge Fastenzeit nimmt, was bereits im 18. Jahrhundert immer mehr der Fall gewesen zu sein scheint.
Aber auch der Aschermittwoch als strenge Scheidelinie zwischen Faschings- und Fastenzeit wird immer wieder einmal zu durchbrechen versucht. Als 1978 die Fastnacht sehr früh einfiel, so dass die Zeit für die zwischen Epiphanie und Aschermittwoch üblichen Tanzveranstaltungen nicht ausreichte, entschloß sich die Direktion des „Bayerischen Hofes“ in München, etwa 20 Bälle, darunter den „Magnolienball“ der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft, den Ball der Österreichisch-Bayerischen Gesellschaft sowie die närrischen Feste der Metzger, Zahnmediziner und einiger Großbetriebe, unter Beibehaltung der Faschingsdekoration in die Fastenzeit hinein fortzuführen. Dieses Vorhaben wurde sofort vom Erzbischöflichen Ordinariat als „reichlich närrisch“ und „außerordentlich bedauerlich“ beanstandet. Prälat Anton Maier trat in einer Presseerklärung entschlossen gegen eine Verlängerung des Faschings ein. Der Aschermittwoch sei nicht nur die geistliche Grenze des Faschings, er gebe ihm vielmehr erst seinen Sinn.
Den Fasching über diesen Tag hinaus zu verlängern, würde bedeuten, ihn aus seinem traditionellen und kulturellen Rahmen herauszunehmen. Deutlicher noch hob an Fastnacht 1978 selbst der damalige Münchener Erzbischof Joseph Kardinal Ratzinger hervor, der Fasching sei zwar kein kirchliches Fest im engeren Sinn, „aber doch nicht ohne den Festkalender der Kirche zu denken“. Der Mensch bedürfe des „Wissens um den Rhythmus der Zeit“, in dem alles seinen Platz habe, das Sinnliche wie das Geistige. Es sei daher „töricht“, den Fasching verlängern zu wollen, „wenn Geschäfte und Terminkalender dazu raten“, weil auch der Fasching durch die Herausnahme aus dem Jahreslauf seinen eigentlichen Sinn verliere. Ähnlich hartnäckig wie die Narren versuchte also die Kirche diesem Ansinnen nach „Verlängerung“ immer wieder entgegenzusteuern. Die Kirche schwankte also in Bezug auf die Faschingsbräuche ständig zwischen Zustimmung und Ablehnung, Verständnis und Begrenzung.
Wetterregel:
Wie das Wetter in den Faschingstagen, mag es sein auch an den Ostertagen.
Text : Miche Huber
Quellen : Paul Ernst Rattelmüller, Franziska Hager, Albert Bichler, Rudolph Eisbrenner
April schicken
„An scheena Gruaß vom Herrn Lehrer Aublinger, um zehn Pfennig an rot‘n Provisa.“ So schickte am 1. April 1884 der junge Hilfslehrer in Prien am Chiemsee die zehnjährige Franzi Hager zur Apotheke. Und der rothaarige Herr Provisor gab dem Schuldirndl lächelnd ein Schachterl mit Quittenpaste.
Über hundert Jahre trennen uns von dieser Begebenheit, aber noch immer werden die Kinder und andere Harmlose Jahr für Jahr am 1. April
um ein Stranitzl Iglsamen,
um eine Portion Oxdradium,
um ein Schachterl ibidum,
um G‘wichter für d‘Wasserwaag und
um ein Flascherl Krebsblut geschickt.
Der Aprilscherz ist kein landschaftsgebundenes Brauchtum in engerem Sinn. Ihn kennt man in weiten Teilen Europas. Lediglich „die War‘“, um die der Gewitzte den Einfältigeren schickt, ist ihrer Dialektfärbung ebenso wie der „Loawedog“ und der „Oachkatzlschwoaf“ nicht austauschbar.
Der Legende nach ist der 1.April ein schwarzer Tag, weil Judas an einem ersten April geboren worden sein sollte. Nach anderem Glauben soll sich Judas am 1.April erhängt haben.
Zudem sei der 1. April angeblich der Tag des Einzugs Luzifers in die Hölle und daher ein Unglückstag, an dem man sich besonders vorsehen müsse.
Vergessen ist, dass der 1. April früher als „Schwendtag“ galt. Alles, was an diesem Tag begonnen wurde, nahm keinen Fortgang, es schwand. Aller Anfang war glücklos. Der Aberglaube war so verbreitet, dass nur wenige sich an diesem Tag Wunden mit Heilkräutern zu behandeln wagten.
Die Wirkung der Kräuter verkehrte sich nach dem Volksglauben ins Gegenteil. Wer sich am 1. April verletzte oder krank wurde, glaubte nach einen schlechten Heilprozess. Der Doktor von Seeon sagte noch in den dreißiger Jahren einmal : „Unsere Leut leben noch immer im Mittelalter.“
In den April schickten schickten schon die Kelten, Inder, Perser und Römer ihre Zeitgenossen. Einen „Hul-Narr“ nannten die Leute am Ganges jemanden, der auf solch einen Scherz hereinfiel.
Als vor Generationen oberbayerische Zeitungen berichteten, das Oktoberfest sei „ aus Zweckmäßigkeitsgründen“ auf den 1. April verlegt worden, kamen Tausende aus Stadt und Land zur Theresienwiese. Ein Rosenheimer war dabei. Er erzählte : „Mia ham hoit an Josefibock als Wiesnmaß trunka, und um achte auf d‘Nacht hat kaam no oana g‘wußt, ob‘s Aprui oder September is.“
Einen große Gaudi gab es an einem 1. April wenige Jahre vor dem Ersten Weltkrieg.
Das „Reichenhaller Tagblatt“ hatte viele Bürger mit der Nachricht zum Thumsee hinausgelockt : „Die berühmte amerikanische Artistin Evelyne wird am 1. April mit ihren selbsterfundenen Wasserschuhen den Thumsee zu Fuß überqueren.“
Tausende harrten damals bis zur einbrechenden Nacht am Seeufer aus, ohne Evelyne geshen zu haben. Die Zeitung war seinerzeit jedoch selbst in den April geschickt worden. Jahre später traf eine Feldpost in Reichenhall ein. Der Landser gestanden, dass sie die geistigen Väter der „Miß – Evelyne“ waren.
Wie es dazu kam, dass der 1. April zum Tag für besondere Scherze wurde, ist bislang unbekannt. Gesichert ist dem Theologen Manfred Becker-Huberti zufolge einzig, dass es schon im Volksglauben der Antike eine Vielzahl von angeblichen Unglückstagen gab (vergl. Freitag der 13.), zu denen regelmäßig auch der 1. April zählte.
Häufig werden auch diese (ungesicherten) Erklärungen angeführt:
- Auf dem Augsburger Reichstag von 1530 sollte unter anderem das Münzwesen geregelt werden. Aus Zeitgründen kam es jedoch nicht dazu, so dass für den 1. April ein besonderer „Münztag“ ausgeschrieben wurde. Als der 1. April kam, fand dieser Münztag dann doch nicht statt. Zahlreiche Spekulanten, die auf diesen Münztag gesetzt hatten, verloren ihr Geld und wurden auch noch ausgelacht.
- Der französische König Karl IX. führte 1564 durch das Edikt von Roussillon eine umfangreiche Kalenderreform durch und verlegte den offiziellen Jahresanfang auf den 1. Januar. In einigen Regionen Frankreichs feierten die Menschen aber – zum Teil aus Unwissenheit – weiter Ende März. Sie sollen als „Aprilnarren“ verspottet worden sein.
- Auch das bekannte Aprilwetter („April, April kann tun, was er will…“) wird als Erklärung herangezogen.
- Ein weiterer möglicher Ursprung des Brauchs ist auf ein Ereignis während des Achtzigjährigen Krieges in den Niederlanden zurückzuführen. Am 1. April 1572 wurde Brielle als erste holländische Stadt von den Wassergeusen erobert. Dem verhassten spanischen Statthalter Fernando Álvarez de Toledo „drehte man daraufhin eine Nase“, was sich bis heute in den holländischen Geschichtsbüchern manifestiert: „Op 1 april verloor Alva zijn bril“ (Am 1. April verlor Alba seine Brille!).
- Angeblich bat an einem 1. April ein sechzehnjähriges Mädchen, dessen Name unbekannt ist, Heinrich IV., König von Frankreich in den Jahren 1589–1610, der sich jungen Damen geneigt zeigte, schriftlich um ein heimliches Rendezvous in einem diskreten Lustschloss. Als Heinrich zu dem Tête-à-tête erschienen sei, habe ihn überraschend der versammelte Hofstaat begrüßt, vorgestanden von seiner Gemahlin Maria von Medici , welche ihm untertänigst dafür gedankt haben soll, dass er ihrer Einladung zum „Narrenball“ gefolgt sei.
Kinderreim:
Man schickt am 1. April
den Ochsen, wohin man will;
oft auch am 1. Mai
den Ochsen in das Heu.
Schickt man ihn nah,
ist er gleich wieder da;
schickt man ihn weit,
so wird er gescheit.
Text : Miche Huber
Quellen : Franziska Hager Hans Henn / Druderhax und Allelujawasser – Rosenheimer Verlag
Bauernweisheiten – Stürz Verlag / Würzburg
Walpurgisnacht
Die Walpurgisnacht ist ein traditionelles europäisches Fest am 30.April
Der Name Walpurgisnacht leitet sich wahrscheinlich von Walpurga (auch Walburga oder Walpurgis) ab, einer Äbtissin aus England (710–779). Der Gedenktag dieser Heiligen wurde im Mittelalter am 1. Mai gefeiert (heute 25. Febr.). Die Äbtissin wird dargestellt mit schwarzen Benediktinerhabit, mit Stab, Regelbuch, Ölfläschchen, drei Ähren in der Hand, weil sie ein Kind vom Hungertode erretete.
Mythologisch findet die Walpurgisnacht (ähnlich dem keltischen Fest Beltane) als Mondfest in der Nacht des ersten Vollmondes zwischen der Frühjahrstagundnacht- Gleiche und der Sommersonnenwende statt. Traditionell gilt jedoch die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai als die Nacht, in der angeblich die Hexen ein großes Fest abhalten. Spätestens ab den Hexenprozessen des 16. und 17. Jahrhunderts tritt das Motiv der Teufelsverehrung hinzu.
Die letzte Nacht im April ist eine Frei– oder Losnacht . In der gefürchteten Nacht zum 1. Mai trieben, der Sage nach, die Hexen und Druden ihr Unwesen. Früher ließ der weitverbreitete Aberglaube die Menschen vor ihnen zittern. In der Walpurgisnacht wurden deshalb auf Feldern und Anhöhen die „Hexenfeuer“ entzündet, um so die letzten Winterdämonen zu vertreiben. In dieser Nacht unternahmen sie nach altem Volksglauben einen letzten Versuch, den Einzug des Frühlings zu verhindern. Und so kam es, dass sich die Menschen vor diesen bösen Mächten zu schützen versuchten. Zur Abwehr der Hexen streute man geweihtes Salz auf die Türschwelle. Besonders geeignet schien, um jeglichen bösen Zauber fernzuhalten, der Besen. Deshalb stellte man ihn mit dem Reisig nach oben an die Mauer, damit sich daran die Hexe verfangen konnte. Man war auch überzeugt, dass ein Besen, der in der Walpurgisnacht nicht aufgeräumt wurde, der Hexe zum Reiten diente.
Die auch heute noch in weiten Teilen Deutschlands gefeierten Hexenfeuer gehen mutmaßlich auf diese Tradition zurück. Mit der sehr rigoros gehandhabten Christianisierung nicht nur in Deutschland wurden diese alten Bräuche als heidnisch verdammt, die ursprüngliche, nach Ansicht einiger Forscher auf matriarchalische Gesellschaftsstrukturen zurückgehende Bedeutung ging verloren und in harmlos-ländlichem Jugendbrauchtum auf.
Über die Walpurgisnacht schreibt Franziska Hager unter anderem :
Der Mesner hatte zuvor beim Betläuten die hexenbannende Wetterglocke geläutet. Die Bäuerin warf geweihten Palm ins Herdfeuer. Das Drudenkraut, das an die Stalltüre genagelt wurde, war ein Bärlappkranz, der aus einer einzigen Ranke gewunden sein musste. In der Schlafkammer schwebte von der Decke die „Unruh“. Dieser Hexenkranz ist ein Vorläufer der heute modernen Mobile. An ihnen hingen früher einmal nur Druidensterne. Diese Art war jedoch bei uns nicht bekannt. Die „Unruh“ schützte gegen den „Kram“, den durch die Drud verursachten Krampf, den wir als Alpdruck kennen.
Viele der Bräuche bei Frühlingsfesten ranken sich um junge Paare, die symbolisch für die menschliche Gemeinschaft stehen. Der Gang zwischen zwei Walpurgisfeuern soll reinigen und Seuchen fernhalten (Walpurgis gilt als Schutzheilige gegen Pest, Husten und Tollwut).
Weiter schreibt Franziska Hager :
Der Schnappen bei Marquartstein galt früher in der Walpurgisnacht als „Brautschauberg“. Junge Leute stiegen in dem Glauben zu ihm auf, hier oben ihre künftige Frau zu treffen. Um diesen Brauch verstehen zu können, muss man sich in die verkehrsarme Zeit des vorigen Jahrhunderts zurückversetzen Mancher Bursch und manche Dirn verließen das ganze Jahr nicht die engere Heimat. Wo sich die Gelegenheit bot, Bekanntschaften zu machen, oft waren es Wallfahrten, griff man sie auf. Um Hochzeiter zu schauen, kannten die Mädchen einen ganzen Sack voll Bräuche. In der Walpurgisnacht konnten sie es, wenn sie auf einen roten Tuch schliefen oder sich an einen Rossbauch legten.
Damit die Hex in dieser Nacht den Kindern nicht Schaden zufügte, legte die Großmutter den Enkeln die Strümpfe kreuzweise vor das Bett.
Die Dirndl schliefen oft unruhig in dieser Nacht. Wenn am Morgen des ersten Mai vor einem Kammerfenster, vor der Stalltür oder auf dem Misthaufen „Stauden steckten“, dann galt das als Auszeichnung, Lob für eine künftige gute Hauserin. Mit dem grünen Boschen auf dem Hausdach sagte der Bursch dem Mädchen seiner Wahl die „Liab“ an. Was aber einem Bauern ein Haberfeldtreiben, das bedeutet einer Dirn der Schandboschen. Das war ein Strohwisch oder ein dürrer Fichtengipfel. Er war nichts anders als Pranger, Ausdruck eines Sittengerichts. Fast unerreichbar steckte er auf dem Dachfirst.
Einen frommen Brauch gab es in Waging, zu einer Zeit, wo der See noch nicht abgesenkt war und das Dorf noch seinen Namen „Waging am See“ zurecht führte. Kleine Fichtenbäume wurden auf den Feldern in die vier Getreidesorten gesetzt. Jedes Bäumchen trug zwei geweihte, übers Kreuz aufgebundene kleine Kerzen. Die jungen Fichten blieben bis zur Ernte stehen. Es war ein schlechtes Omen, wenn bei der Mahd ein Schnitter auf ein herabgefallenes Kerzenkreuzel stieß. Nach dem Volksglauben war es dem Mann aufgegeben, als erster auf dem Hof zu sterben.
.Neben „Walpurga“ steht noch „Philipp“ im Kalender. Der Schabernack, der in dieser Freinacht getrieben wurde und noch immer wird, heißt „philippeln“ oder einfach „Sach vertragen“.
Keltisches Brauchtum
Der 1. Mai soll für die Kelten einer der wichtigsten Tage ihres religiösen Jahres gewesen sein: Sie feierten den Beginn der Sommerzeit, in der die Erde wieder zum Leben erwacht. Auch die Germanen kannten mutmaßlich derartige Frühlingsfeste. Sie feierten es mit Freudenfeuern und befragten die „weisen Frauen“, die “ Hagazussen „, die in den „heiligen Hainen “ angeblich auf der Schwelle zwischen der Menschen- und der Geisterwelt saßen, nach der Zukunft .
Mit Beginn der Christianisierung wurde der „heidnische Hokuspokus“ zu Treffen finsterer Mächte umgedeutet und die Hagazussen wurden als „Hexen“, als weibliche Verkörperung des Bösen, die mit dem Teufel im Bunde waren, diffamiert . So wurde in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai weiter um das Feuer getanzt — jetzt allerdings zur Abwehr der Hexen. Die Menschen zogen weiter lärmend durch die Straßen. Nicht mehr, um den Frühling zu begrüßen, sondern um Geisterwesen zu verscheuchen. Zum Schutz vor den Hexen malte man weiße Kreuze an Häuser und Stallungen oder streute geweihtes Salz auf die Türschwellen. Die Besen wurden in dieser Nacht mit dem Reisig nach oben aufgestellt. Mancherorts war es üblich, dass die jungen Männer mit Peitschen knallend durch die Straßen zogen.
Die Bräuche haben sich im Laufe der Zeit gewandelt. Die wenigsten wissen wahrscheinlich noch um den Ursprung der Walpurgisnacht. Übriggeblieben ist teilweise nur noch das als Schabernack gedachte Beschädigen und Entwenden des Eigentums Anderer, um diese zu ärgern. Auf dem Brocken , dem Hexentanzplatz und der benachbarten Rosstrappe — mutmaßliche Zentren des alten heidnischen Walpurgisnacht-Brauchtums im Harz ist davon heute nur noch eine Touristenattraktion übrig geblieben.
Trotz aller Aufklärung gilt aber auch heute noch die Walpurgisnacht als „Freinacht“, in der in Anlehnung an das einstige Hexentreben manch Unsinn erlaubt ist. Dieser Freinachtsbrauch wird immer wieder missbraucht um üble Streiche zu spielen, und zeigt dass der alte Brauch von vielen gänzlich missverstanden wird.
Wetterregeln
Für die Walpurgisnacht gibt es viele Wetterregeln wie:
Regen auf Walpurgisnacht hat nie ein gutes Jahr gebracht .
Ist die Hexennacht voll Regen, wird’s ein Jahr mit reichlich Segen.
Wenn zu Walpurgis der Schlehdorn blüht, wird zu Jakobi der Kornschnitt.
Zu Philipp und Jakob Regen, bedeutet viel Erntesegen.
J.W.Goethe: Faust — Der Tragödie erster Teil V. 4015 ff
MEPHISTOPHELES:
Das drängt und stößt, das ruscht und klappert!
Das zischt und quirlt, das zieht und plappert!
Das leuchtet, sprüht und stinkt und brennt!
Ein wahres Hexenelement!
Nur fest an mir! sonst sind wir gleich getrennt.
Wo bist du?
FAUST (in der Ferne):
Hier!
MEPHISTOPHELES:
Was! dort schon hingerissen? Da werd ich Hausrecht brauchen müssen.
Platz! Junker Voland kommt. Platz! süßer Pöbel, Platz!
Hier, Doktor, fasse mich! und nun in einem Satz
Laß uns aus dem Gedräng entweichen;
Es ist zu toll, sogar für meinesgleichen.
Dortneben leuchtet was mit ganz besondrem Schein,
Es zieht mich was nach jenen Sträuchen.
Komm, komm! wir schlupfen da hinein.
FAUST:
Du Geist des Widerspruchs! Nur zu! du magst mich führen.
Ich denke doch, das war recht klug gemacht:
Zum Brocken wandeln wir in der Walpurgisnacht,
Um uns beliebig nun hieselbst zu isolieren.
Text: Miche Huber, Tel.: 08641 / 1681
Quelle Fotos: Wikipedia
Sonnwend– oder Johannifeuer
Sommersonnwende, die Sonne hat den höchsten Stand des Jahres erreicht. „Von Veitl bis Hanneskent, braucht d‘Sunna bis Umawend.“ So beschreibt ein alter Bauernspruch die Sommersonnwende, denn vom St. Veitstag (Vitus, 15 Juni) an strebt die Sonne mit aller Kraft ihrem Höhepunkt zu.
Seit ältester Zeit wurden die längsten und kürzesten Nächte freudig begrüßt. In der Nacht zum 21. Juni, dem kalendarischen Sommerbeginn, wird nach alter, heidnischer Tradition der Sommer mit Sonnwendfeuern auf den Höhen begrüßt. Heutzutage finden diese alten Bräuche wieder mehr und mehr Beachtung. In ganz Bayern finden in diesem Zeitraum Sonnwendfeiern (oder auch Johannifeiern am 24. Juni) statt. Besonders beeindruckend sind die Feuer auf den Bergkuppen in den Bayerischen Alpen, wo auf den umliegenden Berggipfeln Feuer entzündet werden. Dem beliebten heidnischen Brauch versuchte die Kirche schon frühzeitig dadurch entgegenzuwirken, dass sie das Namensfest des Hl. Johannes des Täufers (24. Juni) mit dem Sonnwendfeuer in Verbindung brachte. So erklärt es sich auch, dass, das Sonnwendfeuer bei uns zum Johannifeuer geworden ist.
Der etwas in Vergessenheit geratene Brauch erfreut sich in den letzten Jahren wieder steigender Beliebtheit, vor allem durch die Bemühungen der Trachtenvereine und Heimatpfleger, die Jugend wieder zu begeistern für den Brauch an Sonnwend, an Johanni aber auch an Peter und Paul, Feuer zu brennen.
Wir kommen herein weit über‘n Rain,
San unsa Buam acht oder neun,
Ihr Herr und Frauen, lasst‘s euch grüaßn,
Es sollt‘s uns an Arm voll Scheitl eischiaßn.
A Arm voll Scheitl is no net gnua,
Prügl und Bauschn a dazua.
Heiliger Florian, zünd uns‘s Feuer an !
Heiliger Jakob, schenk uns an Hackstock !
Heiliger Veit, schenk uns a Scheit !
Heiliger Bartlmä, schick uns grad heit koan Schnee !
Heiliger Veit schenk uns a Scheit,
Heiliger Hans, a recht a langs,
Heiliger Schix, a recht a langs,
Heiliger Florian, kennt‘s Feuer an.
Gebt‘s uns koa Steuer net,
Lebts ös grad a Jahr mehr sched.
Sunnwendfeua, Sunnwendfeuer,
Der Howan, der is teua !
Wer koa Holz zum Feuer gibt,
Erreicht das ewige Leben nicht.
Mit solchen Verseln gingen die Holzbettler einst vor Sonnwend im Chiemgau von Haus zu Haus.
Die Verse sind vergessen, die Feuer brennen wie eh und je.
Die Sonnwendfeuer zählen bei uns immer noch zu den sommerlichen Bräuchen, die am Abend die Leute drunten im Tal vor die Häuser und aus den Städten locken. Früher wanderte um die Zeit des Gebetläutens das ganze Dorf zu dem auf einem Hügel errichteten Scheiterhaufen. Mit dem Glockenschlag wurde der Holzstoß entzündet, wenn irgendmöglich mit Karsamstagkohle. Vor hundertfünfzig Jahren gingen die Leute rosenkranzbetend um das Feuer.
Es war schon eine Art von Haberfeldtreiben, eine bäuerliche Selbstjustiz, wenn bis zur vorigen Jahrhundertwende im Schein des Feuers ein Schandgericht gehalten wurden. Der faule Knecht, die schlampige Dirn, der verschwenderische Bauer und die geizige Bäuerin, der nichtsnutzige Loder und seine „guattüchane Dirn“ wurden in gereimter Rede „angebannt“. Mancher kam darum gar nicht zum Sonnwendfeuer, und manch einer war froh, wenn die Litanei ihr End hatte. Dann kamen die Dirndl, holten versteckt unter dem „Fürta“ ein Kranzl hervor. Das „Wunderkranzl“ flog ins Feuer, wobei keine sagte, was sie dachte, aber jeder hatte einen heißen Wunsch. Diesen Brauch kennt man nicht mehr. Aber der „Hansl“ eine lebensgroße mit Stroh ausgestopfte Puppe, steckt noch auf einer Stange über manchem Johannisfeuer. Der „Hansl“ ist ein Winterdämon, die „Gretl“ eine Wetterhex oder dem Winter seine Großmutter.
Wenn der Spuk zusammengebracht und ins Feuer fiel, der Winter ganz ausgetrieben war und das Feuer alles Böse verzehrt hatte, begann oder beginnt heute noch immer das Feuerspringen.
Übern Kopf, untern Kopf,
Tua i mei Hüatl schwinga,
Deandl, wannst mi gern willst ham,
Tuast mit mir durchs Feuer springa !
Es war früher ein ungeschriebenes Gesetz, dass das Dirndl, mit dem der Bursch Hand in Hand über die heiße Glut sprang, zumindest für ein Jahr „sein Dirndl“ war. Ein Paar folgte dem anderen. Eine grobe Hand schob sich in eine zarte und umspannte sie zum Anlauf. Mit einem festen Griff reißt der Bursch auch heute noch das scheinbar widerstrebende Dirndl, um die Hüfte fassend, hoch und über das Feuer hinweg.
Das „Feuerjucken“ war ein Glückspiel. Es war Herausforderung.
Der Bursch, dem dreimal der Sprung gelang ohne versenkt oder angebrannt zu werden , galt ein Jahr gefeit gegen Fieber und Kreuzweh. Das Dirndl aber, das vor dem Absprung ausbrach, galt als „ungesengt“ und wurde von seinem Begleiter oft nicht mehr „angebrannt“, das heißt, er ließ es stehen.
Johanni war eine Freinacht, eine der großen Geisternächte im Jahr. Alle Überirdischen gingen an diesem Tag um : Hex und die Drud, das Irrlicht und der Weiz. Tod und Teufel schlichen nach Mitternacht um Schlafkammer und Stall, um zum Schaden von Mensch und Vieh einen Einschlupf zu suchen. Darum standen schon vor dem Gebetsläuten zwei Besen übers Kreuz vor der Stalltür. Die Hex und die Drud sollten sich im Reisig verfangen. Ein Bauschen wirres Stroh lag an derselben Stelle. Die geister mussten jeden der kleinen Halme zählen. Ehe sie diese Aufgabe hinter sich gebrachte hatte, war auch die Freinacht vorbei und damit ihre Macht.Die nächtliche Feuerstatt zeichnete am nächsten Morgen nur noch der Brandfleck im Gras. Alle Asche, Kohle und Scheit hatten die Johannisfeuerbesucher mit nach Hause genommen. Die Asche wurde über die Felder gestreut, sie sollet Hagel und Ungeziefer fernhalten. Die Holzkohlen grub der Bauer in den Acker. Sonnwendkohle bekam auch der Krautacker zum Schutz vor Krautwürmern. Sonnwendsteckerl steckten am nächsten Tag in den Feldern, und die Feuerscheite wanderten wiederum als eine Art Talisman hinter die Herdstatt.
Es stimmt, die Leute früherer Zeit hatten weniger Vergnügen und Zerstreuung unserer Art, schließlich fehlte das ganze Angebot, das mit dem Einzug der Technik kam. Ihr Erleben schöpften sie aus andern Quellen. Das Brauchtum war eine. Es war für sie eine Notwendigkeit, die nicht zuletzt ihrem Schutzbedürfnis entsprach.
Wetterregel
Nach St. Veit ändert sich die Zeit, alles geht auf die andere Seit.
St. Veit hat längsten Tag, die hl. Lucia macht‘s mit der Nacht ihm nach.
Wer dem Veit nicht traut, kriegt kein Kraut.
Von St. Johann läuft die Sonne winteran.
Vor Johanni bitt um Regen, nachher kommt er ungelegen.
Johanni gibt dem Obst das Salz, Jakobi das Schmalz.
Regen an Johannistag, nasse Ernt man erwarten mag.
Text: Miche Huber, Tel.: 08641 / 1681
Bayerische Trachtenfest
Seit Adam und Eva, religionsgeschichtlich gesprochen, durch eigenes Verschulden aus dem Paradies vertrieben worden sind, besteht für die Menschen die Frage: „Wos für a Gwand legn ma o?“. War es am Anfang nur ein Behelf aus Pflanzengeflecht bis hin zu den Tierfellen, welche Männer und Frauen in gleicher Art getragen haben, so wird aus der Überlieferung berichtet, dass die Kelten bereits Hosen und Röcke kannten.
Menschliche Geschicklichkeit hat zur Herstellung von Kleidung Leinen und Wolle verarbeitet und später sogar die Seide erfunden. Bei den Römern kann man schon von Mode sprechen, wenn auch die Germanen im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt noch sehr einfach mit gegürteten Fell- und Wollumhängen gekleidet waren. Stück für Stück in der Zweckmäßigkeit kamen hinzu: Schuhe, Kopfbedeckung, Sommer-/Winterbekleidung, Arbeits- und Festgewänder; auch Schmuck durfte nicht fehlen.
Zu den Gebrauchsgegenständen zur Verrichtung von Arbeiten und für den Lebens- und Wohnbedarf haben sich auch Musikinstrumente hinzugesellt. Nicht nur die Entwicklung der Sprache zählt zu den Kulturhoheiten der Völker, auch der Tanz war von jeher eine besondere kultische und kulturelle Ausdrucksweise.
Damit sind wir schon mitten in der Kleidermode und Brauchtumstradition. Es ist also ein guter Brauch, sich zu kleiden. Was kleinweis begann, entwickelte sich zu einer Vielfalt von Möglichkeiten und die Narretei der Fantasie und der Angeberei erkannte nicht mehr die notwendigen Grenzen des Geschmacks und der Sittlichkeit. Letzteres ist auch heute noch zu beobachten. Das Mittelalter bis hin zum beginnenden 19. Jahrhundert kannte noch die Untertänigkeit und so waren es die Herrschenden, die Geistlichkeit und die Gerichte, welche sich gegen Auswüchse wandten, Verordnungen erließen und Strafen auferlegten.
Dies galt für den Bereich des Kleiderverhaltens und ebenso für die Geselligkeit. Besonders betroffen davon war das Volk auf dem Lande. Aber von jeher war Zwang ein untaugliches Mittel, so auch in diesem Fall. Der menschliche Einfallsreichtum und der Freiheitsdrang des 18. und 19. Jahrhunderts taten das Übrige dazu, so dass sich die Kleidung weiter entwickeln konnte und die Mode immer wieder zum Durchbruch kam. Die Einflüsse waren Landes- und Staatsgrenzen übergreifend.
Dennoch lässt sich gegen Ende des 18.Jahrhunderts und im beginnenden 19. Jahrhundert feststellen, dass sich neben der allmählich wachsenden Allerweltsmode beim bäuerlichen Volk eine selbstständige Art des Gewandes entwickelt hat, die von Ort zu Ort und von Landesteil zu Landesteil ihre Unterschiedlichkeit in Schnitt, Farbe und Gestaltung aufweisen konnte. Diese Eigenheiten waren auch im Brauchtum zu erkennen. In dieser Zeit sind die Trachten entstanden und zu einem Begriff geworden.
Dies gilt nicht nur für Bayern, sondern auch für andere Länder. Nicht ein Ort, sondern die Zeit ist die Wiege der Tracht.
Trotz ihrer Kleidsamkeit und Schönheit, welche in ihrer Art auch Veränderungen in Farbe und Schnitt und zweckmäßige Erneuerungen erlaubte, hielt die Tracht der Mode in der Mitte und zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht stand. König Maximilian II., welcher auf seinen Reisen durch Bayern die Schönheiten der Trachten kennengelernt hatte, versuchte 1853 in einem Aufruf, nochmals auf die Gesinnung und Freiwilligkeit Einfluss zu nehmen, als er in einem Erlass forderte, anstelle von modischer Kleidung die Tracht zu tragen und damit vor allem von den Gemeinden, von den Lehrern und Geistlichen die notwendige Einwirkung auf die jüngere Bevölkerung erwartete. So sollten in den Rathäusern Abbildungen von Trachten aufgehängt werden und die Jugend sollte bei Erstkommunion, Konfirmation, Wallfahrten, Schulprüfungen und Preisverteilungen in Tracht erscheinen. Selbst die Vergabe von Trachten oder Einzelteilen an die ärmere Bevölkerung waren in diesem Plan mit eingeschlossen. Obwohl er über Jahre hinweg eine wahre Begeisterung erreichte und jährliche Berichte über die Ergebnisse einforderte, den Widerstand hoher Staatsbeamter des Finanzministeriums in Kauf nahm, so gelang es doch nicht, in die breite Bevölkerung einzudringen. Nach dem plötzlichen Tode von König Maximilian II. 1864 blieb es auch bei seinem Nachfolger Ludwig II. üblich, dass man die begründete Tradition fortführte und in Tracht korrekt gekleidet am Hofe erscheinen konnte. Diese Einstellung hat sich bei den Wittelsbachern bis heute nicht verändert.
Innerhalb von 7 Jahren sind es bereits so viele, dass sich davon 15 Vereine entschlossen haben, beim ersten Fest des neugegründeten „Gauverband I“ 1891 in Feilnbach teilzunehmen. Ab diesem Zeitpunkt kann man sagen, dass eine Trachtenbewegung entstanden ist. Die nachfolgenden Jahre bis zur Unterbrechung durch den 1. Weltkrieg und die Zeit danach zeigt, trotz Arbeitslosigkeit und Inflation, dass der Gedanke, der Wunsch und das Bestreben, die Trachten zu erhalten in Bayern nicht mehr aufzuhalten war. Das ganze Land von Berchtesgaden bis Lindau, von Passau bis Ulm und Bayrischzell bis Würzburg war ergriffen davon.
Der erste Versuch 1908, die bereits bestehenden 5 Gauverbände zu einem gemeinsamen Verband zusammenzuschließen, ist leider gescheitert.
Erst am 25. Oktober 1925 konnte man in München mit 10 Gauverbänden die große bayerische Dachorganisation der Trachtenbewegung gründen. Weitere Gauverbände mit Vereinen aus Schwaben, Franken, der Oberpfalz und Niederbayern schlossen sich in den nachfolgenden Jahren an.
Mit der Erhaltung der kurzen Lederhose, welche 1883 am Stammtisch in Bayrischzell von Lehrer Vogl als „kleidsame Tracht“ bezeichnet wurde, hat es angefangen, dass die Trachtenvereine mit ihren Mitgliedern heute der Grundstock unserer Trachtenbewegung sind, in den Gemeinden eine kulturelle Bedeutung haben, die Trachten als Farbtupfer unserer bayerischen Landschaft bezeichnet werden können und die Vereine selbst hinsichtlich ihres Aufgabenbereiches ein wesentliches Glied unserer Gesellschaft sind.
„Tracht braucht Gemeinschaft“: so ist es die sinnvolle Aufgabe der Gauverbände, diese Gemeinschaft über Gaugrenzen hinweg zu pflegen. Darin haben die Gaufeste ihre Bedeutung. „Die Tracht lebt“, sie entwickelt sich fort, aber nicht im Tempo einer Mode oder zum Zweck voller Kassen, nein, behutsam, wohlüberlegt und stets darauf achtend: „Das Herz darf es nicht kosten“. Hilfe und Unterstützung geben die Gauverbände. Sie sind aber auch die Wächter, wenn es darum geht, Tracht und Brauchtum zu bewahren und zu verteidigen. Zur Erhaltung dieser Kulturgüter sind Freiräume erforderlich. Der Bayerische Trachtenverband war in seiner Geschichte immer darum bemüht und bereit, diese Freiräume für den Bestand der Trachten, des Brauchtums und für die Entwicklung der Trachtenvereine sachpolitisch einzufordern. Dies wird auch in der Zukunft so geschehen. In dieser Hinsicht ist der Zusammenhalt Aller immer erforderlich. Die Kameradschaft ist das Bindeglied. Sie ist die Grundlage für eine offene Gesprächsbereitschaft innerhalb des Bayerischen Trachtenverbandes, aber auch zur Öffentlichkeit, zu den Behörden, zur „Obrigkeit“ des Landes, zum Nachbarn, zu den Gleichgesinnten in Bayern, Deutschland, Europa und den Kameraden in Nordamerika.
„Treu dem guten alten Brauch“
Auszüge aus einer zeitgeschichtlichen Betrachtung von Hans Zapf , Ehrenvorsitzender des Bayerischen Trachtenverbandes
Erntedank
Im Wettersegen, welcher als Ausdruck der Sorge um das tägliche Brot gespendet wird, sehen viele Christen bereits den Beginn des Erntedankfestes. Der Wettersegen wird sonntags am Ende der Heiligen Messe vom Priester gespendet.
Der Zeitraum variiert zwischen Kreuzauffindung am 3. Mai und der Kreuzerhöhung am 14. September, bzw. mancherorts bereits ab dem Hl. Markus, dem 25. April. Bei der Erntedankfeier, die meist in der Kirche, regional
auch als Prozession veranstaltet wird, werden Feldfrüchte, Getreide, Obst und Gartengemüse dekorativ aufgebaut und dargestellt. Dazu kommen natürlich auch andere Erzeugnisse aus der Natur, wie z.B. Mehl, Wein, Honig und Futtermittel wie Heu und Mais.
In vielen Orten gibt es Erntekronen, die aus Getreide, Weinreben oder Heu gebunden sind. Mit diesem Fest zeigt man die Dankbarkeit für den Ertrag aus der Landwirtschaft und den Gärten.
Man erinnert auch daran, dass es nicht allein in den Händen der Menschen liegt, über ausreichend Nahrung zu verfügen. Naturgewalten, Dürre, Not und Hunger, Verschwendung, Raubbau, Nachhaltigkeit und Wertschätzung der Nahrungsmittel sind Schlagworte, die gerade am Erntedankfest eine große Bedeutung haben.
In der röm/kath. Kirche ist das Erntedankfest seit dem 3.Jahrhundert belegt. Da es verschiedene Klimazonen gibt, wurde nie ein einheitlicher Termin festgelegt. Nach der Reformation wurde das Erntedankfest an verschiedenen Tagen gefeiert. Die Tage Bartholomä 24. Aug; Ägidii 1. Sept; Michaeli 29. Sept. oder auch Martini 11. Nov. kamen in Frage. Erst 1972 legte die Bischofskonferenz den 1. Sonntag im Oktober fest. Jedoch nicht für jede Gemeinde verbindlich und auch nicht verpflichtend. Doch in vielen Gemeinden ist dieses Fest des Dankes ein fester Bestandteil im Kirchenjahr geworden. So wird neben der Kräuterweihe am 15.August, Erstlingsfrüchtesegnung, die Eucharistie meist am ersten Oktober Sonntag als Dank für die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit gefeiert.
Ein besonderer Tag im kirchlichen Jahreslauf, den Kinder, Jugend, Aktive, Weiberleid und Mannerleid jederzeit mit der Tracht feiern dürfen und können. Ein Tag, der mit unserem Festtagsgewand belebt und aufgewertet wird, ein Festtag mit hohem Stellenwert.
Möglichkeiten der aktiven Mitgestaltung:
· Mithilfe bei der Dekoration der Kirche sowie die Gestaltung der Messe
· Binden von Erntekrone ( evtl. für Schule, Vereinsheim, Schaufenster usw. )
· Musikalisch Umrahmung
· Kinder basteln gern mit Heu (Kränze, Figuren)
· Herstellen von Brot, Kräuteressig und Öle, Marmeladen usw. für Verkauf oder Geschenke
· Ein schöner Anlass für gemeinsames Essen, Trinken und Hoagascht´n
Kathrein stellt den Tanz ein
Der Name ‚Kathrein’ geht auf die Heilige Katharina zurück, deren Namenstag am 25. November ist. Die Hl. Katharina zählt zu den 14 Nothelfern, ihre Symbole ein zerbrochenes Rad und ein Schwert. Sie gilt als die Patronin der Wagner, Müller, Jungfrauen, Mädchen, Studenten, Schüler, Bibliothekare.
Der Volksmund spricht auch von den drei heiligen Madeln : Margareta (20. Juli) mit dem Wurm, Barbara (4. Dez.) mit dem Turm, Katharina mit dem Radl, das sind die drei heiligen Madl.
Der Kathreintanz bildet am letzten Sonntag vor dem 25. November den Abschluss der im Sinne der Volkskultur ‚traditionellen’ Tanzsaison, ganz nach dem Spruch „Kathrein stellt den Tanz ein“. Danach beginnt der Advent mit einer Fastenzeit als so genannte tanzfreie Zeit.
Bestimmte Tage oder Zeitabschnitte mit Tanzverboten hat es in vielen Kulturen gegeben. Tanzen galt oft als unsittlich, schädlich oder gar als Ausdruck des Teufels . Vereinzelt galten bestimmte Tänze mit engerem Körperkontakt bis ins 19. Jahrhundert als unschicklich und behördlich verboten. Bestimmte Tänze brachen bis in die Neuzeit hinein immer wieder öffentliche Tabus und waren somit Anstoß des gesellschaftlichen Sittlichkeitsempfindens.
Wichtige Beispiele sind der Tango oder noch in den 1950er Jahren der Rock’n Roll . Im Mittelalter war das Tanzen Christen zeitweise vollständig untersagt.
Später bezog sich das religiös bedingte Tanzverbot im christlichen Kulturkreis besonders auf den Freitag, später auf den Sonntag sowie auf die Karwoche, das auch Gesetzeskraft gewann.
Tanzverbot im Nationalsozialismus nach Kriegsbeginn
Dem „Ernst der Lage“ entsprechend, wurden in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland bereits kurz nach Beginn der Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs im September 1939 öffentliche Tanzveranstaltungen untersagt. Das allgemeine Verbot musste jedoch gelockert und zeitweise ganz aufgehoben werden, weil die Wehrmachtsführung Tanzunterhaltungen für Soldaten als „kriegswichtig für die Kampfkraft“ einstufte. So wurde auch das per Erlass des Reichsinnenministers und SS-Führers Heinrich Himmler im April 1941 erneuerte allgemeine Tanzverbot nicht einheitlich befolgt. Strikt verboten waren Tanzveranstaltungen erst ab Februar 1943 nach der verlorenen Schlacht von Stalingrad mit dem Untergang der 6. Deutschen Armee. Der NS-Propagandist Walter May-Hermannstadt verteidigte das Verbot am 11. April 1943 in einem in regionalen Wochenzeitungen veröffentlichten Leitartikel: „Das Tanzverbot ist ein Ausdruck der Solidarität der Jugend mit der kämpfenden Front.“
„Wann darf im alten Bauernkalender getanzt werden ?“
Diese Frage stellten Franziska Hager und Hans Heyn 1973 in vier Dörfern des Landkreises Rosenheim Burschen und Mädchen zwischen 16 und 22 Jahren. Ale Befragten sind auf Höfen zu Hause. Alle wussten sie, in der Karwoche darf getanzt werden, und fast alle antworteten „Kathrein stellt den Tanz ein“. Es war auffalllend , dass sie alle Tanzverbote nannten, nicht aber die tanzfreien Zeiten.
Noch vor einer Generation, nämlich Anfang der dreißiger Jahre, waren der Jugend auf dem Dorf die Tanzzeiten so vertraut wie die Feiertage im Jahr oder die Jahreszeiten. Getanzt wurde im Bauernjahr von Dreikönig bis Faschingsdienstag, vom Ostermontag bis zu den Feldbittgängen und von Kirchweih bis Kathrein.
Dieser Kalender ist bis heute fast vergessen, die Zeiten, zu denen in keinem der Dörfer zwischen Salzach und Inn ein öffentlicher Tanz angeschlagen ist, sind auf wenige Tage im Jahr geschrumpft. Der größte Wandel hat sich bei den Tänzen selbst eingestellt. Die Volkstänze sind von den Tanzböden verschwunden, von den modernen verdrängt. Volkstanz hat nur noch dort eine Chance, wo er in Gruppen und Vereinen gepflegt wird.
Ein Preisplattler, den heute ein jeder Trachtler kennt, ist der „Häuslratz“.
Interessant ist seine Geschichte:
In der Nähe von Traunstein hauste ein Kautz in einer „Hiawan“, das heißt, er lebte in der Hütte mit Ratten und Mäusen zusammen, denen er allerlei Kunststücke beibrachte. Der Mann war leutscheu, fand aber anderseits einen solchen Spaß am Schuhplatteln, dass es ihn immer wieder zu den Tanzböden zog. Er tauchte auf, plattelte für sich und verschwand wieder.
Der Alte hatte, wie wir heute sagen, schon damals eine Art „ständige Begleiterin“. Sie lebte vom Lumpensammeln und vom Maskenverleih und ging jahraus jahrein Maschkera. Weil sie Franziska hieß, nannte sie die Leute die „Maschkernfranz“. Sie hatte Zugang zum Ratzenhäusl.
Die beiden waren im ganzen Chiemgau ein Begriff. Die Ratten und die Mäuse wurden die lange Zeit, da der Häuslratz mit der „Maschkernfranz“ unterwegs war, nicht gefüttert. Das Häusl verwandelte sich dann zur Ratzenburg. Es ist überliefert, dass das Pfeifen der Tiere draußen zu hören war.
„Wo ist denn heut‘der Häuslratz ?“ fragten sich die Leute. „Der is halt bei der Maschkernfranz“, war die Antwort. Mit der Zeit war aus diesem Frage– und Antwort-Spiel eine stehende Redensart geworden. Dazu fand sich eine Melodie, und wie es bei Volksliedern oft üblich ist, kam „über Nacht“ dazu ein Tanz. Der schönste aller Schuplattler war vom Himmel gefallen. Seither wird im Chiemgau der „Häuslratz“ nach folgenden Text geplattelt:
„Wo ist denn heut der Häuslratz, Häuslratz, Häuslratz ? Der is halt bei der Maschkernfranz, bei der Maschkern, Maschkernfarnz, Franz Franz, Juchhu !“
Der Tanzboden war immer schon eine wichtige Begnungsstätte um regionale Lebensfreude mit Gleichgesinnten zu teilen und um sich kennen zu lernen.
Wetterregeln :
Wie St. Kahtrein, wird‘s Neujahr sein
Wie das Wetter an Kathrein, wird der nächste Hornung sein.
Um die Zeit von St. Kathrein winterts gern ein.
Ist an Kathrein das Wetter matt, kommt im Frühjahr spät das grüne Blatt.
Text : Miche Huber
Quellen : u.a. Franziska Hager
Klöpfeln im Chiemgau
Beim Klöpfeln handelte es sich ursprünglich um ein Glückwunschritual zum Neuen Jahr wobei man wissen muss, dass die heutigen Jahresanfänge nicht im Mindesten mit denen vergangener Jahrhunderte übereinstimmen. Einer der Jahresanfänge war u.a. der 21 Dezember (Wintersonnenwende). Aber auch der 25. Dezember (durch die christliche Religion) und später der 1.Januar. In den Ostkirchen dagegen ist es heute noch der 6. Januar.
Aus dem ursprünglichen Glückwunschritual wurde nach und nach ein Heischebrauch also ein Erbitten von Gaben nach dem Überbringen von Glückwünschen für Menschen aber auch Haus und Hof. Der Brauch war ein Erwachsenenbrauch und ist nach und nach auf Kinder übergegangen (meist die Dorfarmen, die sich deshalb die Gesichter schwärzten um nicht als „Arme“ erkannt zu werden).
Nun zum Termin . Fast alle Überlieferungen sprechen von den Donnerstagen vor Weihnachten. Andere von 3 Donnerstagen vor Weihnachten. Es könnten kalendarisch , aber maximal 4 Donnerstage (Donar(s)tage- also dem Gott Thor bzw. Donar gewidmete Wochentage) sein.
Von jeher aber sind im Volksbrauch nur drei Donnerstage zum Klöpfeln genommen worden ‚wobei am 3. Donnerstag angeblich „der Teufel“ mitgeht und es somit an diesem Tag unterbleiben sollte.
Zur Orientierung:
Geklöpfelt wird an den drei Donnerstagen von Andreas ( 30. November) bis Thomas (21.Dezember) eines jeden Jahres . Liegt ein Donnerstag nach „Thomas“ also in der Woche vor dem Hl. Abend so geht nach dem Volksglauben der „Teufel“ mit. Nach Altväterglauben ist ja gerade die unmittelbare Zeit vor dem Christfest eine Zeit in der die „Unterwelt“ besonders aktiv ist bis schließlich durch die Geburt Jesu die Erlösung von allem Bösen erfolgt. Daher erklärt sich das.
Im heuerigen Jahr sind also der 1. Dezember, der 8. Dezember und der 15. Dezember Klöpfeltage .Es wäre sinnwidrig, wollte man nur 2 Donnerstage als Klöpfeltage erklären und generell den 3. Donnerstag ausklammern. Das käme wie gesagt nur in Frage, wenn die Donnerstage vor Weihnachten so liegen würden dass einer der drei Donnerstage davon in die Weihnachtswoche fallen würde.
Genau deswegen bestehen immer wieder Unklarheiten bei Gruppen und Verbänden die den sehr sinnvollen Brauch des Klöpfelns ausüben und dabei noch ein gutes Werk tun wollen.
Traunstein, 25. November 2005
Siegi Götze
Die zwölf Raunächte
Die Advents- u. Weihnachtszeit verkommt gegenwärtig immer mehr zu dem Abschnitt des Jahres, in dem ungehemmter Konsum den Vorrang zu haben scheint. Geheimnisse der Geburt des Gotteskindes, ebenso ein meditativer Rückblick auf wesentliche Vorkommnisse des vergangenen Jahres werden demgegenüber in den Hintergrund gedrängt. Und wenn man keinen Bezug zu einer Zeit mehr hat, in der Angst vor Dämonen und der Glaube an Hexenzauber die Menschen gerade in den letzten Wochen des Jahres intensiv beschäftigte, kann man diese Zeit sicher schlecht einordnen und verstehen. Dies war bis zu Anfang des 20. Jahrhunderts nachweisbar anders, als heidnischer Aberglaube und daraus sich ergebendes Brauchtum im Leben des Einzelnen wie in den dörflichen Gemeinschaften noch eine herausragende Rolle gespielt hat. Inbrünstige Religiosität und tiefverwurzelter Geisterglaube gingen häufig eine enge Verbindung ein. Das Absterben in der Natur, das Vordringen der Dunkelheit, die kurzen Tage und die langen finsteren Nächte, in denen nicht selten heftige Stürme wüteten und bedrohliches Schneetreiben vorherrschte, mag die Phantasie des Menschen stark angeregt haben.
Die Elektrizität hat aber auch viele Bräuche „ausgeleuchtet“.
Es war nicht mehr so dunkel, den viel von der mystischen Sinnenwelt kam aus dem Dunkeln und ist nur aus dem Finstern der langen Winterabende herzuleiten. Der moderne Mensch hat längst abergläubische Vorstellungen entlarvt und sich von den daraus entstehenden Ängsten befreit, dadurch aber gleichzeitig seine Fähigkeiten zum feinfühligen Erahnen und tiefen Glauben zunehmend eingebüßt. Das Gespür für Geschehnisse, die menschliches Begreifen übersteigt , ging verloren und trotz Aufgeklärtheit der Menschen ist er oftmals hilfloser und verlorener als seine Vorfahren. Grundsätzlich muss man Rauch — Raunächte voneinander trennen. Die Rauchnächte waren die Thomasnacht , die Christnacht, die Sylvesternacht und die Dreikönigsnacht. In diesen Nächten hat einst ein Priester, später der Hausherr alle Räume des Hauses und auch die Stallungen mit Weihrauch ausgeräuchert und mit Weihwasser besprengt, um die „bösen Geister“ zu vertreiben.
Die Raunächte, also die 12 Nächte von 25. Dez.-6. Jan, die Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig auch die „Zwölferzeit“ genannt, war wohl früher die friedfertigste und geheimnisvollste Zeit im Jahr, von denen man eigentlich wenig über die tatsächlich Bedeutung weiß, wie sie entstanden sind und was das Volk um diese mystische Zeit daraus gemacht hat. Rau, mundartlich rauch, ist die Bezeichnung des „Wilden, haarigen, mit Fell Bekleideten.“
Die Raunächte sind die Wiege des neuen Jahres, auch in geistiger Hinsicht, in ihnen kommen sich Himmel und Erde, Welt und Überwelt am Nächsten. Die Zeit der „Zwölfen“ ist die Zeit der Wintersonnwende, an jeder der 12 Raunächte beobachtete man früher das Wetter gut und legte die Tage auf die 12 Monate des nächsten Jahres um. Man deutete das Wetter für‘s kommende Jahr. In diesen Nächten ruhte jede Fehde und es durfte kein Gericht gehalten werden Die Raunachtzeit erfüllte die Menschen mit Angst, aber ebenso mit Hoffnung, denn die Flur, über die das Geisterheer hinweggefegt war, sollte im neuen Jahr reiche Ernte bringen. Jede Tätigkeit, die eine Drehbewegung voraussetzte , war verboten. Es bewegte sich keine Spule oder Spindel ‚das Spinrad wurde verhängt und auf den Dachboden gestellt. Kein Bauer drosch Korn, denn er hätte mit dem Drischel kreisend Schwung holen müssen. Wäsche waschen und sie über den Zaun zum Trocknen zu hängen traute man sich nicht, denn es war damals die Vorstellung verbunden, dass im neuen Jahr die Percht einen aus der Familie ins Seelenreich holen würde.
Mit dem Gebetläuten am Abend ruhte fast jede Tätigkeit im Haus. Es wurde keine Kuh mehr gemolken, denn die Milch gehörte sonst der Hex. Niemand rühret in dieser Zeit ein Kartenspiel an. Warum hielten sich die Leute an diesen Regeln ? Triebkraft war die Angst. Sie hatten Angst vor bösen Mächten und sie hatten Angst vor den Nachbarn, dass die Gemeinschaft sie ausschließen könnte, wenn sie nicht die Bräuche befolgten. Wenn man von den „Zwölfen“ spricht, sind die Perchten mit dieser Zeit in unzertrennlich. Wie oft bringt man bei uns Perchten, Perchtentänze und Perchtenläufe mit dem Advent in Zusammenhang ! Dabei ist das ein großer Irrtum. Die Perchten haben in den 12 Raunächten ihr Unwesen getrieben, am meisten in der Nacht vor Dreikönig, am häufigsten im Salzburgischen und in der oberbayerischen Nachbarschaft. Es ist nicht ungefähr, dass eine der wenigen Schilderungen eines Perchtentanzes aus Zell am See stamm. Dort hat ihn Eduard Kremser 1903 am Vorabend vor Dreikönig in einer Bauernstube erlebt.
Schiachpercht Schönperchten Schönperchten Überliefert sind Perchtenläufe nur in der Filzmooser Percht Pongauer Percht Perchten beim Rottauer Raunacht Hoagascht
Was sind Perchten ? Im Wörterbuch der Deutschen Volkskunde kann man unter Percht lesen : „Auf altbayerischem und dem angrenzenden österreichischen Gebiet bis an die Südgrenze Kärntens wird noch heute von der Bercht, Berschl, Perchten, Frau Bert, Schnabelpercht und Eisenberta erzählt, die in den Zwölfen, besonders vor Dreikönig, in der Berchtnacht, umzieht, die Spinnerinnen prüft, Mägte und Kinder schreckt, aber auch als Butzenbercht und Budlfrau Gabenbringerin gleich dem Christkind ist..“
Unter dem Wort „Perchten“ steht : „Nach der Führerin des Geisterzuges, Bercht, sind die Perchten benannt wie die Holden nach Frau Holle.“ Die Frau Percht erscheint in zwiefacher, sehr verschiedener Gestalt, einmal als lichtes holdes, und zweitens als dunkles, unholdes Wesen, segnend und fruchtbar, oder verheerend und schadend. Die Frau Percht tritt also verschieden auf: Als hilfsbereite Frau den Einen, als strafend, grobe, bauchaufschlitzende den Faulen. Nimmt man die Abergläubigkeit der Leute früher, des karge armselige Leben in der Zeit der Wintersonnwende und de Geschichten die man sich erzählte, kann man sich schon vorstellen dass sie oft furchtbare Angst gehabt haben vor da Frau Percht und dem von Wotan angeführtem Geisterheer, dem „Wuidn G‘joad“.
Wer in der Raunachtzeit an die Tür klopft, dem machte man auf, weil an diesen Tagen „die Himmlischen unter den Irdischen weilten“. Im Sturm zu hören und in der Einbildung wahrnehmbar.
Durch die Nacht stürmte am Himmel das „Wuide G‘joad“ !
In der Vorstellung beschrieb man das„Wuide G‘joad“ folgendermaßen :
Das „Wuide G‘joad“ wurde von einem Schimmel angeführt, den Wotan ritt. Gefolgt war er vom Heer der Toten aus dem Reich der Seelen. Ihm folgte ein Tross von Unholden und Nachtalben. Unter ihnen der „wilde Jäger“, den die christliche Lehre verdammt hatte in alle Ewigkeit jagen zu müssen, weil er am Freitag, dem Todestag Christi, gejagt hatte.
Eine Meute kläffender Hunde hetzte die „armen Seelen“ über Stock und Stein. Mit ihnen war das Heer der verfallenen Selbstmörder. Ein losbrechender Sturm war für das Volk das Zeichen, dass sich einer erhängt habe. Die wilde Hatz machte vor harmlosen Moosmandln u. Moosweibeln nicht halt. Die Naturgeister wurden solange durch den Wald gejagt, bis sie einen rettenden Baumstock fanden, in den ein Holzknecht drei Kreuze gehackt hatte, so dass die Drud nicht aufhocken konnte. Die jagenden Wolkenfetzen, die wallenden Nebel und die „Bergkatzen“ deuteten die Menschen als Gespenster. Im heulenden oder klagenden Sturm hörten sie die Stimme der „Habergeiß“, die auch mit schmeichelnden Tönen zu locken vermochte. Wer das „Wuide G‘joad“ über sich hinwegbrausen fühlte, musste sich auf den Boden werfen, wollte er unversehrt bleiben. Das Gesicht der Erde zugekehrt, die Arme kreuzweise hinter dem Kopf verschränkt, kreuzartig die Beine übereinandergeschlagen , das bedeutete Rettung.
Aufschlussreich ist auch , dass in einem weihnachtlichen Hirtenlied aus Rupolding die Huldigung an der Krippe mit Bezugnahme auf das „Wuide G‘joad“ begann mit :
Alter Maxl, steh g‘schwind auf,
nimm dein Stegga schnell und lauf !
Los ! I hör dös „Wuide G‘joad“,
Helf dir Gott, wann‘s di dafroad !
Und im Wössener Weihnachtspiel droht das „Wuide G‘joad“ :
Hu, hu, gscha, gscha,
laaf, Bua , laaf, und schau net um ,
oder i drah dir an Kragn um.
Am Simsee wurde das „Wuide G‘joad“ als „Nachtgloat“ vom Teufel angeführt, der nicht nur Menschen mit sich fortführte, sondern auch streunende Hunde.
Der „Gjoadkopf“ und die „Gjoadwand“ sind Bergbezeichnungen, die noch heute an die wilde Jagd erinnern.
Zum „Wuiden G‘joad“ zählten alle „Untersberger“ und alle Geister des Werdenfelser Bergstocks .
Die hohe Zeit der wilden Jagd begann nach dem Gebetläuten.
Die Bräuche in der Raunachtzeit sind fast vergessen wir haben uns von dem mystischen Brauchtum gelöst, das uns im Rückblick wie ein Relikt aus dem Mittelalter erscheint. Die Nöte von denen die Menschen geplagt waren sind uns genommen worden, andere sind dafür gekommen.
Wohl aus dieser Erkenntnis heraus erfolgt derzeit des öfteren eine heilsame Rückbesinnung auf traditionelle Sichtweisen , die in wiederauflebenden Brauchtum zum Ausdruck kommt.
Text : Miche Huber
Quellen : Paul–Ernst Rattelmüller, Franziska Hager, Paul u. Richhilde Werner, Alfons Schweiggert
Eisstockschießen
„Kimmt daher de Winterszeit g‘frein sie alle Mannaleit .…!“ , so beginnt ein Lied vom Wastl Fanderl über das Eisstockschießen.
Die Begeisterung über diesen traditionellen Brauchtumssport ist bei Alt und Jung bis nach wie vor ungebrochen.
Das Eisstockschießen ist ein alter Volkssport und historisch gesehen dem Brauchtum zuzurechnen, das sich nur in Gegenden mit zufrierenden Gewässern verbreitete und nur im Winter gespielt wurde. Am meisten verbreitete sich der Eisstocksport im Alpenraum. In der modernen Form als Freizeit- oder auch Leistungssport, die von Regeln und Vereinen geprägt ist, wird ganzjährig gespielt und zwischen dem Mannschafts‑, Weiten- und Zielwettbewerb unterschieden. Vermutlich kam das Eisstockschießen, bzw. seine Vorläufer, im 13. Jahrhundert aus Skandinavien . Erste Bilder, auf denen eine ähnliche winterliche Freizeitbeschäftigung abgebildet ist, stammen sowohl aus Holland als auch aus dem Alpenraum des 16. Jahrhunderts. Die Behauptung, das Eisstockschießen sei in Holland entstanden, wird inzwischen jedoch angezweifelt, da die Künstler weit gereist waren und ihre Inspiration wohl von Reisen in den Alpenraum mitbrachten. Die ersten Vereine wurden schon vor 1900 gegründet. Anders als bei genormte, zerlegbare moderne Eisstöcke für Wettkämpfe werden beim traditionellen Eisstockschießen die Stöcke heute noch individuell aus Holz gefertigt und mit einem Eisenreifen versehen, der sowohl für die nötige Härte (beim Aufprall) als auch für optimale radiale Gewichtsverteilung sorgt. Weder Spielfelder noch Dauben, auch „Doz“ genannt , noch Mannschaftsstärke sind genormt. So ist aus dem Oberbayerischen überliefert, dass in sehr strengen Wintern, wo die zugefrorenen Voralpenseen besondere Tragfähigkeit hatten, oft ganze Dörfer mit entsprechend umfangreichen Mannschaften im Wettbewerb gegeneinander antraten.
1951 fanden in Garmisch-Partenkirchen die ersten Europameisterschaften statt. Die ersten Eisstock-Weltmeisterschaften wurden 1983 in Frankfurt am Main durchgeführt. Als Demonstrationsbewerb wurde es als Eisschießen bei den Olympischen Winterspielen 1936 in Garmisch-Partenkirchen und 1964 in Innsbruck vorgeführt. Die Bemühungen, es zu einer Disziplin bei den Olympischen Spielen zu etablieren, wurden bisher — im Unterschied zum Curling — noch nicht von Erfolg gekrönt. Heute befinden sich die Zentren des Sports in Süddeutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz. Aber auch in Tschechien, Ungarn, Slowenien und Polen wird dem Sport sehr aktiv nachgegangen. Steigendes Interesse verzeichnet der Sport aber auch in vielen weiteren Ländern wie Australien, Afrika, USA und Kanada, sowie Südamerika. Anweisungen der Mitspieler man soll : „ Maß‘n, ohwandeln, zicka aber auf alle Fälle ohdoa“ sollte man befolgen, den bei Nichtgelingen ist für Spott des Gegners garantiert : „Is a da verhungert !“ oder man is glei amoi a „Bo- einepatzer“. Dies sind nur einige dieser vielfältigen mundartliche Fachausdrücke und wiederspiegelt wieder einmal die Einzigartigkeit unseres Dialektes mit den vielen Möglichkeiten sich auszudrücken und somit das Eisstockschießen auch ein wichtiger Kulturträger.
Kimmt daher die Winterzeit
(Eistocklied)
Kimmt daher die Wintazeit,
freu‘n si alle Mannaleut,
gengan‘s außi auf‘n Anga,
mit da Eisboh tean‘s ofanga,
dass sie fertig wird und stimmt,
bis die große Kältn kimmt.
Auskehrt schö und d‘Wandl g‘richt,
hat die Eisboh erst a G‘sicht !
An Spritzkruag brauchst und a an Hobi,
nacha werd‘s erst fein und nobi
und da Eisstock kriagt a Wax,
bis a tanzt auf Huiraxdax.
Schiaßzeit is,wia‘s Weda mag,
meistens am Stefanitag.
Auf d‘Mittagzeit wird vergessn,
d‘Hausfrau wart dahoam mit‘n Essn,
doch da Moar schreit mit sein Baß : „Schneidermanndl, no a Maß !“
Melodie und Text : Wastl Fanderl — Altbairisches Liederbuch / Ehrenwirth — Verlag München
Wetterregel:
Je dicker das Eis um Weihnachten liegt,
je zeitiger der Bauer Frühling kriegt.
Im Februar Schnee und Eis
macht den Sommer heiß.
Taut es vor und auf Mattheis (24.Febr.),
dann sieht es schlecht auf dem Eis.
Mattheis bricht‘s Eis,
find‘t er keins,
macht er eins.
Nach Mattheis
geht kein Fuchs
mehr über‘s Eis
Friert es auf Virgilius (5. März),
im Märzen Kälte kommen muß.