Chiem­gau­er Platt­ler-Geschich­ten mit dem „Fün­fer Peter“ von Staudach

von Anita Moka am 22. Februar 2021

Im August 1966, also vor inzwi­schen 55 Jah­ren gab es im Rah­men des Chiem­gau­er Gau­trach­ten­fes­tes das ers­te gau-offe­ne Ver­gleichs-Preis­plat­teln der Gau­ver­bän­de Chiem­gau-Alpen­ver­band und Gau­ver­band I. Einer der Orga­ni­sa­to­ren war Peter Huber aus Stau­dach, über sei­ne Hei­mat­ge­mein­de als guter Platt­ler und als „Fün­fer Peter“ bekannt. In sei­ner guten Stu­be tra­fen wir uns zu einem Chiem­gau­er Trachtler-Rückblick. 

„Zum Gau­ver­band I gab es damals noch ganz unter­schied­li­che Kon­tak­te, die zum Teil belas­tet waren, weil die Chiem­gau­er Ver­ei­ne vor­mals dem Gau­ver­band I ange­hör­ten und des­halb als ´Abtrün­ni­ge‘ gal­ten. Mein Ver­eins- und Platt­ler-Kame­rad Schorsch Perl und ich hat­ten schon län­ger den Wunsch, mit dem Gau­ver­band I ein Ver­gleichs­plat­teln zu machen. So orga­ni­sier­ten wir das ers­te Tref­fen über den Ver­ein und nicht über den Gau­ver­band“ – und Peter Huber ergänzt dies mit der Infor­ma­ti­on, dass die Abstim­mun­gen mit dem dama­li­gen Gau­vor­platt­ler Alfons Pler­rei­ter aus Ruh­pol­ding erfolg­ten, dass alle   23 Chiem­gau­er Ver­ei­ne  und   40 Ver­ei­ne  des Gau­ver­ban­des I ange­schrie­ben wur­den und dass es je Ver­ein eine Teil­neh­mer-Beschrän­kung gab. „Man­che Tracht­ler befürch­te­ten, dass das gau­über­grei­fen­de Preis­plat­teln so enden könn­te wie das ers­te Chiem­gau­er Gau­preis­plat­teln in Gras­sau, näm­lich mit einer geschei­ten Rau­fe­rei, aber alles ver­lief sport­lich-kame­rad­schaft­lich“. Geplat­telt wur­de damals in zwei Alters­klas­sen, näm­lich bis 25 Jah­re und über 25 Jah­re, jeder Gau stell­te die Hälf­te der Preis­rich­ter. Nicht ganz ein­fach war im Vor­feld die Fest­le­gung der Platt­ler. In der Alters­klas­se I gewann Mar­tin Aura­cher aus Reit im Winkl vor Sepp Mes­se­rer aus Prien, Sebald Bach­mann aus Schleching, Sepp König aus Siegs­dorf und Valen­tin Kloi­ber vom Trach­ten­ver­ein Ruh­pol­ding-Zell. In der zwei­ten Alters­klas­se sieg­te mit der Tages­best­no­te von 39,8 Punk­te Hubert Haas aus Hohen­aschau vor Otto Dufter aus Unter­wös­sen, Anton Egger aus Inzell, Sie­gi Bich­ler aus Unter­wös­sen und Sepp Posch aus Ruh­pol­ding. Ins­ge­samt gab es 30 Prei­se, die alle­samt von Peter Huber und Schorsch Perl besorgt wurden.

Der aller­ers­te Auf­tritt bei einem Chiem­gau­er Gau-Dirndldrahn

Das ers­te Gau-Ver­gleichs­plat­teln war nicht die ein­zi­ge Pre­mie­re im rei­chen Tracht­ler­le­ben von Peter Huber. Er war es auch, der sich beim Schus­ter und Schnit­zer Heinz Mül­ler in Gras­sau einen beson­de­ren, nicht zwie­ge­näh­ten Goi­se­rer-Haferl­schuh machen ließ. Die­ser war viel leich­ter als die gewöhn­li­chen und bis­he­ri­gen Platt­ler­schu­he. „Nach dem ers­ten Pro­to­typ wur­de noch wei­ter­ge­tüf­telt und Hubert Haas setz­te sich stark für den Schuh ein, der schnell von vie­len Platt­lern über­nom­men wur­de. Von einem Tag auf den ande­ren woll­te jeder plötz­lich den soge­nann­ten ‘Gau­platt­ler‘ haben, der Schus­ter kam mit den Anfer­ti­gun­gen nicht mehr nach“. Peter Huber war auch mit dabei als 1961, also vor 60 Jah­ren die Gau­grup­pe des Chiem­gau-Alpen­ver­ban­des anläss­lich einer Auf­tritts-Anfra­ge für den Komö­di­en­sta­del des Baye­ri­schen Fern­se­hens gegrün­det wur­de. Zwei Jah­re zuvor war er zu Besuch beim Dirndl­dr­ahn in Unter­wös­sen, zusam­men mit den Stau­dach­er Dirndl Christl Holz­ner und Rosi Klau­ser. „Da haben wir uns gesagt, das kön­nen wir auch und ich habe mir gleich eine ande­re Vari­an­te beim soge­nann­ten Ein­fan­gen über­legt. Als dann 1960 das ers­te Gau­dirndl­dr­ahn des Chiem­gau-Alpen­ver­ban­des in Gras­sau war, da waren die bei­den Stau­dach­er Dirndl die Erst­bes­ten vor der Dritt­plat­zier­ten Eli­sa­beth Haas aus Hohen­aschau und sie durf­ten mit zum Komö­di­en­sta­del-Auf­tritt. Da Peter Huber damals über den Stau­dach­er Ver­ein hin­aus als guter „Ein­fan­ger“ bekannt war, wur­de er auch von Teil­neh­me­rin­nen ande­rer Ver­ei­ne ange­fragt und so kam es, dass er durch die Start­num­mer Eins mit Inge Hartl aus Über­see der aller­ers­te Bua bei einem Chiem­gau­er Dirndl­dr­ahn war. 

Poli­zei-Platt­ler-Grup­pe und 35 Jah­re Jugendleiter

Sein ers­tes Ver­eins­preis­plat­teln war 1946 als er mit acht Jah­ren einen acht­ba­ren ach­ten Platz als Zweit­jüngs­ter bei zwan­zig Buam erreich­te, den dabei bekom­me­nen Tel­ler hält er an der Wand sei­ner Stu­be in Ehren. „In den nächs­ten Jah­ren wur­de ich immer bes­ser und gewann in 35 Jah­ren nur ein­mal nicht beim Stau­dach­er Ver­eins­preis­plat­teln“. Wie Huber wei­ter erin­nert, war er bis zum 58. Lebens­jahr oft beim Gau­preis­plat­teln dabei. Als Mit­glied der Gau­grup­pe kam er viel her­um, unter ande­rem auch bei der Funk­aus­stel­lung in Ber­lin. Auch in sei­ner Berufs­zeit bei der Grenz­po­li­zei orga­ni­sier­te er für beson­de­re Fei­er­lich­kei­ten eine „Grenz­po­li­zei-Platt­ler­grup­pe“ mit sechs Akti­ven aus den Rei­hen des Gau­ver­ban­des I und des Chiem­gau-Alpen­ver­ban­des. Für sei­nen Hei­mat­ver­ein „Stau­dach“ Hoch­gern war Peter Huber ver­ant­wort­lich für einen Fest­wa­gen mit Lang­holz-Motiv, er war Ansa­ger beim Gau­hei­mat­abend 2001, 35 Jah­re war er Jugend­lei­ter (unter ande­rem mit der Grün­dung der ers­ten Kin­der­grup­pe) und eini­ge Jah­re war er auch Vor­platt­ler. „Da haben wir mit dem Radl ein­ge­sagt und es hat auch ohne Tele­fon geklappt“, so der gelern­te Schrei­ner und zeit­wei­li­ge Holz­knecht, der sei­ne hand­werk­li­chen Fähig­kei­ten immer wie­der gut gebrau­chen konn­te. So zum Bei­spiel bei den Pla­nun­gen und beim Bau eines Pro­ben­rau­mes im ört­li­chen Feu­er­wehr­haus oder beim Bau von Mart­lern, von denen im Achen­tal sie­ben Stück mit der Hand­schrift vom „Fün­fer Peter“ zu fin­den sind. 

Auch Inge Hartl erin­nert sich: 

Als 1960, also vor gut 60 Jah­ren in Gras­sau das ers­te Gau­dirndl­dr­ahn des Chiem­gau-Alpen­ver­ban­des statt­fand, da ging Inge Hartl vom Trach­ten­ver­ein „D´Buchwäldler“ Über­see mit der Num­mer 1 an den Start, als Buam zum Tan­zen und Ein­fan­gen hat­te sie sich auf­grund der Pro­ben vor­her den „Fün­fer“ Peter aus­ge­sucht. „Der Peter war nicht auf­ge­regt, aber ich, denn ich erfuhr erst beim Ein­tritt von mei­ner frü­hen Start­num­mer und dann muss­te ich auch noch Rit­tern, letzt­lich lan­de­te ich bei 25 teil­neh­men­den Dirndl auf dem 15. Platz. Der Peter war dama­lig ein­fach der bes­te Ein­fan­ger“. Das ers­te Chiem­gau­er Gau­dirndl­dr­ahn gewan­nen übri­gens die Stau­dach­er und eben­falls von Peter Huber „ein­ge­fan­ge­nen“ Dirndl Christl Holz­ner und Rose­ma­rie Klaus­ner vor Eli­sa­beth Haar aus Hohenaschau.

Fotos/Repros: Höt­zel­sper­ger