Chiem­gau­er Schuh­platt­ler-Erin­ne­run­gen – Franz Praß­ber­ger aus Bernau

von Anita Moka am 3. Januar 2021

Das Schuh­plat­teln im Chiem­gau hat einen hohen Stel­len­wert, dies gilt nicht nur für den 23 Trach­ten­ver­ei­ne umfas­sen­den Chiem­gau-Alpen­ver­band für Tracht und Sit­te, son­dern auch weit dar­über hin­aus. Sau­be­res exak­tes Schuh­plat­teln mit Gams­bart fas­zi­nier­ten immer schon welt­weit bzw. Gäs­te aus aller Welt, wenn sie nach Bay­ern kom­men oder über Bay­ern spre­chen. Einer, der viel mit Tracht und Plat­teln bewirkt hat und auch unter­wegs war, ist Franz Praß­ber­ger vom Trach­ten­ver­ein „D´Staffestoana“ aus Ber­nau. Kei­ner wie er – näm­lich gan­ze 20 Jah­re – gehör­te er der Gau­grup­pe des Ver­ban­des an.

Die Gau­grup­pe ist die Eli­te-Trup­pe der bes­ten Platt­ler, die aus den Rei­hen der Trach­ten­ver­ei­ne zwi­schen Ame­rang und Reit im Winkl ermit­telt wer­den und die den Chiem­gau nach außen ver­tre­ten. Fest­ge­stellt wer­den die Gau­grup­pen-Mit­glie­der beim all­jähr­li­chen Gau­preis­plat­teln. „Das ers­te Gau­preis­plat­teln    des Gau­ver­ban­des war im Jahr 1927 ein Jahr nach der Ver­bands­grün­dung, damals in Unter­wös­sen gewann ….. Fem­ba­cher aus Schleching das Ein­zel­plat­teln, beim Grupp­pen­plat­teln sieg­te Schleching vor Hohen­aschau und Gras­sau. Wei­te­re Gau­preis­plat­teln waren 1929 in Gras­sau (Grup­pen­sie­ger Hohen­aschau) und 1936 in Mar­quart­stein (Grup­pen­sie­ger Pie­sen­hau­sen)“ – so zitiert Franz Praß­ber­ger aus der umfang­rei­chen, im Jahr 2006 her­aus­ge­ge­be­nen Chro­nik. Nach dem Zwei­ten Welt­krieg waren die ers­ten Gau­preis­plat­teln 1946, 1947 und 1948 in Über­see, Reit im Winkl und Schleching. Die jewei­li­gen Sie­ger waren in der Grup­pe Nie­der­aschau (1946, ´47 und ´48 gab es kein Grup­pen­plat­teln) sowie im Ein­zel­plat­teln Hans Hächer aus Schleching (1946 und 1948) sowie Karl Bau­er (1947) aus Hohen­aschau, der spä­te­re Bür­ger­meis­ter von Aschau i. Chiem­gau und Zwei­te Gauvorstand. 

Gau­grup­pe ent­stand 1961 mit Auf­tritt beim Komö­di­en­sta­del in München

Die Ent­ste­hung einer Gau­grup­pe geht auf das Jahr 1961 zurück. Damals ver­mit­tel­te Forst­meis­ter und Volks­tanz­wart Georg von Kauf­mann eine Anfra­ge des „Münch­ner Fern­se­hens“ (heu­te „Baye­ri­scher Rund­funk“) durch Olf Fischer und Rai­mund Rosen­ber­ger an Gau­vor­stand Sepp Perl. „Die drei Eis­bä­ren“ war der Titel einer Auf­füh­rung des Komö­di­en­sta­dels, in der eine Schuh­platt­ler-Ein­la­ge gewünscht war. „Nach lan­gen Abwä­gun­gen und Dis­kus­sio­nen kam es sei­tens des Gau­ver­ban­des zu einer Zusa­ge und das war auch die Geburts­stun­de der Gau­grup­pe“, so Franz Praß­ber­ger, der sich gut an den Fern­seh-Auf­tritt erin­nert: „Als Schau­spie­ler lern­ten wir unter ande­rem Maxl Graf und Erni Sin­gerl ken­nen, wir waren acht Platt­ler, die Pro­ben mit Ziach­spie­ler Koni Gug­gen­bich­ler waren in Stau­dach,  wir plat­tel­ten  ‘Die Katz‘ und in Mün­chen wur­den wir beglei­tet von Otto Ebner und sei­nen Musi­kan­ten. Ein wei­te­rer Auf­tritt war das „Bir­ken­sto­a­na Glö­ckerl“ mit Schorsch Perl und Peter Huber („Fün­fer-Peter“) als Platt­ler mit ihren Stau­dach­er Dirndl Rosi Klaus­ner und Christl Holz­ner, bei den Buam kamen außer den genann­ten bei­den Stau­dach­ern und Franz Praß­ber­ger noch Toni Bau­er und Michi Ber­ne­der aus Hit­ten­kir­chen, Hubert Haasl und Max Schaitl aus Hohen­aschau, Sigi Bich­ler aus Unter­wös­sen, Wast Schus­ter aus Rottau, Sepp Pfeif­fer aus Schleching und Kon­rad Gug­gen­bich­ler (Ziach) dazu. 

Zwei Tage mit einer Über­nach­tung waren die Chiem­gau­er mit­samt Gau­vor­stand Sepp Perl und mit Omni­bus Knoll aus Ober­wös­sen in Mün­chen pro­ben- und erleb­nis­reich unter­wegs. Die „Komö­di­en­stadl-Grup­pe“ wur­de vom Hohen­aschau­er Hubert Haas gelei­tet, die­ser wur­de dann im Herbst 1961 zum ers­ten gewähl­ten Gau­vor­platt­ler auserkoren. 

Für Franz Praß­ber­ger übte bereits eini­ge Jah­re vor­her das Schuh­plat­teln eine Fas­zi­na­ti­on aus, so erin­nert er sich an das Gau­preis­plat­teln 1958 in Über­see wie folgt: „Mein Vor­bild war Hans Hächer aus Schleching, er stand wie ein Baum auf der Büh­ne und er gewann auch in die­sem Jahr in sei­ner Klas­se das Plat­teln“. Von 1966 bis 1980 war Franz Praß­ber­ger auf­grund sei­ner Platt­ler-Ergeb­nis­se Mit­glied der Gau­grup­pe und von 1980 bis 1986 war er gewähl­ter Stell­ver­tre­ter von Ers­ten Gau­vor­platt­ler Mar­tin Aura­cher aus Reit im Winkl, damit war er auch wei­ter­hin Mit­glied der Gau­grup­pe, die als „Aus­hän­ge­schild“ des Gau­ver­ban­des galt und gilt. „Eine schö­ne Zeit waren die­se zwei Jahr­zehn­te akti­ven Plat­telns schon, sie waren geprägt von Kame­rad­schaft und Auf­tritts­er­leb­nis­sen, die Freund­schaf­ten hal­ten bis in die Gegen­wart an“ – so erin­nert sich Franz Praß­ber­ger, der sich nach sei­ner akti­ven Platt­ler­zeit auch als Preis­rich­ter und Bei­sit­zer dem Chiem­gau-Alpen­ver­band für Tracht und Sit­te zur Ver­fü­gung stellte. 

Foto/s/Repro/s: Höt­zel­sper­ger – 1. Franz Praß­ber­ger mit dem Ehren­tel­ler des Chiem­gau-Alpen­ver­ban­des und einen in Reit im Winkl gewon­ne­nen Krü­gerl. 2. Auf­tritt beim Komö­di­en­sta­del in Mün­chen 1961 beim Stück „Die drei Eis­bä­ren“  3. Franz Praß­ber­ger als Ein­zel­platt­ler sowie beim Grup­pen­plat­teln für den GTEV „D´Staffestoana“ Ber­nau mit Peter Wörndl (re.).