Bräu­che im Jahresablauf

Wie’s im Febru­ar der Brauch ist

Mit dem Fest Mariä Licht­meß am 2. Febru­ar geht nach dem kirch­li­chen Kalen­der die Weih­nachts­zeit zu Ende. Bis Ende 1912 war die­ses Fest, an dem die Kir­che der Dar­brin­gung Jesu durch Maria im Tem­pel gedenkt, bei uns ein rich­ti­ger Feiertag. 

Seit dem 10. Jahr­hun­dert began­ge­ne Fest­fei­er, dass von Jesus das „Licht zur Erleuch­tung der Hei­den“ in den Tem­pel von­Je­ru­sa­lem gebracht wur­de, wer­den auch heu­te am Licht­mess­tag die Ker­zen und Wachs­stö­cke geweiht.

Über die kirch­li­che Fei­er hin­aus kam die­sem Mari­en­fest bis ins 20. Jahr­hun­dert auf dem Land noch eine her­aus­ra­gen­de welt­li­che Bedeu­tung zu: An die­sem Tag ging das bäu­er­li­che Arbeits­jahr zu Ende. Um die Tage von Mariä Licht­meß konn­ten die Dienst­bo­ten oder „Ehhal­ten“ wie sie sehr bezeich­nend frü­her auch genannt wor­den sind, weil sie zum Hof und zur Fami­lie gehal­ten und mit ihrer Arbeit das Gan­ze zusam­men­ge­hal­ten haben, ihre Stel­lung wech­seln, „schlen­keln“.

Der 3. Febru­ar bringt das Namens­fest des hei­li­gen Bla­si­us. In der Kir­che wird den Gläu­bi­gen der Bla­si­us­segen erteilt, der gegen Hals­krank­hei­ten schüt­zen soll. Bischof Bla­si­us wur­de wäh­rend der Chris­ten­ver­fol­gung in den Ker­ker gewor­fen. Dort habe er nach der Legen­de einem mit­ge­fan­gen Kna­ben der an einer Fisch­grä­te zu ersti­cken droh­te, das Leben geret­tet. Um 287 erlitt er den Mar­ter­tod und zählt zu den vier­zehn hei­li­gen Nothelfern.

In den letz­ten Faschings­ta­gen beherr­schen die Nar­ren die Sze­ne auf Stra­ßen und Plät­zen. In vie­len Faschings­bräu­chen wird dem Win­ter der Kampf ange­sagt, mit viel Lärm will man ihn aller­or­ten ver­trei­ben oder verbrennen.

Her­kunft Fasching: Mit der Fest­le­gung des Oster­ter­mins durch das Kon­zil von Nizaä 325 auf den ers­ten Sonn­tag nach dem Früh­lings­mond, war die Quad­ra­ge­si­ma (= 40 Tage) der Fas­ten­zeit bestimmt, die mit dem Ascher­mitt­woch beginnt.

Der Zeit­ab­schnitt vor die­ser Fas­ten­zeit erhielt die Bezeich­nung „Fast­nacht“ – Fasching.

Alle die­se For­mu­lie­run­gen bezie­hen sich auf die Fas­ten­zeit. Die Ent­ste­hung des Faschings ist ohne den lit­ur­gi­schen Kalen­der der katho­li­schen Kir­che nicht zu den­ken. Fasching und Fas­ten­zeit sind unver­kenn­bar im katho­li­schen Welt- u. Men­schen­bild beheimatet.

Es ist durch­aus mög­lich, dass das vor­christ­li­che Brauch­tum des Win­ter­aus­trei­bens, wegen der jah­res­zeit­li­chen Nähe, sich mit dem christ­li­chen Brauch­tum ver­mischt hat.

Die Bezeich­nung schmut­zi­ger Don­ners­tag, rußi­ger Frei­tag, schmal­zi­ger Sams­tag vor dem Faschings­sonn­tag ist abge­lei­tet, von dem ale­man­ni­schen „schmotz“ das Fett bedeu­tet und auf die üppi­gen Fleisch­mahl­zei­ten u. Schmalz­nu­deln im Zech­ge­la­ge wäh­rend der Faschings­zeit hinweist.

Eine recht eigen­ar­ti­ge Geschich­te hat die Bezeich­nung „Rosen­mon­tag“.

Seit dem 11. Jahr­hun­dert trat der Papst am vier­ten Fas­ten­sonn­tag — Rosen­sonn­tag mit einer ver­gol­de­ten Rose in der Hand auf den Bal­kon des römi­schen Late­r­an­pa­las­tes, um mit der Rose dem Sinn­bild der Pas­si­on Jesu auf die Pas­si­ons­zeit und die bald kom­men­de Kar­wo­che auf­merk­sam zu machen. Seit 1824 tra­ten die Kar­ne­vals­ko­mi­tees in Köln am Mon­tag nach dem Rosen­sonn­tag zusam­men und nann­ten sich Rosenmontagsgesellschaften.

Quel­len­nach­weis: Wie´s in Bay­ern der Brauch ist v. Albert Bichler

Klei­nes Lexi­kon des Christ­li­chen Brauch­tums v. Alfred Läpple

Text: Andre­as Windbichler

Maschke­rer geh

Die je nach Früh­lings­voll­mond (1. Voll­mond­sonn­tag nach Früh­lings­an­fang ist der Oster­sonn­tag) zwi­schen 28 und 63 Tage dau­ern­de Zeit zwi­schen Hl. Drei Köni­ge und Ascher­mitt­woch wird im größ­ten Teil des Bai­ri­schen als „Fasching“ bezeich­net. Die Bezeich­nung Fasching und die ver­wand­ten Begrif­fe „Fast­nacht“ bzw. „Fas­nacht“ sind im ale­man­ni­schen und ost­frän­ki­schen Sprach­raum sowie in Tirol und Tei­len des west­li­chen Bay­ern gebräuch­lich , im Gegen­satz zum sonst übli­chen Karneval. 

Fasching und Fas­ten­zeit die­se Wor­te ste­hen in engen Zusam­men­hang mit der von der Kir­che ein­ge­führ­ten Fas­ten­zeit vor dem Oster­fest steht, liegt natür­lich auf der Hand. Die Kir­che hat­te auf dem Kon­zil von Nicäa 325 ihren Oster­ter­min auf den ers­ten Sonn­tag nach dem Früh­lings­voll­mond fest­ge­legt und Papst Gre­gor der Gro­ße hat um 600 die vor­ge­la­ger­te vier­zig­tä­ti­ge Fas­ten­zeit begründet. 

Zählt man nun von Ostern aus 40 Tage und 40 Näch­te zurück, ergibt sich als Beginn der Fas­ten­zeit der Diens­tag nach dem 6. Sonn­tag vor Ostern. Die­ser 6. Sonn­tag vor Ostern erhielt im Hin­blick auf die genann­ten 40 Tage den Namen „Domi­ni­cia Quad­ra­ge­si­ma“ oder „Invo­ca­vit“ — auch „Fun­ken­sonn­tag“ genannt. Der Mon­tag nach die­sem Sonn­tag wur­de infol­ge­des­sen frü­her oft­mals als eigent­li­che „Fast­nacht“ began­gen. Und die­se Tra­di­ti­on lässt sich heu­te noch in Basel und in man­chen Gemein­den des badi­schen Mark­gräf­ler­lan­des grei­fen, in denen der Ter­min der „alten Fast­nacht“ nicht auf­ge­ge­ben wurde. 

Das Wort „Fasching“ geht sprach­ge­schicht­lich auf die mit­tel­hoch­deut­sche Prä­gung „vasts­chanc“ zurück, das bald schon zu „vaschang“ ver­kürzt wor­den ist. Das Wort bezeich­ne­te den „Aus­schank vor dem Fas­ten“. Das Wort „Fas(t)nacht“ kommt statt­des­sen von „vas(t)(en)nacht“ und mein­te zunächst all­ge­mein die „Nacht vor dem Fasten“. 

„Heit geh ma Maschke­rer“ ( Maschke­rer – Mas­kier­te) ist bei uns ein gän­gi­ger Aus­druck aber woher kommt das Maschkerergehen ? 

Der Ursprung die­ser när­ri­schen Aus­ge­las­sen­heit liegt in einem alten heid­ni­schen Brauch. Unse­re Urah­nen woll­ten mit Lärm und gro­tes­ken Mas­ken den Win­ter und die bösen Geis­ter aus ihren Orten trei­ben. Bei der Viel­zahl der sicher­lich damals vor­han­de­nen Bräu­che , haben sich eini­ge bis ins 21. Jahr­hun­dert erhalten. 

Der sieg­rei­che Ochs Zwack Laufzua

Wann sind die Haupt­ta­ge der Maschkerer? 

Unsin­ni­ger Don­ners­tag :
Zunächst begann man die Faschings­zeit — wohl auch aus theo­lo­gi­schen Grün­den, näm­lich in Ana­lo­gie zum Grün­don­ners­tag als Tag der „Wie­der­auf­nah­me der Gefal­le­nen“ — bis auf den Don­ners­tag vor Ascher­mitt­woch aus­zu­deh­nen. Vie­ler­orts wer­den an die­sem Tag auch heu­te noch Nar­ren­rei­che errich­tet, die mit dem Fast­nachts­diens­tag wie­der ver­schwin­den. An die­sem Tag begin­nen also aller­or­ten die Nar­re­tei­en. Er heißt des­halb auch „unsin­ni­ger“ oder „unse­li­ger Don­ners­tag“ und wird gele­gent­lich — unter Ver­wen­dung des mit­tel­hoch­deut­schen Wor­tes „gum­peln“ für das Pos­sen­rei­ßen bzw. „gum­pen“ für Hüp­fen, Sprin­gen — auch als „gum­pa­ta“, „gum­pe­li­ger“ oder „gum­pi­ger Don­ners­tag“ bzw. im Bai­ri­schen „Pfin(g)sta“ bezeich­net. (Da im Rhein­land an die­sem Tag auch vie­ler­orts die „Wei­ber­fast­nacht“ statt­fand, bür­ger­te sich dort auch die­ser Begriff für den gan­zen Tag ein.) Die­ser Don­ners­tag heißt im süd­west­deut­schen Raum zumeist „schmut­zi­ger Don­ners­tag“, was sich nicht von „Schmutz“, son­dern von „Schmotz“ her­lei­tet, was soviel wie Schmalz bedeu­te­te und sich auf die fet­ten oder fett­ge­ba­cke­nen Spei­sen bezieht, die man an die­sem Tag zu essen pflegt. Von daher hat sich in ande­ren Land­schaf­ten auch der Name „fet­ter“ oder „feis­ter“ Don­ners­tag gehalten.

Fran­zis­ka Hager weiß zu berich­ten: „Wir wis­sen auch noch, was es mit dem ‘Unsin­ni­gen Pfings­ta´ für eine Bedeu­tung hat. … An die­sem unsin­ni­gen Pfings­ta, den sie auch den ‘gum­pa­ten Don­ners­tag´ nann­ten (gum­pen = hup­fen, sprin­gen), schlüpf­ten die Dör­fer in die Mas­ken. Alt und jung ging Maschkera. Der Hans­wurscht im Fleck­lge­wand und mit der Sau­bla­dern am Ste­cken, war bei den Kin­dern ‘Moar´. Die Leu­te gin­gen als Ein­sied­ler, Maus­fal­len­händ­ler, Bären­trei­ber, ande­re kamen auf Stel­zen. Es gab ein Wurst­hupf­ats, ein Sack­hupf­ats, Schub­kar­ren­ren­nen und das Zie­gel­tra­gen. Die fünf Fin­ger der rech­ten Hand hiel­ten den sechs Pfund schwe­ren Stein, der nach unten hing. So muss­te die Renn­bahn durch­lau­fen wer­den. Das war die Bedin­gung für den Glücks­lauf, den meist eine Stall­dirn oder ein Senn gewan­nen, denn sie hat­ten vom Mel­ken das meis­te ‘Schmalz´ in den Fin­gern. 
Am Unsin­ni­gen Pfins­ta war das ‘Fleisch­steh­len´ erlaubt. Fleisch gab es bei den meis­ten Bau­ern nur an Sonn- und Fei­er­ta­gen. Fleisch war in einer Wei­se begehrt, wie wir es uns, die wir an sei­nen täg­li­chen Genuß gewöhnt sind, nicht mehr vor­zu­stel­len ver­mö­gen. ‘A Unsin­ni­ga hat mir mei Fleisch gstohln!´ lamen­tier­te an dem Don­ners­tag man­che Bäuerin.“ 

Und für Par­ten­kir­chen schreibt Paul Ernst Rat­tel­mül­ler: „So rich­tig geht es aber erst am unsin­ni­gen Don­ners­tag los, das ist der Don­ners­tag vor dem Ascher­mitt­woch. Er ist beson­ders inter­es­sant in Mit­ten­wald; dort gibt es näm­lich das Schel­len­rüh­ren, das aller­dings nur statt­fin­det, wenn der unsin­ni­ge Don­ners­tag nicht auf den Aga­then­tag fällt, auf den 5. Febru­ar. Sonst wird es auf den Faschings­sonn­tag ver­scho­ben. Zwei­mal, so erzählt man sich, wären die Mit­ten­wal­der Schel­len­rüh­ren gegan­gen, als der unsin­ni­ge Don­ners­tag am Aga­then­tag war, und zwei­mal sei an die­sem Tag ein Feu­er aus­ge­bro­chen. Ein gro­ßes Feu­er, das gleich ein gan­zes Vier­tel von Mit­ten­wald in Schutt und Asche gelegt hat. …“

Ähn­li­ches berich­tet Rat­tel­mül­ler auch für Partenkirchen. 

Faschings­frei­tag : 
Der Frei­tag in der Fast­nacht, der nur ver­ein­zelt bräuch­lich began­gen wird, weil nach vie­len ört­li­chen Ver­bo­ten seit dem 15. Jahr­hun­dert (z.B. 1475 in Mün­chen) sogar ein Edikt des Paps­tes Bene­dikt XIV. von 1748 eine Brauch­übung an die­sem Tage unter­sag­te, trägt gele­gent­lich den Namen „bera­mi­ger“, „bro­mi­ger“ oder „Beram­frei­tag“. Die­ses Wort beruht auf dem mit­tel­hoch­deut­schen Sub­stan­tiv „râm“, das „Ruß“ bedeutet. 

Tat­säch­lich wird er vie­ler­orts eben auch „rußi­ger Frei­tag“ genannt. Das Ver­bot konn­te sich aber nie ganz durchsetzen. 

So berich­tet uns noch Josef Schlicht 1877: 

„Der rußi­ge Frei­tag (Frei­tag vor dem Faschings­sonn­tag) bringt einen ker­ni­gen Haus­jux ins Land. Näm­lich, wer an die­sem Tag in eine frem­de ilm­län­di­sche Stu­be tritt, ohne wohl auf sei­ner Hut zu sein, dem wird jäh­lings eine Hand­voll Pfan­nen­ruß auf die Backe gestri­chen. Selbst die Mut­ter tut´s, beson­ders gern führt aber die erwach­se­ne Toch­ter den Scha­ber­nack auf; indes die aller­em­sigs­ten in dem Stück sind natür­lich die Wirts­dianln. Jede hat am rußi­gen Frei­tag eine schwar­ze Hand. Und sowie ein Bursch die Tür­schnal­le Drückt, um in die Zech­stu­be zu tre­ten, im Pfen­nig­sa­gen (so schnell) sitzt ihm auch von rück­wärts ange­flo­gen ein pos­sier­li­cher Ruß­fleck im Gesicht. Den Gip­fel, wenn der bie­de­re Bursch in der Zip­fel­hau­be, ohne es zu ahnen, sei­ne ange­hex­te, schwar­ze, necken­de Lie­bes­schmar­re hin­ter der Nase nicht nur den gan­zen Zech­a­bend führt, son­dern auch noch nach Hau­se trägt.“ 

Nach Fran­zis­ka Hager kam der Brauch aber dann doch immer mehr ab, so dass er Mit­te der zwan­zi­ger Jah­re kaum mehr geübt wurde 

Faschings­sams­tag : 

Ähn­li­ches wie für den Faschings­don­ners­tag gilt auch für den Sams­tag, der vie­ler­orts als „schmal­zi­ger“ oder „Schmalz­sams­tag“ bekannt ist, weil an ihm die Schmalz­küch­lein, also die „Fast­nachts­krap­fen“ geba­cken wur­den. Die­ser Begriff ist schon 1462 für Augs­burg und 1643 für Ulm belegt. 

Die „fet­ten“ Tage began­nen mit dem „schmal­zi­gen Sams­tag“ . An die­sem Tag wur­den von der Bäue­rin Unmen­gen von Schmalz­nu­deln , Aus­ge­zo­ge­ne und Krap­fen geba­cken , daher auch die­ser Beiname. 

Fol­gen­der Reim ist dazu überliefert : 

Lus­tig is de Fasenacht, 
wenn mei Muat­ta Kia­che bacht, 
wenn sie aber koane bacht 
pfeif i auf de Fasenacht. 

Faschings­sonn­tag : 
In der Gegend um Augs­burg und Ulm fin­det sich dann auch für den Sonn­tag der Begriff „Küch­le­sonn­tag“. 

Faschings­mon­tag : 
Der Mon­tag dage­gen war in Süd­deutsch­land bis ins 20. Jahr­hun­dert nie ein beson­de­rer Tag. Und selbst der „Rosen­mon­tag“ im Rhein­land erhielt sei­nen Namen erst nach 1824, weil das Komi­tee, das seit 1824 die Umzü­ge des Köl­ner Kar­ne­vals vor­be­rei­tet, am Sonn­tag Laet­a­re (Mitt­fas­ten) bzw. dem ihm fol­gen­den Mon­tag sei­ne Gene­ral­ver­samm­lung abhielt. Und da die­ser Sonn­tag Laet­a­re seit dem 11. Jahr­hun­dert „Rosen­sonn­tag“ hieß, weil an die­sem Tag der Papst mit einer gol­de­nen Rose in der Hand auf den Altan des Latern­pa­las­tes trat, um durch sie, das Sinn­bild Chr­si­ti in sei­ner Pas­si­on, auf die am dar­auf­fol­gen­den Sonn­tag anhe­ben­de Lei­dens­wo­che und das Auf­er­ste­hungs­fest vor­aus­zu­wei­sen, nann­te sich das Komit­tee „Rosen­mon­tags­ge­sell­schaft“. 

Von die­ser Gesell­schaft aus über­trug sich nach 1830 der Begriff „Rosen­mon­tag“ auf den Mon­tag, an dem die von der Gesell­schaft vor­be­rei­te­ten Umzü­ge statt­fan­den. Die älte­re Bezeich­nun­gen für die­sen Mon­tag sind daher auch „guter“ oder „blau­er“ Mon­tag, wohl weil am Nach­mit­tag die­ses Tages nicht gear­bei­tet wur­de, im bai­risch-frän­ki­schen Raum seit dem 15. Jahr­hun­dert aber auch „gei­ler Mon­tag“, was damals noch nichts ande­res als „fröh­lich“ und „über­mü­tig“ bedeu­te­te und nur am Ran­de auf sexu­el­le Frei­zü­gig­keit abhob. 

Faschings­diens­tag :
Der Faschings­diens­tag wird regel­mä­ßig als „Nar­ren­fast­nacht“ bezeich­net, weil bei ihm von alters her beson­ders vie­le Nar­ren auf den Stra­ßen ihr Unwe­sen trie­ben, wie gese­hen als „Lai­en­fast­nacht“, ana­log zum Faschings­don­ners­tag auch als „unsin­ni­ger Diens­tag“, im Unter­schied zur „fal­schen“ am Mon­tag nach Quad­ra­ge­si­ma auch „rech­te Fast­nacht“ bezeichnet. 

Auf dem Lan­de hieß die­ser Tag ver­ein­zelt auch „Schnitz­diens­tag“, weil das bäu­er­li­che Haupt­ge­richt an die­sem Tag aus gedörr­ten Bir­nen­schnit­zen und Speck bestand. 

Schließ­lich wur­de in der Regel am Fasching­diens­tag auch die Faschings­zeit been­det. Nur man­cher­orts führ­te man die Begräb­nis­ze­re­mo­nien für die Fast­nacht erst am Ascher­mitt­woch durch, was von der Geist­lich­keit sehr kri­tisch betrach­tet wur­de. Im besag­ten Edikt des Paps­tes Bene­dikt XIV. von 1748 wird auch dar­auf Bezug genom­men: Es sei uner­träg­lich, dass hin und wie­der Gläu­bi­ge am Ascher­mitt­woch in ihren Fast­nachts­klei­dern, nur mit einem Über­wurf ange­tan, das Aschen­kreuz emp­fin­gen und anschlie­ßend zu Bett gin­gen, um erst ein­mal den Rausch des letz­ten Fast­nachts­ta­ges auszuschlafen. 

Der Ascher­mitt­woch sei gewis­ser­ma­ßen das Tor zum Fas­ten, und wer den Ein­gang ent­wei­he, sei nicht wür­dig, das Hei­lig­tum zu betre­ten. Dass jemand in Kar­ne­vals­klei­dern zum Altar gehe, wider­strei­te der schul­di­gen Ehre der Kirche. 


Ver­su­che der Aus­deh­nung nach vor­ne und hinten 

Es wur­de wie­der und wie­der ver­sucht, die „fet­ten“ bzw. „tol­len“ Tage noch wei­ter aus­zu­deh­nen. Noch im 18. Jahr­hun­dert ver­such­te man zum Bei­spiel in Vene­dig, den Beginn des Kar­ne­vals soweit vor­zu­zie­hen, dass die Mas­ken­herr­schaft schließ­lich von Anfang Okto­ber bis Ascher­mitt­woch mehr als fünf Mona­te betrug, nur unter­bro­chen von der Advents- und Weih­nachts­zeit. Und ähn­li­ches dürf­te hin­ter dem Aus­spruch von Grim­mels­hau­sen ste­hen, der dar­auf ver­wies, dass das „biß Faß­nacht wäh­ren­de Fres­sen und Sau­fen bei uns Teut­schen um Mar­ti­ni ein­fällt“. Tat­säch­lich war der Mar­t­in­i­tag, der „Fasching“ der Advents­zeit, solan­ge die Advents­zeit als Fas­ten­zeit gehal­ten wur­de. So kommt es auch nicht von unge­fähr, dass der Mar­tings­tag, der 11. Novem­ber, als Beginn des Faschings gehan­delt wird, zumal er sich für die Schnaps­zahl 11.11. um 11.11 Uhr eig­net. Aller­dings gilt dies eben nur, wenn man die Advents­zeit nicht als all­zu stren­ge Fas­ten­zeit nimmt, was bereits im 18. Jahr­hun­dert immer mehr der Fall gewe­sen zu sein scheint. 

Aber auch der Ascher­mitt­woch als stren­ge Schei­de­li­nie zwi­schen Faschings- und Fas­ten­zeit wird immer wie­der ein­mal zu durch­bre­chen ver­sucht. Als 1978 die Fast­nacht sehr früh ein­fiel, so dass die Zeit für die zwi­schen Epi­pha­nie und Ascher­mitt­woch übli­chen Tanz­ver­an­stal­tun­gen nicht aus­reich­te, ent­schloß sich die Direk­ti­on des „Baye­ri­schen Hofes“ in Mün­chen, etwa 20 Bäl­le, dar­un­ter den „Magno­li­en­ball“ der Deutsch-Ame­ri­ka­ni­schen Gesell­schaft, den Ball der Öster­rei­chisch-Baye­ri­schen Gesell­schaft sowie die när­ri­schen Fes­te der Metz­ger, Zahn­me­di­zi­ner und eini­ger Groß­be­trie­be, unter Bei­be­hal­tung der Faschings­de­ko­ra­ti­on in die Fas­ten­zeit hin­ein fort­zu­füh­ren. Die­ses Vor­ha­ben wur­de sofort vom Erz­bi­schöf­li­chen Ordi­na­ri­at als „reich­lich när­risch“ und „außer­or­dent­lich bedau­er­lich“ bean­stan­det. Prä­lat Anton Mai­er trat in einer Pres­se­er­klä­rung ent­schlos­sen gegen eine Ver­län­ge­rung des Faschings ein. Der Ascher­mitt­woch sei nicht nur die geist­li­che Gren­ze des Faschings, er gebe ihm viel­mehr erst sei­nen Sinn. 

Den Fasching über die­sen Tag hin­aus zu ver­län­gern, wür­de bedeu­ten, ihn aus sei­nem tra­di­tio­nel­len und kul­tu­rel­len Rah­men her­aus­zu­neh­men. Deut­li­cher noch hob an Fast­nacht 1978 selbst der dama­li­ge Mün­che­ner Erz­bi­schof Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger her­vor, der Fasching sei zwar kein kirch­li­ches Fest im enge­ren Sinn, „aber doch nicht ohne den Fest­ka­len­der der Kir­che zu den­ken“. Der Mensch bedür­fe des „Wis­sens um den Rhyth­mus der Zeit“, in dem alles sei­nen Platz habe, das Sinn­li­che wie das Geis­ti­ge. Es sei daher „töricht“, den Fasching ver­län­gern zu wol­len, „wenn Geschäf­te und Ter­min­ka­len­der dazu raten“, weil auch der Fasching durch die Her­aus­nah­me aus dem Jah­res­lauf sei­nen eigent­li­chen Sinn ver­lie­re. Ähn­lich hart­nä­ckig wie die Nar­ren ver­such­te also die Kir­che die­sem Ansin­nen nach „Ver­län­ge­rung“ immer wie­der ent­ge­gen­zu­steu­ern. Die Kir­che schwank­te also in Bezug auf die Faschings­bräu­che stän­dig zwi­schen Zustim­mung und Ableh­nung, Ver­ständ­nis und Begrenzung. 

Wet­ter­re­gel: 

Wie das Wet­ter in den Faschings­ta­gen, mag es sein auch an den Ostertagen. 

Text : Miche Huber 
Quel­len : Paul Ernst Rat­tel­mül­ler, Fran­zis­ka Hager, Albert Bich­ler, Rudolph Eisbrenner

April schi­cken

„An schee­na Gru­aß vom Herrn Leh­rer Aub­lin­ger, um zehn Pfen­nig an rot‘n Pro­vi­sa.“ So schick­te am 1. April 1884 der jun­ge Hilfs­leh­rer in Prien am Chiem­see die zehn­jäh­ri­ge Fran­zi Hager zur Apo­the­ke. Und der rot­haa­ri­ge Herr Pro­vi­sor gab dem Schul­dirndl lächelnd ein Schach­terl mit Quittenpaste. 

Über hun­dert Jah­re tren­nen uns von die­ser Bege­ben­heit, aber noch immer wer­den die Kin­der und ande­re Harm­lo­se Jahr für Jahr am 1. April 

um ein Stra­nitzl Igl­sa­men, 
um eine Por­ti­on Oxd­ra­di­um, 
um ein Schach­terl ibi­dum, 
um G‘wichter für d‘Wasserwaag und 
um ein Fla­scherl Krebs­blut geschickt. 

Der April­scherz ist kein land­schafts­ge­bun­de­nes Brauch­tum in enge­rem Sinn. Ihn kennt man in wei­ten Tei­len Euro­pas. Ledig­lich „die War‘“, um die der Gewitz­te den Ein­fäl­ti­ge­ren schickt, ist ihrer Dia­lekt­fär­bung eben­so wie der „Loa­we­dog“ und der „Oach­katzlsch­wo­af“ nicht austauschbar. 

Der Legen­de nach ist der 1.April ein schwar­zer Tag, weil Judas an einem ers­ten April gebo­ren wor­den sein soll­te. Nach ande­rem Glau­ben soll sich Judas am 1.April erhängt haben. 

Zudem sei der 1. April angeb­lich der Tag des Ein­zugs Luzi­fers in die Höl­le und daher ein Unglücks­tag, an dem man sich beson­ders vor­se­hen müsse. 

Ver­ges­sen ist, dass der 1. April frü­her als „Schwend­tag“ galt. Alles, was an die­sem Tag begon­nen wur­de, nahm kei­nen Fort­gang, es schwand. Aller Anfang war glück­los. Der Aber­glau­be war so ver­brei­tet, dass nur weni­ge sich an die­sem Tag Wun­den mit Heil­kräu­tern zu behan­deln wag­ten. 
Die Wir­kung der Kräu­ter ver­kehr­te sich nach dem Volks­glau­ben ins Gegen­teil. Wer sich am 1. April ver­letz­te oder krank wur­de, glaub­te nach einen schlech­ten Heil­pro­zess. Der Dok­tor von See­on sag­te noch in den drei­ßi­ger Jah­ren ein­mal : „Unse­re Leut leben noch immer im Mittelalter.“ 

In den April schick­ten schick­ten schon die Kel­ten, Inder, Per­ser und Römer ihre Zeit­ge­nos­sen. Einen „Hul-Narr“ nann­ten die Leu­te am Gan­ges jeman­den, der auf solch einen Scherz hereinfiel. 

Als vor Gene­ra­tio­nen ober­baye­ri­sche Zei­tun­gen berich­te­ten, das Okto­ber­fest sei „ aus Zweck­mä­ßig­keits­grün­den“ auf den 1. April ver­legt wor­den, kamen Tau­sen­de aus Stadt und Land zur The­re­si­en­wie­se. Ein Rosen­hei­mer war dabei. Er erzähl­te : „Mia ham hoit an Jose­fi­bock als Wiesn­maß trun­ka, und um ach­te auf d‘Nacht hat kaam no oana g‘wußt, ob‘s Aprui oder Sep­tem­ber is.“ 
Einen gro­ße Gau­di gab es an einem 1. April weni­ge Jah­re vor dem Ers­ten Welt­krieg. 
Das „Rei­chen­hal­ler Tag­blatt“ hat­te vie­le Bür­ger mit der Nach­richt zum Thum­see hin­aus­ge­lockt : „Die berühm­te ame­ri­ka­ni­sche Artis­tin Eve­ly­ne wird am 1. April mit ihren selbst­er­fun­de­nen Was­ser­schu­hen den Thum­see zu Fuß über­que­ren.“ 
Tau­sen­de harr­ten damals bis zur ein­bre­chen­den Nacht am See­ufer aus, ohne Eve­ly­ne ges­hen zu haben. Die Zei­tung war sei­ner­zeit jedoch selbst in den April geschickt wor­den. Jah­re spä­ter traf eine Feld­post in Rei­chen­hall ein. Der Land­ser gestan­den, dass sie die geis­ti­gen Väter der „Miß – Eve­ly­ne“ waren. 

Wie es dazu kam, dass der 1. April zum Tag für beson­de­re Scher­ze wur­de, ist bis­lang unbe­kannt. Gesi­chert ist dem Theo­lo­gen Man­fred Becker-Huber­ti zufol­ge ein­zig, dass es schon im Volks­glau­ben der Anti­ke eine Viel­zahl von angeb­li­chen Unglücks­ta­gen gab (vergl. Frei­tag der 13.), zu denen regel­mä­ßig auch der 1. April zählte. 

Häu­fig wer­den auch die­se (unge­si­cher­ten) Erklä­run­gen angeführt: 

Kin­der­reim: 

Man schickt am 1. April
den Och­sen, wohin man will;
oft auch am 1. Mai
den Och­sen in das Heu.
Schickt man ihn nah,
ist er gleich wie­der da;
schickt man ihn weit,
so wird er gescheit. 

Text : Miche Huber 

Quel­len : Fran­zis­ka Hager Hans Henn / Dru­der­hax und Alle­lu­ja­was­ser – Rosen­hei­mer Verlag 

www.religioeses-brauchtum.de

Bau­ern­weis­hei­ten – Stürz Ver­lag / Würzburg

Wal­pur­gis­nacht

Sta­tue der hei­li­gen Wal­bur­ga in der Kir­che zu Contern

Die Wal­pur­gis­nacht ist ein tra­di­tio­nel­les euro­päi­sches Fest am 30.April

Der Name Wal­pur­gis­nacht lei­tet sich wahr­schein­lich von Wal­pur­ga (auch Wal­bur­ga oder Wal­pur­gis) ab, einer Äbtis­sin aus Eng­land (710–779). Der Gedenk­tag die­ser Hei­li­gen wur­de im Mit­tel­al­ter am 1. Mai gefei­ert (heu­te 25. Febr.). Die Äbtis­sin wird dar­ge­stellt mit schwar­zen Bene­dik­ti­ner­ha­bit, mit Stab, Regel­buch, Ölfläsch­chen, drei Ähren in der Hand, weil sie ein Kind vom Hun­ger­to­de erretete.

Mytho­lo­gisch fin­det die Wal­pur­gis­nacht (ähn­lich dem kel­ti­schen Fest Bel­ta­ne) als Mond­fest in der Nacht des ers­ten Voll­mon­des zwi­schen der Früh­jahrs­tag­und­nacht- Glei­che und der Som­mer­son­nen­wen­de statt. Tra­di­tio­nell gilt jedoch die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai als die Nacht, in der angeb­lich die Hexen ein gro­ßes Fest abhal­ten. Spä­tes­tens ab den Hexen­pro­zes­sen des 16. und 17. Jahr­hun­derts tritt das Motiv der Teu­fels­ver­eh­rung hinzu. 

Her­mann Hendrich : Hexen­tanz, Aus der Walpurgishalle

Die letz­te Nacht im April ist eine Frei– oder Los­nacht . In der gefürch­te­ten Nacht zum 1. Mai trie­ben, der Sage nach, die Hexen und Dru­den ihr Unwe­sen. Frü­her ließ der weit­ver­brei­te­te Aber­glau­be die Men­schen vor ihnen zit­tern. In der Wal­pur­gis­nacht wur­den des­halb auf Fel­dern und Anhö­hen die „Hexen­feu­er“ ent­zün­det, um so die letz­ten Win­ter­dä­mo­nen zu ver­trei­ben. In die­ser Nacht unter­nah­men sie nach altem Volks­glau­ben einen letz­ten Ver­such, den Ein­zug des Früh­lings zu ver­hin­dern. Und so kam es, dass sich die Men­schen vor die­sen bösen Mäch­ten zu schüt­zen ver­such­ten. Zur Abwehr der Hexen streu­te man geweih­tes Salz auf die Tür­schwel­le. Beson­ders geeig­net schien, um jeg­li­chen bösen Zau­ber fern­zu­hal­ten, der Besen. Des­halb stell­te man ihn mit dem Rei­sig nach oben an die Mau­er, damit sich dar­an die Hexe ver­fan­gen konn­te. Man war auch über­zeugt, dass ein Besen, der in der Wal­pur­gis­nacht nicht auf­ge­räumt wur­de, der Hexe zum Rei­ten diente.

Die auch heu­te noch in wei­ten Tei­len Deutsch­lands gefei­er­ten Hexen­feu­er gehen mut­maß­lich auf die­se Tra­di­ti­on zurück. Mit der sehr rigo­ros gehand­hab­ten Chris­tia­ni­sie­rung nicht nur in Deutsch­land wur­den die­se alten Bräu­che als heid­nisch ver­dammt, die ursprüng­li­che, nach Ansicht eini­ger For­scher auf matri­ar­cha­li­sche Gesell­schafts­struk­tu­ren zurück­ge­hen­de Bedeu­tung ging ver­lo­ren und in harm­los-länd­li­chem Jugend­brauch­tum auf.

Über die Wal­pur­gis­nacht schreibt Fran­zis­ka Hager unter anderem :

Der Mes­ner hat­te zuvor beim Bet­läu­ten die hexen­ban­nen­de Wet­ter­glo­cke geläu­tet. Die Bäue­rin warf geweih­ten Palm ins Herd­feu­er. Das Dru­den­kraut, das an die Stall­tü­re gena­gelt wur­de, war ein Bär­lapp­kranz, der aus einer ein­zi­gen Ran­ke gewun­den sein muss­te. In der Schlaf­kam­mer schweb­te von der Decke die „Unruh“. Die­ser Hexen­kranz ist ein Vor­läu­fer der heu­te moder­nen Mobi­le. An ihnen hin­gen frü­her ein­mal nur Drui­den­ster­ne. Die­se Art war jedoch bei uns nicht bekannt. Die „Unruh“ schütz­te gegen den „Kram“, den durch die Drud ver­ur­sach­ten Krampf, den wir als Alp­druck kennen. 

Vie­le der Bräu­che bei Früh­lings­fes­ten ran­ken sich um jun­ge Paa­re, die sym­bo­lisch für die mensch­li­che Gemein­schaft ste­hen. Der Gang zwi­schen zwei Wal­pur­gis­feu­ern soll rei­ni­gen und Seu­chen fern­hal­ten (Wal­pur­gis gilt als Schutz­hei­li­ge gegen Pest, Hus­ten und Toll­wut). 
Wei­ter schreibt Fran­zis­ka Hager :

Der Schnap­pen bei Mar­quart­stein galt frü­her in der Wal­pur­gis­nacht als „Braut­schau­berg“. Jun­ge Leu­te stie­gen in dem Glau­ben zu ihm auf, hier oben ihre künf­ti­ge Frau zu tref­fen. Um die­sen Brauch ver­ste­hen zu kön­nen, muss man sich in die ver­kehrs­ar­me Zeit des vori­gen Jahr­hun­derts zurück­ver­set­zen Man­cher Bursch und man­che Dirn ver­lie­ßen das gan­ze Jahr nicht die enge­re Hei­mat. Wo sich die Gele­gen­heit bot, Bekannt­schaf­ten zu machen, oft waren es Wall­fahr­ten, griff man sie auf. Um Hoch­zei­ter zu schau­en, kann­ten die Mäd­chen einen gan­zen Sack voll Bräu­che. In der Wal­pur­gis­nacht konn­ten sie es, wenn sie auf einen roten Tuch schlie­fen oder sich an einen Ross­bauch legten. 

Damit die Hex in die­ser Nacht den Kin­dern nicht Scha­den zufüg­te, leg­te die Groß­mutter den Enkeln die Strümp­fe kreuz­wei­se vor das Bett. 

Die Dirndl schlie­fen oft unru­hig in die­ser Nacht. Wenn am Mor­gen des ers­ten Mai vor einem Kam­mer­fens­ter, vor der Stall­tür oder auf dem Mist­hau­fen „Stau­den steck­ten“, dann galt das als Aus­zeich­nung, Lob für eine künf­ti­ge gute Haus­er­in. Mit dem grü­nen Boschen auf dem Haus­dach sag­te der Bursch dem Mäd­chen sei­ner Wahl die „Liab“ an. Was aber einem Bau­ern ein Haber­feld­trei­ben, das bedeu­tet einer Dirn der Schand­bo­schen. Das war ein Stroh­wisch oder ein dür­rer Fich­ten­gip­fel. Er war nichts anders als Pran­ger, Aus­druck eines Sit­ten­ge­richts. Fast uner­reich­bar steck­te er auf dem Dachfirst.

Einen from­men Brauch gab es in Waging, zu einer Zeit, wo der See noch nicht abge­senkt war und das Dorf noch sei­nen Namen „Waging am See“ zurecht führ­te. Klei­ne Fich­ten­bäu­me wur­den auf den Fel­dern in die vier Getrei­de­sor­ten gesetzt. Jedes Bäum­chen trug zwei geweih­te, übers Kreuz auf­ge­bun­de­ne klei­ne Ker­zen. Die jun­gen Fich­ten blie­ben bis zur Ern­te ste­hen. Es war ein schlech­tes Omen, wenn bei der Mahd ein Schnit­ter auf ein her­ab­ge­fal­le­nes Ker­zen­kreu­zel stieß. Nach dem Volks­glau­ben war es dem Mann auf­ge­ge­ben, als ers­ter auf dem Hof zu sterben.

.Neben „Wal­pur­ga“ steht noch „Phil­ipp“ im Kalen­der. Der Scha­ber­nack, der in die­ser Frei­nacht getrie­ben wur­de und noch immer wird, heißt „phil­ip­peln“ oder ein­fach „Sach vertragen“. 

Kel­ti­sches Brauchtum

Der 1. Mai soll für die Kel­ten einer der wich­tigs­ten Tage ihres reli­giö­sen Jah­res gewe­sen sein: Sie fei­er­ten den Beginn der Som­mer­zeit, in der die Erde wie­der zum Leben erwacht. Auch die Ger­ma­nen kann­ten mut­maß­lich der­ar­ti­ge Früh­lings­fes­te. Sie fei­er­ten es mit Freu­den­feu­ern und befrag­ten die „wei­sen Frau­en“, die “ Haga­zu­s­sen „, die in den „hei­li­gen Hai­nen “ angeb­lich auf der Schwel­le zwi­schen der Men­schen- und der Geis­ter­welt saßen, nach der Zukunft . 

Mit Beginn der Chris­tia­ni­sie­rung wur­de der „heid­ni­sche Hokus­po­kus“ zu Tref­fen fins­te­rer Mäch­te umge­deu­tet und die Haga­zu­s­sen wur­den als „Hexen“, als weib­li­che Ver­kör­pe­rung des Bösen, die mit dem Teu­fel im Bun­de waren, dif­fa­miert . So wur­de in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai wei­ter um das Feu­er getanzt — jetzt aller­dings zur Abwehr der Hexen. Die Men­schen zogen wei­ter lär­mend durch die Stra­ßen. Nicht mehr, um den Früh­ling zu begrü­ßen, son­dern um Geis­ter­we­sen zu ver­scheu­chen. Zum Schutz vor den Hexen mal­te man wei­ße Kreu­ze an Häu­ser und Stal­lun­gen oder streu­te geweih­tes Salz auf die Tür­schwel­len. Die Besen wur­den in die­ser Nacht mit dem Rei­sig nach oben auf­ge­stellt. Man­cher­orts war es üblich, dass die jun­gen Män­ner mit Peit­schen knal­lend durch die Stra­ßen zogen. 

Die Bräu­che haben sich im Lau­fe der Zeit gewan­delt. Die wenigs­ten wis­sen wahr­schein­lich noch um den Ursprung der Wal­pur­gis­nacht. Übrig­ge­blie­ben ist teil­wei­se nur noch das als Scha­ber­nack gedach­te Beschä­di­gen und Ent­wen­den des Eigen­tums Ande­rer, um die­se zu ärgern. Auf dem Bro­cken , dem Hexen­tanz­platz und der benach­bar­ten Ross­trap­pe — mut­maß­li­che Zen­tren des alten heid­ni­schen Wal­pur­gis­nacht-Brauch­tums im Harz ist davon heu­te nur noch eine Tou­ris­ten­at­trak­ti­on übrig geblieben. 

Trotz aller Auf­klä­rung gilt aber auch heu­te noch die Wal­pur­gis­nacht als „Frei­nacht“, in der in Anleh­nung an das eins­ti­ge Hexentre­ben manch Unsinn erlaubt ist. Die­ser Frei­nachts­brauch wird immer wie­der miss­braucht um üble Strei­che zu spie­len, und zeigt dass der alte Brauch von vie­len gänz­lich miss­ver­stan­den wird. 

Wet­ter­re­geln


Für die Wal­pur­gis­nacht gibt es vie­le Wet­ter­re­geln wie: 

Regen auf Wal­pur­gis­nacht hat nie ein gutes Jahr gebracht . 

Ist die Hexen­nacht voll Regen, wird’s ein Jahr mit reich­lich Segen. 

Wenn zu Wal­pur­gis der Schleh­dorn blüht, wird zu Jako­bi der Kornschnitt. 

Zu Phil­ipp und Jakob Regen, bedeu­tet viel Erntesegen.

J.W.Goethe: Faust — Der Tra­gö­die ers­ter Teil V. 4015 ff 

MEPHISTOPHELES: 

Das drängt und stößt, das ruscht und klappert! 

Das zischt und quirlt, das zieht und plappert! 

Das leuch­tet, sprüht und stinkt und brennt! 

Ein wah­res Hexenelement! 

Nur fest an mir! sonst sind wir gleich getrennt. 

Wo bist du? 

FAUST (in der Ferne): 

Hier! 

MEPHISTOPHELES: 

Was! dort schon hin­ge­ris­sen? Da werd ich Haus­recht brau­chen müssen. 

Platz! Jun­ker Voland kommt. Platz! süßer Pöbel, Platz! 

Hier, Dok­tor, fas­se mich! und nun in einem Satz 

Laß uns aus dem Gedräng entweichen; 

Es ist zu toll, sogar für meinesgleichen. 

Dort­ne­ben leuch­tet was mit ganz besond­rem Schein, 

Es zieht mich was nach jenen Sträuchen. 

Komm, komm! wir schlup­fen da hinein. 

FAUST: 

Du Geist des Wider­spruchs! Nur zu! du magst mich führen. 

Ich den­ke doch, das war recht klug gemacht: 

Zum Bro­cken wan­deln wir in der Walpurgisnacht, 

Um uns belie­big nun hie­selbst zu isolieren. 

Text: Miche Huber, Tel.: 08641 / 1681
Quel­le Fotos: Wikipedia

Sonn­wend– oder Johannifeuer

Som­mer­sonn­wen­de, die Son­ne hat den höchs­ten Stand des Jah­res erreicht. „Von Veitl bis Han­nes­kent, braucht d‘Sunna bis Uma­wend.“ So beschreibt ein alter Bau­ern­spruch die Som­mer­sonn­wen­de, denn vom St. Veits­tag (Vitus, 15 Juni) an strebt die Son­ne mit aller Kraft ihrem Höhe­punkt zu.

Sonn­wend­feu­er des Trach­ten­ver­ein „D Staf­fel­s­to­a­na“ Ber­nau 2007

Seit ältes­ter Zeit wur­den die längs­ten und kür­zes­ten Näch­te freu­dig begrüßt. In der Nacht zum 21. Juni, dem kalen­da­ri­schen Som­mer­be­ginn, wird nach alter, heid­ni­scher Tra­di­ti­on der Som­mer mit Sonn­wend­feu­ern auf den Höhen begrüßt. Heut­zu­ta­ge fin­den die­se alten Bräu­che wie­der mehr und mehr Beach­tung. In ganz Bay­ern fin­den in die­sem Zeit­raum Sonn­wend­fei­ern (oder auch Johan­ni­fei­ern am 24. Juni) statt. Beson­ders beein­dru­ckend sind die Feu­er auf den Berg­kup­pen in den Baye­ri­schen Alpen, wo auf den umlie­gen­den Berg­gip­feln Feu­er ent­zün­det wer­den. Dem belieb­ten heid­ni­schen Brauch ver­such­te die Kir­che schon früh­zei­tig dadurch ent­ge­gen­zu­wir­ken, dass sie das Namens­fest des Hl. Johan­nes des Täu­fers (24. Juni) mit dem Sonn­wend­feu­er in Ver­bin­dung brach­te. So erklärt es sich auch, dass, das Sonn­wend­feu­er bei uns zum Johan­ni­feu­er gewor­den ist.

Der etwas in Ver­ges­sen­heit gera­te­ne Brauch erfreut sich in den letz­ten Jah­ren wie­der stei­gen­der Beliebt­heit, vor allem durch die Bemü­hun­gen der Trach­ten­ver­ei­ne und Hei­mat­pfle­ger, die Jugend wie­der zu begeis­tern für den Brauch an Sonn­wend, an Johan­ni aber auch an Peter und Paul, Feu­er zu brennen.

Wir kom­men her­ein weit über‘n Rain,
San unsa Buam acht oder neun,
Ihr Herr und Frau­en, lasst‘s euch grü­aßn,
Es sollt‘s uns an Arm voll Scheitl eis­chiaßn.
A Arm voll Scheitl is no net gnua, 
Prügl und Bauschn a dazua.
Hei­li­ger Flo­ri­an, zünd uns‘s Feu­er an !
Hei­li­ger Jakob, schenk uns an Hack­stock !
Hei­li­ger Veit, schenk uns a Scheit !
Hei­li­ger Bartl­mä, schick uns grad heit koan Schnee !
Hei­li­ger Veit schenk uns a Scheit,
Hei­li­ger Hans, a recht a langs,
Hei­li­ger Schix, a recht a langs,
Hei­li­ger Flo­ri­an, kennt‘s Feu­er an.
Gebt‘s uns koa Steu­er net,
Lebts ös grad a Jahr mehr sched.
Sunn­wend­feua, Sunn­wend­feu­er,
Der Howan, der is teua !
Wer koa Holz zum Feu­er gibt,
Erreicht das ewi­ge Leben nicht.

Mit sol­chen Ver­seln gin­gen die Holz­bett­ler einst vor Sonn­wend im Chiem­gau von Haus zu Haus.

Die Ver­se sind ver­ges­sen, die Feu­er bren­nen wie eh und je.

Die Sonn­wend­feu­er zäh­len bei uns immer noch zu den som­mer­li­chen Bräu­chen, die am Abend die Leu­te drun­ten im Tal vor die Häu­ser und aus den Städ­ten locken. Frü­her wan­der­te um die Zeit des Gebet­läu­tens das gan­ze Dorf zu dem auf einem Hügel errich­te­ten Schei­ter­hau­fen. Mit dem Glo­cken­schlag wur­de der Holz­stoß ent­zün­det, wenn irgend­mög­lich mit Kar­sams­tag­koh­le. Vor hun­dert­fünf­zig Jah­ren gin­gen die Leu­te rosen­kranz­be­tend um das Feuer.

Es war schon eine Art von Haber­feld­trei­ben, eine bäu­er­li­che Selbst­jus­tiz, wenn bis zur vori­gen Jahr­hun­dert­wen­de im Schein des Feu­ers ein Schand­ge­richt gehal­ten wur­den. Der fau­le Knecht, die schlam­pi­ge Dirn, der ver­schwen­de­ri­sche Bau­er und die gei­zi­ge Bäue­rin, der nichts­nut­zi­ge Loder und sei­ne „guat­tü­cha­ne Dirn“ wur­den in gereim­ter Rede „ange­bannt“. Man­cher kam dar­um gar nicht zum Sonn­wend­feu­er, und manch einer war froh, wenn die Lita­nei ihr End hat­te. Dann kamen die Dirndl, hol­ten ver­steckt unter dem „Für­ta“ ein Kranzl her­vor. Das „Wun­der­kranzl“ flog ins Feu­er, wobei kei­ne sag­te, was sie dach­te, aber jeder hat­te einen hei­ßen Wunsch. Die­sen Brauch kennt man nicht mehr. Aber der „Hansl“ eine lebens­gro­ße mit Stroh aus­ge­stopf­te Pup­pe, steckt noch auf einer Stan­ge über man­chem Johan­nis­feu­er. Der „Hansl“ ist ein Win­ter­dä­mon, die „Gretl“ eine Wet­ter­hex oder dem Win­ter sei­ne Großmutter.

Wenn der Spuk zusam­men­ge­bracht und ins Feu­er fiel, der Win­ter ganz aus­ge­trie­ben war und das Feu­er alles Böse ver­zehrt hat­te, begann oder beginnt heu­te noch immer das Feuerspringen.

Übern Kopf, untern Kopf,
Tua i mei Hüatl schwin­ga,
Deandl, wannst mi gern willst ham,
Tuast mit mir durchs Feu­er springa !

Es war frü­her ein unge­schrie­be­nes Gesetz, dass das Dirndl, mit dem der Bursch Hand in Hand über die hei­ße Glut sprang, zumin­dest für ein Jahr „sein Dirndl“ war. Ein Paar folg­te dem ande­ren. Eine gro­be Hand schob sich in eine zar­te und umspann­te sie zum Anlauf. Mit einem fes­ten Griff reißt der Bursch auch heu­te noch das schein­bar wider­stre­ben­de Dirndl, um die Hüf­te fas­send, hoch und über das Feu­er hinweg.

Das „Feu­er­ju­cken“ war ein Glück­spiel. Es war Herausforderung. 

Der Bursch, dem drei­mal der Sprung gelang ohne ver­senkt oder ange­brannt zu wer­den , galt ein Jahr gefeit gegen Fie­ber und Kreuz­weh. Das Dirndl aber, das vor dem Absprung aus­brach, galt als „unge­sengt“ und wur­de von sei­nem Beglei­ter oft nicht mehr „ange­brannt“, das heißt, er ließ es stehen. 

Johan­ni war eine Frei­nacht, eine der gro­ßen Geis­ter­näch­te im Jahr. Alle Über­ir­di­schen gin­gen an die­sem Tag um : Hex und die Drud, das Irr­licht und der Weiz. Tod und Teu­fel schli­chen nach Mit­ter­nacht um Schlaf­kam­mer und Stall, um zum Scha­den von Mensch und Vieh einen Ein­schlupf zu suchen. Dar­um stan­den schon vor dem Gebets­läu­ten zwei Besen übers Kreuz vor der Stall­tür. Die Hex und die Drud soll­ten sich im Rei­sig ver­fan­gen. Ein Bau­schen wir­res Stroh lag an der­sel­ben Stel­le. Die geis­ter muss­ten jeden der klei­nen Hal­me zäh­len. Ehe sie die­se Auf­ga­be hin­ter sich gebrach­te hat­te, war auch die Frei­nacht vor­bei und damit ihre Macht.Die nächt­li­che Feu­er­statt zeich­ne­te am nächs­ten Mor­gen nur noch der Brand­fleck im Gras. Alle Asche, Koh­le und Scheit hat­ten die Johan­nis­feu­er­be­su­cher mit nach Hau­se genom­men. Die Asche wur­de über die Fel­der gestreut, sie sol­let Hagel und Unge­zie­fer fern­hal­ten. Die Holz­koh­len grub der Bau­er in den Acker. Sonn­wend­koh­le bekam auch der Kraut­a­cker zum Schutz vor Kraut­wür­mern. Sonn­wend­ste­ckerl steck­ten am nächs­ten Tag in den Fel­dern, und die Feu­er­schei­te wan­der­ten wie­der­um als eine Art Talis­man hin­ter die Herdstatt.

Es stimmt, die Leu­te frü­he­rer Zeit hat­ten weni­ger Ver­gnü­gen und Zer­streu­ung unse­rer Art, schließ­lich fehl­te das gan­ze Ange­bot, das mit dem Ein­zug der Tech­nik kam. Ihr Erle­ben schöpf­ten sie aus andern Quel­len. Das Brauch­tum war eine. Es war für sie eine Not­wen­dig­keit, die nicht zuletzt ihrem Schutz­be­dürf­nis entsprach.

Wet­ter­re­gel
Nach St. Veit ändert sich die Zeit, alles geht auf die ande­re Seit.
St. Veit hat längs­ten Tag, die hl. Lucia macht‘s mit der Nacht ihm nach.
Wer dem Veit nicht traut, kriegt kein Kraut.
Von St. Johann läuft die Son­ne win­te­r­an.
Vor Johan­ni bitt um Regen, nach­her kommt er unge­le­gen.
Johan­ni gibt dem Obst das Salz, Jako­bi das Schmalz.
Regen an Johan­nis­tag, nas­se Ernt man erwar­ten mag.

Text: Miche Huber, Tel.: 08641 / 1681

Baye­ri­sche Trachtenfest

Röcke­frau­en vor dem Festzug

Seit Adam und Eva, reli­gi­ons­ge­schicht­lich gespro­chen, durch eige­nes Ver­schul­den aus dem Para­dies ver­trie­ben wor­den sind, besteht für die Men­schen die Fra­ge: „Wos für a Gwand legn ma o?“. War es am Anfang nur ein Behelf aus Pflan­zen­ge­flecht bis hin zu den Tier­fel­len, wel­che Män­ner und Frau­en in glei­cher Art getra­gen haben, so wird aus der Über­lie­fe­rung berich­tet, dass die Kel­ten bereits Hosen und Röcke kann­ten.
Mensch­li­che Geschick­lich­keit hat zur Her­stel­lung von Klei­dung Lei­nen und Wol­le ver­ar­bei­tet und spä­ter sogar die Sei­de erfun­den. Bei den Römern kann man schon von Mode spre­chen, wenn auch die Ger­ma­nen im ers­ten Jahr­hun­dert nach Chris­ti Geburt noch sehr ein­fach mit gegür­te­ten Fell- und Woll­um­hän­gen geklei­det waren. Stück für Stück in der Zweck­mä­ßig­keit kamen hin­zu: Schu­he, Kopf­be­de­ckung, Som­mer-/Win­ter­be­klei­dung, Arbeits- und Fest­ge­wän­der; auch Schmuck durf­te nicht feh­len.
Zu den Gebrauchs­ge­gen­stän­den zur Ver­rich­tung von Arbei­ten und für den Lebens- und Wohn­be­darf haben sich auch Musik­in­stru­men­te hin­zu­ge­sellt. Nicht nur die Ent­wick­lung der Spra­che zählt zu den Kul­tur­ho­hei­ten der Völ­ker, auch der Tanz war von jeher eine beson­de­re kul­ti­sche und kul­tu­rel­le Ausdrucksweise.

Damit sind wir schon mit­ten in der Klei­der­mo­de und Brauch­tums­tra­di­ti­on. Es ist also ein guter Brauch, sich zu klei­den. Was klein­weis begann, ent­wi­ckel­te sich zu einer Viel­falt von Mög­lich­kei­ten und die Nar­re­tei der Fan­ta­sie und der Ange­be­rei erkann­te nicht mehr die not­wen­di­gen Gren­zen des Geschmacks und der Sitt­lich­keit. Letz­te­res ist auch heu­te noch zu beob­ach­ten. Das Mit­tel­al­ter bis hin zum begin­nen­den 19. Jahr­hun­dert kann­te noch die Unter­tä­nig­keit und so waren es die Herr­schen­den, die Geist­lich­keit und die Gerich­te, wel­che sich gegen Aus­wüch­se wand­ten, Ver­ord­nun­gen erlie­ßen und Stra­fen auf­er­leg­ten.
Dies galt für den Bereich des Klei­der­ver­hal­tens und eben­so für die Gesel­lig­keit. Beson­ders betrof­fen davon war das Volk auf dem Lan­de. Aber von jeher war Zwang ein untaug­li­ches Mit­tel, so auch in die­sem Fall. Der mensch­li­che Ein­falls­reich­tum und der Frei­heits­drang des 18. und 19. Jahr­hun­derts taten das Übri­ge dazu, so dass sich die Klei­dung wei­ter ent­wi­ckeln konn­te und die Mode immer wie­der zum Durch­bruch kam. Die Ein­flüs­se waren Lan­des- und Staats­gren­zen über­grei­fend.
Den­noch lässt sich gegen Ende des 18.Jahrhunderts und im begin­nen­den 19. Jahr­hun­dert fest­stel­len, dass sich neben der all­mäh­lich wach­sen­den Aller­welts­mo­de beim bäu­er­li­chen Volk eine selbst­stän­di­ge Art des Gewan­des ent­wi­ckelt hat, die von Ort zu Ort und von Lan­des­teil zu Lan­des­teil ihre Unter­schied­lich­keit in Schnitt, Far­be und Gestal­tung auf­wei­sen konn­te. Die­se Eigen­hei­ten waren auch im Brauch­tum zu erken­nen. In die­ser Zeit sind die Trach­ten ent­stan­den und zu einem Begriff geworden.

Dies gilt nicht nur für Bay­ern, son­dern auch für ande­re Län­der. Nicht ein Ort, son­dern die Zeit ist die Wie­ge der Tracht.

Leh­rer Vogl

Trotz ihrer Kleid­sam­keit und Schön­heit, wel­che in ihrer Art auch Ver­än­de­run­gen in Far­be und Schnitt und zweck­mä­ßi­ge Erneue­run­gen erlaub­te, hielt die Tracht der Mode in der Mit­te und zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts nicht stand. König Maxi­mi­li­an II., wel­cher auf sei­nen Rei­sen durch Bay­ern die Schön­hei­ten der Trach­ten ken­nen­ge­lernt hat­te, ver­such­te 1853 in einem Auf­ruf, noch­mals auf die Gesin­nung und Frei­wil­lig­keit Ein­fluss zu neh­men, als er in einem Erlass for­der­te, anstel­le von modi­scher Klei­dung die Tracht zu tra­gen und damit vor allem von den Gemein­den, von den Leh­rern und Geist­li­chen die not­wen­di­ge Ein­wir­kung auf die jün­ge­re Bevöl­ke­rung erwar­te­te. So soll­ten in den Rat­häu­sern Abbil­dun­gen von Trach­ten auf­ge­hängt wer­den und die Jugend soll­te bei Erst­kom­mu­ni­on, Kon­fir­ma­ti­on, Wall­fahr­ten, Schul­prü­fun­gen und Preis­ver­tei­lun­gen in Tracht erschei­nen. Selbst die Ver­ga­be von Trach­ten oder Ein­zel­tei­len an die ärme­re Bevöl­ke­rung waren in die­sem Plan mit ein­ge­schlos­sen. Obwohl er über Jah­re hin­weg eine wah­re Begeis­te­rung erreich­te und jähr­li­che Berich­te über die Ergeb­nis­se ein­for­der­te, den Wider­stand hoher Staats­be­am­ter des Finanz­mi­nis­te­ri­ums in Kauf nahm, so gelang es doch nicht, in die brei­te Bevöl­ke­rung ein­zu­drin­gen. Nach dem plötz­li­chen Tode von König Maxi­mi­li­an II. 1864 blieb es auch bei sei­nem Nach­fol­ger Lud­wig II. üblich, dass man die begrün­de­te Tra­di­ti­on fort­führ­te und in Tracht kor­rekt geklei­det am Hofe erschei­nen konn­te. Die­se Ein­stel­lung hat sich bei den Wit­tels­ba­chern bis heu­te nicht verändert.

Inner­halb von 7 Jah­ren sind es bereits so vie­le, dass sich davon 15 Ver­ei­ne ent­schlos­sen haben, beim ers­ten Fest des neu­ge­grün­de­ten „Gau­ver­band I“ 1891 in Feiln­bach teil­zu­neh­men. Ab die­sem Zeit­punkt kann man sagen, dass eine Trach­ten­be­we­gung ent­stan­den ist. Die nach­fol­gen­den Jah­re bis zur Unter­bre­chung durch den 1. Welt­krieg und die Zeit danach zeigt, trotz Arbeits­lo­sig­keit und Infla­ti­on, dass der Gedan­ke, der Wunsch und das Bestre­ben, die Trach­ten zu erhal­ten in Bay­ern nicht mehr auf­zu­hal­ten war. Das gan­ze Land von Berch­tes­ga­den bis Lin­dau, von Pas­sau bis Ulm und Bay­risch­zell bis Würz­burg war ergrif­fen davon.
Der ers­te Ver­such 1908, die bereits bestehen­den 5 Gau­ver­bän­de zu einem gemein­sa­men Ver­band zusam­men­zu­schlie­ßen, ist lei­der geschei­tert.
Erst am 25. Okto­ber 1925 konn­te man in Mün­chen mit 10 Gau­ver­bän­den die gro­ße baye­ri­sche Dach­or­ga­ni­sa­ti­on der Trach­ten­be­we­gung grün­den. Wei­te­re Gau­ver­bän­de mit Ver­ei­nen aus Schwa­ben, Fran­ken, der Ober­pfalz und Nie­der­bay­ern schlos­sen sich in den nach­fol­gen­den Jah­ren an.

Mit der Erhal­tung der kur­zen Leder­ho­se, wel­che 1883 am Stamm­tisch in Bay­risch­zell von Leh­rer Vogl als „kleid­sa­me Tracht“ bezeich­net wur­de, hat es ange­fan­gen, dass die Trach­ten­ver­ei­ne mit ihren Mit­glie­dern heu­te der Grund­stock unse­rer Trach­ten­be­we­gung sind, in den Gemein­den eine kul­tu­rel­le Bedeu­tung haben, die Trach­ten als Farb­tup­fer unse­rer baye­ri­schen Land­schaft bezeich­net wer­den kön­nen und die Ver­ei­ne selbst hin­sicht­lich ihres Auf­ga­ben­be­rei­ches ein wesent­li­ches Glied unse­rer Gesell­schaft sind.

„Tracht braucht Gemein­schaft“: so ist es die sinn­vol­le Auf­ga­be der Gau­ver­bän­de, die­se Gemein­schaft über Gau­gren­zen hin­weg zu pfle­gen. Dar­in haben die Gaufes­te ihre Bedeu­tung. „Die Tracht lebt“, sie ent­wi­ckelt sich fort, aber nicht im Tem­po einer Mode oder zum Zweck vol­ler Kas­sen, nein, behut­sam, wohl­über­legt und stets dar­auf ach­tend: „Das Herz darf es nicht kos­ten“. Hil­fe und Unter­stüt­zung geben die Gau­ver­bän­de. Sie sind aber auch die Wäch­ter, wenn es dar­um geht, Tracht und Brauch­tum zu bewah­ren und zu ver­tei­di­gen. Zur Erhal­tung die­ser Kul­tur­gü­ter sind Frei­räu­me erfor­der­lich. Der Baye­ri­sche Trach­ten­ver­band war in sei­ner Geschich­te immer dar­um bemüht und bereit, die­se Frei­räu­me für den Bestand der Trach­ten, des Brauch­tums und für die Ent­wick­lung der Trach­ten­ver­ei­ne sach­po­li­tisch ein­zu­for­dern. Dies wird auch in der Zukunft so gesche­hen. In die­ser Hin­sicht ist der Zusam­men­halt Aller immer erfor­der­lich. Die Kame­rad­schaft ist das Bin­de­glied. Sie ist die Grund­la­ge für eine offe­ne Gesprächs­be­reit­schaft inner­halb des Baye­ri­schen Trach­ten­ver­ban­des, aber auch zur Öffent­lich­keit, zu den Behör­den, zur „Obrig­keit“ des Lan­des, zum Nach­barn, zu den Gleich­ge­sinn­ten in Bay­ern, Deutsch­land, Euro­pa und den Kame­ra­den in Nordamerika.

Fest­zug beim Gaufest 2003 in Übersee

„Treu dem guten alten Brauch“

Aus­zü­ge aus einer zeit­ge­schicht­li­chen Betrach­tung von Hans Zapf , Ehren­vor­sit­zen­der des Baye­ri­schen Trachtenverbandes

Ern­te­dank

Im Wet­ter­se­gen, wel­cher als Aus­druck der Sor­ge um das täg­li­che Brot gespen­det wird, sehen vie­le Chris­ten bereits den Beginn des Ern­te­dank­fes­tes. Der Wet­ter­se­gen wird sonn­tags am Ende der Hei­li­gen Mes­se vom Pries­ter gespen­det.
Der Zeit­raum vari­iert zwi­schen Kreuz­auf­fin­dung am 3. Mai und der Kreuz­erhö­hung am 14. Sep­tem­ber, bzw. man­cher­orts bereits ab dem Hl. Mar­kus, dem 25. April. Bei der Ern­te­dank­fei­er, die meist in der Kir­che, regio­nal
auch als Pro­zes­si­on ver­an­stal­tet wird, wer­den Feld­früch­te, Getrei­de, Obst und Gar­ten­ge­mü­se deko­ra­tiv auf­ge­baut und dar­ge­stellt. Dazu kom­men natür­lich auch ande­re Erzeug­nis­se aus der Natur, wie z.B. Mehl, Wein, Honig und Fut­ter­mit­tel wie Heu und Mais.
In vie­len Orten gibt es Ern­te­kro­nen, die aus Getrei­de, Wein­re­ben oder Heu gebun­den sind. Mit die­sem Fest zeigt man die Dank­bar­keit für den Ertrag aus der Land­wirt­schaft und den Gär­ten.
Man erin­nert auch dar­an, dass es nicht allein in den Hän­den der Men­schen liegt, über aus­rei­chend Nah­rung zu ver­fü­gen. Natur­ge­wal­ten, Dür­re, Not und Hun­ger, Ver­schwen­dung, Raub­bau, Nach­hal­tig­keit und Wert­schät­zung der Nah­rungs­mit­tel sind Schlag­wor­te, die gera­de am Ern­te­dank­fest eine gro­ße Bedeu­tung haben.
In der röm/kath. Kir­che ist das Ern­te­dank­fest seit dem 3.Jahrhundert belegt. Da es ver­schie­de­ne Kli­ma­zo­nen gibt, wur­de nie ein ein­heit­li­cher Ter­min fest­ge­legt. Nach der Refor­ma­ti­on wur­de das Ern­te­dank­fest an ver­schie­de­nen Tagen gefei­ert. Die Tage Bar­tho­lo­mä 24. Aug; Ägi­dii 1. Sept; Michae­li 29. Sept. oder auch Mar­ti­ni 11. Nov. kamen in Fra­ge. Erst 1972 leg­te die Bischofs­kon­fe­renz den 1. Sonn­tag im Okto­ber fest. Jedoch nicht für jede Gemein­de ver­bind­lich und auch nicht ver­pflich­tend. Doch in vie­len Gemein­den ist die­ses Fest des Dan­kes ein fes­ter Bestand­teil im Kir­chen­jahr gewor­den. So wird neben der Kräu­ter­wei­he am 15.August, Erst­lings­früch­te­seg­nung, die Eucha­ris­tie meist am ers­ten Okto­ber Sonn­tag als Dank für die Frucht der Erde und der mensch­li­chen Arbeit gefei­ert.
Ein beson­de­rer Tag im kirch­li­chen Jah­res­lauf, den Kin­der, Jugend, Akti­ve, Wei­ber­leid und Man­ner­leid jeder­zeit mit der Tracht fei­ern dür­fen und kön­nen. Ein Tag, der mit unse­rem Fest­tags­ge­wand belebt und auf­ge­wer­tet wird, ein Fest­tag mit hohem Stel­len­wert.
Mög­lich­kei­ten der akti­ven Mit­ge­stal­tung:
· Mit­hil­fe bei der Deko­ra­ti­on der Kir­che sowie die Gestal­tung der Mes­se
· Bin­den von Ern­te­kro­ne ( evtl. für Schu­le, Ver­eins­heim, Schau­fens­ter usw. )
· Musi­ka­lisch Umrah­mung
· Kin­der bas­teln gern mit Heu (Krän­ze, Figu­ren)
· Her­stel­len von Brot, Kräu­ter­es­sig und Öle, Mar­me­la­den usw. für Ver­kauf oder Geschen­ke
· Ein schö­ner Anlass für gemein­sa­mes Essen, Trin­ken und Hoagascht´n

Kath­rein stellt den Tanz ein

Cara­vag­gio: Hl. Katha­ri­na von Alex­an­dri­en (1595–1596)

Der Name ‚Kath­rein’ geht auf die Hei­li­ge Katha­ri­na zurück, deren Namens­tag am 25. Novem­ber ist. Die Hl. Katha­ri­na zählt zu den 14 Not­hel­fern, ihre Sym­bo­le ein zer­bro­che­nes Rad und ein Schwert. Sie gilt als die Patro­nin der Wag­ner, Mül­ler, Jung­frau­en, Mäd­chen, Stu­den­ten, Schü­ler, Bibliothekare. 

Der Volks­mund spricht auch von den drei hei­li­gen Madeln : Mar­ga­re­ta (20. Juli) mit dem Wurm, Bar­ba­ra (4. Dez.) mit dem Turm, Katha­ri­na mit dem Radl, das sind die drei hei­li­gen Madl.

Der Kath­rein­tanz bil­det am letz­ten Sonn­tag vor dem 25. Novem­ber den Abschluss der im Sin­ne der Volks­kul­tur ‚tra­di­tio­nel­len’ Tanz­sai­son, ganz nach dem Spruch „Kath­rein stellt den Tanz ein“. Danach beginnt der Advent mit einer Fas­ten­zeit als so genann­te tanz­freie Zeit. 

Bestimm­te Tage oder Zeit­ab­schnit­te mit Tanz­ver­bo­ten hat es in vie­len Kul­tu­ren gege­ben. Tan­zen galt oft als unsitt­lich, schäd­lich oder gar als Aus­druck des Teu­fels . Ver­ein­zelt gal­ten bestimm­te Tän­ze mit enge­rem Kör­per­kon­takt bis ins 19. Jahr­hun­dert als unschick­lich und behörd­lich ver­bo­ten. Bestimm­te Tän­ze bra­chen bis in die Neu­zeit hin­ein immer wie­der öffent­li­che Tabus und waren somit Anstoß des gesell­schaft­li­chen Sitt­lich­keits­emp­fin­dens. 
Wich­ti­ge Bei­spie­le sind der Tan­go oder noch in den 1950er Jah­ren der Rock’n Roll . Im Mit­tel­al­ter war das Tan­zen Chris­ten zeit­wei­se voll­stän­dig unter­sagt.
Spä­ter bezog sich das reli­gi­ös beding­te Tanz­ver­bot im christ­li­chen Kul­tur­kreis beson­ders auf den Frei­tag, spä­ter auf den Sonn­tag sowie auf die Kar­wo­che, das auch Geset­zes­kraft gewann. 

Tanz­ver­bot im Natio­nal­so­zia­lis­mus nach Kriegsbeginn 

Dem „Ernst der Lage“ ent­spre­chend, wur­den in der Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus in Deutsch­land bereits kurz nach Beginn der Kampf­hand­lun­gen des Zwei­ten Welt­kriegs im Sep­tem­ber 1939 öffent­li­che Tanz­ver­an­stal­tun­gen unter­sagt. Das all­ge­mei­ne Ver­bot muss­te jedoch gelo­ckert und zeit­wei­se ganz auf­ge­ho­ben wer­den, weil die Wehr­machts­füh­rung Tanz­un­ter­hal­tun­gen für Sol­da­ten als „kriegs­wich­tig für die Kampf­kraft“ ein­stuf­te. So wur­de auch das per Erlass des Reichs­in­nen­mi­nis­ters und SS-Füh­rers Hein­rich Himm­ler im April 1941 erneu­er­te all­ge­mei­ne Tanz­ver­bot nicht ein­heit­lich befolgt. Strikt ver­bo­ten waren Tanz­ver­an­stal­tun­gen erst ab Febru­ar 1943 nach der ver­lo­re­nen Schlacht von Sta­lin­grad mit dem Unter­gang der 6. Deut­schen Armee. Der NS-Pro­pa­gan­dist Wal­ter May-Her­mann­stadt ver­tei­dig­te das Ver­bot am 11. April 1943 in einem in regio­na­len Wochen­zei­tun­gen ver­öf­fent­lich­ten Leit­ar­ti­kel: „Das Tanz­ver­bot ist ein Aus­druck der Soli­da­ri­tät der Jugend mit der kämp­fen­den Front.“ 

„Wann darf im alten Bau­ern­ka­len­der getanzt wer­den ?“ 
Die­se Fra­ge stell­ten Fran­zis­ka Hager und Hans Heyn 1973 in vier Dör­fern des Land­krei­ses Rosen­heim Bur­schen und Mäd­chen zwi­schen 16 und 22 Jah­ren. Ale Befrag­ten sind auf Höfen zu Hau­se. Alle wuss­ten sie, in der Kar­wo­che darf getanzt wer­den, und fast alle ant­wor­te­ten „Kath­rein stellt den Tanz ein“. Es war auf­fall­lend , dass sie alle Tanz­ver­bo­te nann­ten, nicht aber die tanz­frei­en Zei­ten. 
Noch vor einer Gene­ra­ti­on, näm­lich Anfang der drei­ßi­ger Jah­re, waren der Jugend auf dem Dorf die Tanz­zei­ten so ver­traut wie die Fei­er­ta­ge im Jahr oder die Jah­res­zei­ten. Getanzt wur­de im Bau­ern­jahr von Drei­kö­nig bis Faschings­diens­tag, vom Oster­mon­tag bis zu den Feld­bitt­gän­gen und von Kirch­weih bis Kath­rein. 
Die­ser Kalen­der ist bis heu­te fast ver­ges­sen, die Zei­ten, zu denen in kei­nem der Dör­fer zwi­schen Salz­ach und Inn ein öffent­li­cher Tanz ange­schla­gen ist, sind auf weni­ge Tage im Jahr geschrumpft. Der größ­te Wan­del hat sich bei den Tän­zen selbst ein­ge­stellt. Die Volks­tän­ze sind von den Tanz­bö­den ver­schwun­den, von den moder­nen ver­drängt. Volks­tanz hat nur noch dort eine Chan­ce, wo er in Grup­pen und Ver­ei­nen gepflegt wird. 

Ein Preis­platt­ler, den heu­te ein jeder Tracht­ler kennt, ist der „Häusl­ratz“.

Inter­es­sant ist sei­ne Geschichte: 

In der Nähe von Traun­stein haus­te ein Kau­tz in einer „Hia­wan“, das heißt, er leb­te in der Hüt­te mit Rat­ten und Mäu­sen zusam­men, denen er aller­lei Kunst­stü­cke bei­brach­te. Der Mann war leut­scheu, fand aber ander­seits einen sol­chen Spaß am Schuh­plat­teln, dass es ihn immer wie­der zu den Tanz­bö­den zog. Er tauch­te auf, plat­tel­te für sich und ver­schwand wie­der. 
Der Alte hat­te, wie wir heu­te sagen, schon damals eine Art „stän­di­ge Beglei­te­rin“. Sie leb­te vom Lum­pen­sam­meln und vom Mas­ken­ver­leih und ging jahr­aus jahr­ein Maschkera. Weil sie Fran­zis­ka hieß, nann­te sie die Leu­te die „Maschkern­franz“. Sie hat­te Zugang zum Ratzenhäusl. 

Die bei­den waren im gan­zen Chiem­gau ein Begriff. Die Rat­ten und die Mäu­se wur­den die lan­ge Zeit, da der Häusl­ratz mit der „Maschkern­franz“ unter­wegs war, nicht gefüt­tert. Das Häusl ver­wan­del­te sich dann zur Rat­zen­burg. Es ist über­lie­fert, dass das Pfei­fen der Tie­re drau­ßen zu hören war. 
„Wo ist denn heut‘der Häusl­ratz ?“ frag­ten sich die Leu­te. „Der is halt bei der Maschkern­franz“, war die Ant­wort. Mit der Zeit war aus die­sem Fra­ge– und Ant­wort-Spiel eine ste­hen­de Redens­art gewor­den. Dazu fand sich eine Melo­die, und wie es bei Volks­lie­dern oft üblich ist, kam „über Nacht“ dazu ein Tanz. Der schöns­te aller Schu­platt­ler war vom Him­mel gefal­len. Seit­her wird im Chiem­gau der „Häusl­ratz“ nach fol­gen­den Text geplat­telt:
„Wo ist denn heut der Häusl­ratz, Häusl­ratz, Häusl­ratz ? Der is halt bei der Maschkern­franz, bei der Maschkern, Maschkern­farnz, Franz Franz, Juch­hu !“ 

Der Tanz­bo­den war immer schon eine wich­ti­ge Beg­nungs­stät­te um regio­na­le Lebens­freu­de mit Gleich­ge­sinn­ten zu tei­len und um sich ken­nen zu lernen.

Wet­ter­re­geln : 

Wie St. Kaht­rein, wird‘s Neu­jahr sein 

Wie das Wet­ter an Kath­rein, wird der nächs­te Hor­nung sein. 

Um die Zeit von St. Kath­rein win­terts gern ein. 

Ist an Kath­rein das Wet­ter matt, kommt im Früh­jahr spät das grü­ne Blatt. 

Text : Miche Huber 
Quel­len : u.a. Fran­zis­ka Hager

Klöp­feln im Chiemgau

Beim Klöp­feln han­del­te es sich ursprüng­lich um ein Glück­wunsch­ri­tu­al zum Neu­en Jahr wobei man wis­sen muss, dass die heu­ti­gen Jah­res­an­fän­ge nicht im Min­des­ten mit denen ver­gan­ge­ner Jahr­hun­der­te über­ein­stim­men. Einer der Jah­res­an­fän­ge war u.a. der 21 Dezem­ber (Win­ter­son­nen­wen­de). Aber auch der 25. Dezem­ber (durch die christ­li­che Reli­gi­on) und spä­ter der 1.Januar. In den Ost­kir­chen dage­gen ist es heu­te noch der 6. Januar. 

Aus dem ursprüng­li­chen Glück­wunsch­ri­tu­al wur­de nach und nach ein Hei­sche­brauch also ein Erbit­ten von Gaben nach dem Über­brin­gen von Glück­wün­schen für Men­schen aber auch Haus und Hof. Der Brauch war ein Erwach­se­nen­brauch und ist nach und nach auf Kin­der über­ge­gan­gen (meist die Dorf­ar­men, die sich des­halb die Gesich­ter schwärz­ten um nicht als „Arme“ erkannt zu werden). 

Nun zum Ter­min . Fast alle Über­lie­fe­run­gen spre­chen von den Don­ners­ta­gen vor Weih­nach­ten. Ande­re von 3 Don­ners­ta­gen vor Weih­nach­ten. Es könn­ten kalen­da­risch , aber maxi­mal 4 Don­ners­ta­ge (Donar(s)tage- also dem Gott Thor bzw. Donar gewid­me­te Wochen­ta­ge) sein. 

Von jeher aber sind im Volks­brauch nur drei Don­ners­ta­ge zum Klöp­feln genom­men wor­den ‚wobei am 3. Don­ners­tag angeb­lich „der Teu­fel“ mit­geht und es somit an die­sem Tag unter­blei­ben sollte. 

Zur Ori­en­tie­rung: 

Geklöp­felt wird an den drei Don­ners­ta­gen von Andre­as ( 30. Novem­ber) bis Tho­mas (21.Dezember) eines jeden Jah­res . Liegt ein Don­ners­tag nach „Tho­mas“ also in der Woche vor dem Hl. Abend so geht nach dem Volks­glau­ben der „Teu­fel“ mit. Nach Alt­vä­ter­glau­ben ist ja gera­de die unmit­tel­ba­re Zeit vor dem Christ­fest eine Zeit in der die „Unter­welt“ beson­ders aktiv ist bis schließ­lich durch die Geburt Jesu die Erlö­sung von allem Bösen erfolgt. Daher erklärt sich das. 

Im heu­e­ri­gen Jahr sind also der 1. Dezem­ber, der 8. Dezem­ber und der 15. Dezem­ber Klöp­fel­ta­ge .Es wäre sinn­wid­rig, woll­te man nur 2 Don­ners­ta­ge als Klöp­fel­ta­ge erklä­ren und gene­rell den 3. Don­ners­tag aus­klam­mern. Das käme wie gesagt nur in Fra­ge, wenn die Don­ners­ta­ge vor Weih­nach­ten so lie­gen wür­den dass einer der drei Don­ners­ta­ge davon in die Weih­nachts­wo­che fal­len würde. 

Genau des­we­gen bestehen immer wie­der Unklar­hei­ten bei Grup­pen und Ver­bän­den die den sehr sinn­vol­len Brauch des Klöp­felns aus­üben und dabei noch ein gutes Werk tun wollen. 

Traun­stein, 25. Novem­ber 2005

Sie­gi Götze

Die zwölf Raunächte

Die Advents- u. Weih­nachts­zeit ver­kommt gegen­wär­tig immer mehr zu dem Abschnitt des Jah­res, in dem unge­hemm­ter Kon­sum den Vor­rang zu haben scheint. Geheim­nis­se der Geburt des Got­tes­kin­des, eben­so ein medi­ta­ti­ver Rück­blick auf wesent­li­che Vor­komm­nis­se des ver­gan­ge­nen Jah­res wer­den dem­ge­gen­über in den Hin­ter­grund gedrängt. Und wenn man kei­nen Bezug zu einer Zeit mehr hat, in der Angst vor Dämo­nen und der Glau­be an Hexen­zau­ber die Men­schen gera­de in den letz­ten Wochen des Jah­res inten­siv beschäf­tig­te, kann man die­se Zeit sicher schlecht ein­ord­nen und ver­ste­hen. Dies war bis zu Anfang des 20. Jahr­hun­derts nach­weis­bar anders, als heid­ni­scher Aber­glau­be und dar­aus sich erge­ben­des Brauch­tum im Leben des Ein­zel­nen wie in den dörf­li­chen Gemein­schaf­ten noch eine her­aus­ra­gen­de Rol­le gespielt hat. Inbrüns­ti­ge Reli­gio­si­tät und tief­ver­wur­zel­ter Geis­ter­glau­be gin­gen häu­fig eine enge Ver­bin­dung ein. Das Abster­ben in der Natur, das Vor­drin­gen der Dun­kel­heit, die kur­zen Tage und die lan­gen fins­te­ren Näch­te, in denen nicht sel­ten hef­ti­ge Stür­me wüte­ten und bedroh­li­ches Schnee­trei­ben vor­herrsch­te, mag die Phan­ta­sie des Men­schen stark ange­regt haben. 

Die Elek­tri­zi­tät hat aber auch vie­le Bräu­che „aus­ge­leuch­tet“. 

Es war nicht mehr so dun­kel, den viel von der mys­ti­schen Sin­nen­welt kam aus dem Dun­keln und ist nur aus dem Fins­tern der lan­gen Win­ter­aben­de her­zu­lei­ten. Der moder­ne Mensch hat längst aber­gläu­bi­sche Vor­stel­lun­gen ent­larvt und sich von den dar­aus ent­ste­hen­den Ängs­ten befreit, dadurch aber gleich­zei­tig sei­ne Fähig­kei­ten zum fein­füh­li­gen Erah­nen und tie­fen Glau­ben zuneh­mend ein­ge­büßt. Das Gespür für Gescheh­nis­se, die mensch­li­ches Begrei­fen über­steigt , ging ver­lo­ren und trotz Auf­ge­klärt­heit der Men­schen ist er oft­mals hilf­lo­ser und ver­lo­re­ner als sei­ne Vor­fah­ren. Grund­sätz­lich muss man Rauch — Rau­näch­te von­ein­an­der tren­nen. Die Rauch­näch­te waren die Tho­mas­nacht , die Christ­nacht, die Syl­ves­ter­nacht und die Drei­kö­nigs­nacht. In die­sen Näch­ten hat einst ein Pries­ter, spä­ter der Haus­herr alle Räu­me des Hau­ses und auch die Stal­lun­gen mit Weih­rauch aus­ge­räu­chert und mit Weih­was­ser besprengt, um die „bösen Geis­ter“ zu ver­trei­ben. 
Die Rau­näch­te, also die 12 Näch­te von 25. Dez.-6. Jan, die Zeit zwi­schen Weih­nach­ten und Drei­kö­nig auch die „Zwöl­fer­zeit“ genannt, war wohl frü­her die fried­fer­tigs­te und geheim­nis­volls­te Zeit im Jahr, von denen man eigent­lich wenig über die tat­säch­lich Bedeu­tung weiß, wie sie ent­stan­den sind und was das Volk um die­se mys­ti­sche Zeit dar­aus gemacht hat. Rau, mund­art­lich rauch, ist die Bezeich­nung des „Wil­den, haa­ri­gen, mit Fell Bekleideten.“ 

Die Rau­näch­te sind die Wie­ge des neu­en Jah­res, auch in geis­ti­ger Hin­sicht, in ihnen kom­men sich Him­mel und Erde, Welt und Über­welt am Nächs­ten. Die Zeit der „Zwöl­fen“ ist die Zeit der Win­ter­sonn­wen­de, an jeder der 12 Rau­näch­te beob­ach­te­te man frü­her das Wet­ter gut und leg­te die Tage auf die 12 Mona­te des nächs­ten Jah­res um. Man deu­te­te das Wet­ter für‘s kom­men­de Jahr. In die­sen Näch­ten ruh­te jede Feh­de und es durf­te kein Gericht gehal­ten wer­den Die Rau­nacht­zeit erfüll­te die Men­schen mit Angst, aber eben­so mit Hoff­nung, denn die Flur, über die das Geis­ter­heer hin­weg­ge­fegt war, soll­te im neu­en Jahr rei­che Ern­te brin­gen. Jede Tätig­keit, die eine Dreh­be­we­gung vor­aus­setz­te , war ver­bo­ten. Es beweg­te sich kei­ne Spu­le oder Spin­del ‚das Spin­rad wur­de ver­hängt und auf den Dach­bo­den gestellt. Kein Bau­er drosch Korn, denn er hät­te mit dem Dri­schel krei­send Schwung holen müs­sen. Wäsche waschen und sie über den Zaun zum Trock­nen zu hän­gen trau­te man sich nicht, denn es war damals die Vor­stel­lung ver­bun­den, dass im neu­en Jahr die Percht einen aus der Fami­lie ins See­len­reich holen würde. 

Mit dem Gebet­läu­ten am Abend ruh­te fast jede Tätig­keit im Haus. Es wur­de kei­ne Kuh mehr gemol­ken, denn die Milch gehör­te sonst der Hex. Nie­mand rüh­ret in die­ser Zeit ein Kar­ten­spiel an. War­um hiel­ten sich die Leu­te an die­sen Regeln ? Trieb­kraft war die Angst. Sie hat­ten Angst vor bösen Mäch­ten und sie hat­ten Angst vor den Nach­barn, dass die Gemein­schaft sie aus­schlie­ßen könn­te, wenn sie nicht die Bräu­che befolg­ten. Wenn man von den „Zwöl­fen“ spricht, sind die Perch­ten mit die­ser Zeit in unzer­trenn­lich. Wie oft bringt man bei uns Perch­ten, Perch­ten­tän­ze und Perch­ten­läu­fe mit dem Advent in Zusam­men­hang ! Dabei ist das ein gro­ßer Irr­tum. Die Perch­ten haben in den 12 Rau­näch­ten ihr Unwe­sen getrie­ben, am meis­ten in der Nacht vor Drei­kö­nig, am häu­figs­ten im Salz­bur­gi­schen und in der ober­baye­ri­schen Nach­bar­schaft. Es ist nicht unge­fähr, dass eine der weni­gen Schil­de­run­gen eines Perch­ten­tan­zes aus Zell am See stamm. Dort hat ihn Edu­ard Krem­ser 1903 am Vor­abend vor Drei­kö­nig in einer Bau­ern­stu­be erlebt. 

Was sind Perch­ten ? Im Wör­ter­buch der Deut­schen Volks­kun­de kann man unter Percht lesen : „Auf alt­baye­ri­schem und dem angren­zen­den öster­rei­chi­schen Gebiet bis an die Süd­gren­ze Kärn­tens wird noch heu­te von der Bercht, Ber­schl, Perch­ten, Frau Bert, Schna­bel­percht und Eisen­ber­ta erzählt, die in den Zwöl­fen, beson­ders vor Drei­kö­nig, in der Bercht­nacht, umzieht, die Spin­ne­rin­nen prüft, Mäg­te und Kin­der schreckt, aber auch als But­zen­bercht und Budl­frau Gaben­brin­ge­rin gleich dem Christ­kind ist..“ 
Unter dem Wort „Perch­ten“ steht : „Nach der Füh­re­rin des Geis­ter­zu­ges, Bercht, sind die Perch­ten benannt wie die Hol­den nach Frau Hol­le.“ Die Frau Percht erscheint in zwie­fa­cher, sehr ver­schie­de­ner Gestalt, ein­mal als lich­tes hol­des, und zwei­tens als dunk­les, unhol­des Wesen, seg­nend und frucht­bar, oder ver­hee­rend und scha­dend. Die Frau Percht tritt also ver­schie­den auf: Als hilfs­be­rei­te Frau den Einen, als stra­fend, gro­be, bauch­auf­schlit­zen­de den Fau­len. Nimmt man die Aber­gläu­big­keit der Leu­te frü­her, des kar­ge arm­se­li­ge Leben in der Zeit der Win­ter­sonn­wen­de und de Geschich­ten die man sich erzähl­te, kann man sich schon vor­stel­len dass sie oft furcht­ba­re Angst gehabt haben vor da Frau Percht und dem von Wotan ange­führ­tem Geis­ter­heer, dem „Wuidn G‘joad“.

Wer in der Rau­nacht­zeit an die Tür klopft, dem mach­te man auf, weil an die­sen Tagen „die Himm­li­schen unter den Irdi­schen weil­ten“. Im Sturm zu hören und in der Ein­bil­dung wahrnehmbar. 

Durch die Nacht stürm­te am Him­mel das „Wui­de G‘joad“ ! 

In der Vor­stel­lung beschrieb man das„Wuide G‘joad“ folgendermaßen : 

Das „Wui­de G‘joad“ wur­de von einem Schim­mel ange­führt, den Wotan ritt. Gefolgt war er vom Heer der Toten aus dem Reich der See­len. Ihm folg­te ein Tross von Unhol­den und Nacht­al­ben. Unter ihnen der „wil­de Jäger“, den die christ­li­che Leh­re ver­dammt hat­te in alle Ewig­keit jagen zu müs­sen, weil er am Frei­tag, dem Todes­tag Chris­ti, gejagt hatte. 

Eine Meu­te kläf­fen­der Hun­de hetz­te die „armen See­len“ über Stock und Stein. Mit ihnen war das Heer der ver­fal­le­nen Selbst­mör­der. Ein los­bre­chen­der Sturm war für das Volk das Zei­chen, dass sich einer erhängt habe. Die wil­de Hatz mach­te vor harm­lo­sen Moos­mandln u. Moos­wei­beln nicht halt. Die Natur­geis­ter wur­den solan­ge durch den Wald gejagt, bis sie einen ret­ten­den Baum­stock fan­den, in den ein Holz­knecht drei Kreu­ze gehackt hat­te, so dass die Drud nicht auf­ho­cken konn­te. Die jagen­den Wol­ken­fet­zen, die wal­len­den Nebel und die „Berg­kat­zen“ deu­te­ten die Men­schen als Gespens­ter. Im heu­len­den oder kla­gen­den Sturm hör­ten sie die Stim­me der „Haber­geiß“, die auch mit schmei­cheln­den Tönen zu locken ver­moch­te. Wer das „Wui­de G‘joad“ über sich hin­weg­brau­sen fühl­te, muss­te sich auf den Boden wer­fen, woll­te er unver­sehrt blei­ben. Das Gesicht der Erde zuge­kehrt, die Arme kreuz­wei­se hin­ter dem Kopf ver­schränkt, kreuz­ar­tig die Bei­ne über­ein­an­der­ge­schla­gen , das bedeu­te­te Rettung. 

Auf­schluss­reich ist auch , dass in einem weih­nacht­li­chen Hir­ten­lied aus Rupol­ding die Hul­di­gung an der Krip­pe mit Bezug­nah­me auf das „Wui­de G‘joad“ begann mit : 

Alter Maxl, steh g‘schwind auf, 
nimm dein Steg­ga schnell und lauf ! 
Los ! I hör dös „Wui­de G‘joad“, 
Helf dir Gott, wann‘s di dafroad ! 

Und im Wös­se­ner Weih­nachts­piel droht das „Wui­de G‘joad“ : 

Hu, hu, gscha, gscha, 
laaf, Bua , laaf, und schau net um , 
oder i drah dir an Kragn um. 

Am Sim­see wur­de das „Wui­de G‘joad“ als „Nacht­gloat“ vom Teu­fel ange­führt, der nicht nur Men­schen mit sich fort­führ­te, son­dern auch streu­nen­de Hunde. 

Der „Gjoad­kopf“ und die „Gjoad­wand“ sind Berg­be­zeich­nun­gen, die noch heu­te an die wil­de Jagd erinnern. 

Zum „Wui­den G‘joad“ zähl­ten alle „Unters­ber­ger“ und alle Geis­ter des Wer­den­fel­ser Bergstocks . 

Die hohe Zeit der wil­den Jagd begann nach dem Gebetläuten. 

Die Bräu­che in der Rau­nacht­zeit sind fast ver­ges­sen wir haben uns von dem mys­ti­schen Brauch­tum gelöst, das uns im Rück­blick wie ein Relikt aus dem Mit­tel­al­ter erscheint. Die Nöte von denen die Men­schen geplagt waren sind uns genom­men wor­den, ande­re sind dafür gekommen. 

Wohl aus die­ser Erkennt­nis her­aus erfolgt der­zeit des öfte­ren eine heil­sa­me Rück­be­sin­nung auf tra­di­tio­nel­le Sicht­wei­sen , die in wie­der­auf­le­ben­den Brauch­tum zum Aus­druck kommt. 

Text : Miche Huber 
Quel­len : Paul–Ernst Rat­tel­mül­ler, Fran­zis­ka Hager, Paul u. Rich­hil­de Wer­ner, Alfons Schweiggert

Eis­stock­schie­ßen

„Kimmt daher de Win­ters­zeit g‘frein sie alle Man­na­l­eit .…!“ , so beginnt ein Lied vom Wastl Fand­erl über das Eisstockschießen. 

Die Begeis­te­rung über die­sen tra­di­tio­nel­len Brauch­tums­sport ist bei Alt und Jung bis nach wie vor ungebrochen. 

Das Eis­stock­schie­ßen ist ein alter Volks­sport und his­to­risch gese­hen dem Brauch­tum zuzu­rech­nen, das sich nur in Gegen­den mit zufrie­ren­den Gewäs­sern ver­brei­te­te und nur im Win­ter gespielt wur­de. Am meis­ten ver­brei­te­te sich der Eis­stock­sport im Alpen­raum. In der moder­nen Form als Frei­zeit- oder auch Leis­tungs­sport, die von Regeln und Ver­ei­nen geprägt ist, wird ganz­jäh­rig gespielt und zwi­schen dem Mannschafts‑, Wei­ten- und Ziel­wett­be­werb unter­schie­den. Ver­mut­lich kam das Eis­stock­schie­ßen, bzw. sei­ne Vor­läu­fer, im 13. Jahr­hun­dert aus Skan­di­na­vi­en . Ers­te Bil­der, auf denen eine ähn­li­che win­ter­li­che Frei­zeit­be­schäf­ti­gung abge­bil­det ist, stam­men sowohl aus Hol­land als auch aus dem Alpen­raum des 16. Jahr­hun­derts. Die Behaup­tung, das Eis­stock­schie­ßen sei in Hol­land ent­stan­den, wird inzwi­schen jedoch ange­zwei­felt, da die Künst­ler weit gereist waren und ihre Inspi­ra­ti­on wohl von Rei­sen in den Alpen­raum mit­brach­ten. Die ers­ten Ver­ei­ne wur­den schon vor 1900 gegrün­det. Anders als bei genorm­te, zer­leg­ba­re moder­ne Eis­stö­cke für Wett­kämp­fe wer­den beim tra­di­tio­nel­len Eis­stock­schie­ßen die Stö­cke heu­te noch indi­vi­du­ell aus Holz gefer­tigt und mit einem Eisen­rei­fen ver­se­hen, der sowohl für die nöti­ge Här­te (beim Auf­prall) als auch für opti­ma­le radia­le Gewichts­ver­tei­lung sorgt. Weder Spiel­fel­der noch Dau­ben, auch „Doz“ genannt , noch Mann­schafts­stär­ke sind genormt. So ist aus dem Ober­baye­ri­schen über­lie­fert, dass in sehr stren­gen Win­tern, wo die zuge­fro­re­nen Vor­al­pen­seen beson­de­re Trag­fä­hig­keit hat­ten, oft gan­ze Dör­fer mit ent­spre­chend umfang­rei­chen Mann­schaf­ten im Wett­be­werb gegen­ein­an­der antraten.

1951 fan­den in Gar­misch-Par­ten­kir­chen die ers­ten Euro­pa­meis­ter­schaf­ten statt. Die ers­ten Eis­stock-Welt­meis­ter­schaf­ten wur­den 1983 in Frank­furt am Main durch­ge­führt. Als Demons­tra­ti­ons­be­werb wur­de es als Eis­schie­ßen bei den Olym­pi­schen Win­ter­spie­len 1936 in Gar­misch-Par­ten­kir­chen und 1964 in Inns­bruck vor­ge­führt. Die Bemü­hun­gen, es zu einer Dis­zi­plin bei den Olym­pi­schen Spie­len zu eta­blie­ren, wur­den bis­her — im Unter­schied zum Cur­ling — noch nicht von Erfolg gekrönt. Heu­te befin­den sich die Zen­tren des Sports in Süd­deutsch­land, Öster­reich, Süd­ti­rol und der Schweiz. Aber auch in Tsche­chi­en, Ungarn, Slo­we­ni­en und Polen wird dem Sport sehr aktiv nach­ge­gan­gen. Stei­gen­des Inter­es­se ver­zeich­net der Sport aber auch in vie­len wei­te­ren Län­dern wie Aus­tra­li­en, Afri­ka, USA und Kana­da, sowie Süd­ame­ri­ka. Anwei­sun­gen der Mit­spie­ler man soll : „ Maß‘n, ohwan­deln, zicka aber auf alle Fäl­le ohdoa“ soll­te man befol­gen, den bei Nicht­ge­lin­gen ist für Spott des Geg­ners garan­tiert : „Is a da ver­hun­gert !“ oder man is glei amoi a Bo- einepat­zer“. Dies sind nur eini­ge die­ser viel­fäl­ti­gen mund­art­li­che Fach­aus­drü­cke und wie­der­spie­gelt wie­der ein­mal die Ein­zig­ar­tig­keit unse­res Dia­lek­tes mit den vie­len Mög­lich­kei­ten sich aus­zu­drü­cken und somit das Eis­stock­schie­ßen auch ein wich­ti­ger Kulturträger.

Kimmt daher die Winterzeit 

(Eis­tock­lied) 

Kimmt daher die Win­ta­zeit, 
freu‘n si alle Man­na­leut, 
gengan‘s außi auf‘n Anga, 
mit da Eis­boh tean‘s ofan­ga, 
dass sie fer­tig wird und stimmt, 
bis die gro­ße Kältn kimmt. 
Aus­kehrt schö und d‘Wandl g‘richt, 
hat die Eis­boh erst a G‘sicht ! 
An Spritz­kru­ag brauchst und a an Hobi, 
nacha werd‘s erst fein und nobi 
und da Eis­stock kriagt a Wax, 
bis a tanzt auf Huirax­d­ax. 
Schiaß­zeit is,wia‘s Weda mag, 
meis­tens am Ste­fa­ni­tag. 
Auf d‘Mittagzeit wird ver­gessn, 
d‘Hausfrau wart dahoam mit‘n Essn, 
doch da Moar schreit mit sein Baß : „Schnei­der­mann­dl, no a Maß !“ 

Melo­die und Text : Wastl Fand­erl — Alt­bai­ri­sches Lie­der­buch / Ehren­wirth — Ver­lag München 

Wet­ter­re­gel: 

Je dicker das Eis um Weih­nach­ten liegt, 
je zei­ti­ger der Bau­er Früh­ling kriegt. 

Im Febru­ar Schnee und Eis 
macht den Som­mer heiß. 

Taut es vor und auf Matt­heis (24.Febr.), 
dann sieht es schlecht auf dem Eis. 

Matt­heis bricht‘s Eis, 
find‘t er keins, 
macht er eins. 

Nach Matt­heis 
geht kein Fuchs 
mehr über‘s Eis 

Friert es auf Vir­gi­li­us (5. März), 
im Märzen Käl­te kom­men muß.