Fat­schnkindl

von Anita Moka am 22. Dezember 2020

Im Mit­tel­al­ter war es üblich, Novi­zin­nen Figu­ren des Jesus­kin­des zu schen­ken, auch fer­tig­ten Non­nen sol­che Votiv­bil­der an. Es han­del­te sich um ein in Sei­de, Spit­zen und Rüschen ein­gefatsch­tes Wachs­fi­gur. So kost­bar geklei­det und zuwei­len in Glas­käs­ten geschützt, soll­ten Fat­schen­kin­der der per­sön­li­chen Fröm­mig­keit die­nen. Aus der Ver­wen­dung als Andachts­bild in der Zel­le ergab sich auch der Bei­na­me „Trös­ter­lein“.

Auch zu dem seit dem Mit­tel­al­ter und bis ins 19. Jahr­hun­dert beleg­ten Brauch des Kin­del­wie­gens gehör­te ein Fat­schen­kind: In der Kir­che war die Krip­pe auf­ge­stellt, in der ein Fatschenkind(9) lag. Kin­der tanz­ten vor ihm und san­gen Weih­nachts­lie­der, das Jesus­kind wur­de dabei in der Krip­pe gewiegt oder wur­de von Arm zu Arm gereicht. Beson­ders beliebt hier­bei war das aus dem 14. Jahr­hun­dert stam­men­de Lied Joseph, lie­ber Joseph mein. 

Joseph, lie­ber Joseph mein,

hilf mir wie­gen das Kindelein!

Gott, der wird dein Loh­ner sein

im Him­mel­reich,

der Jung­frau Sohn Maria.

Die­ses Brauch­tum soll­te die Mensch­wer­dung Chris­ti beson­ders anschau­lich verdeutlichen. 

Spä­ter wur­de in den pri­va­ten Häu­sern am Hei­lig­abend im Herr­gotts­win­kel ein Fat­schen­kind auf­ge­stellt. Oft in ein­fa­cher Form (das Kind in der Krip­pe), wer es sich leis­ten konn­te auch auf­wen­dig aus­staf­fiert. In die Krip­pe wur­den auch wäh­rend der Advents­zeit Stroh­hal­me von den Kin­dern gelegt, damit es das Jesu­lein am Hei­lig­abend schön weich hatte.

(Bild: Fat­schen­kind gestal­tet von Maria Höhne)