Niko­laus

von Anita Moka am 5. Dezember 2020

                   

Niko­lo bum bum,

da Niko­lo geht um.

Drau­ßen is scho huschal koid,

da Niko­lo der kimmt scho boid,

keh­ret bei uns ein, 

do miaß ma recht brav sein. (Volks­gut)

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So hat es sich wahr­haft zugetragen!

Am Niko­laus­tag, beim Früh­stück, haben sich unse­re Buben bereits das Plat­zerl im hin­ters­ten Winkl auf der Eck­bank reser­viert. Nicht dass sie sich vom Hl. Mann fürch­ten wür­den, NEIN, nur sein Gehil­fe und Beglei­ter, vor dem könn­te man ja doch etwas Respekt haben. Der Niko­laus, der schaut in sein Buch und berich­tet von den guten Taten der Kin­der, schimp­fen und bestra­fen, das   das macht die­ser ehr­wür­di­gen  Mann nicht, doch der „Schwar­ze“, der ras­selt mit der Kette(5) und hat eine Rute dabei. Sicher ist sicher, also lie­ber ins Eck verziehen!

Alles lieft nach Plan. Die Groß­el­tern kamen am spä­ten Nach­mit­tag vor­bei und set­zen sich an ihre fes­ten Plät­ze am Küchen­tisch. Die­ses Jahr hat­ten wir jedoch auch die ver­wit­we­te Tan­te mei­nes Man­nes und ihre Schwes­ter, die zu Besuch war, ein­ge­la­den.  Also haben wir eine zusätz­li­che Bank aufgestellt,-VORN‑, damit sie nicht weit auf´s stil­le Ört­chen haben und nicht um den Tisch „wuzeln“ müssen.

Fehl-Gedacht! Als die bei­den älte­ren Damen kamen, steu­er­ten sie schnur­stracks und ohne Scheu, die anwe­sen­den Groß­el­tern auf zu spren­gen, ins hin­ters­te Eck, weil man da so gut sitzt und alles im Auge hat, so die Bei­den. Wenig spä­ter kamen die Buben in die Küche und dann fällt mir nur noch der Spruch ein, „wenn Bli­cke töten könn­ten“. Aber, artig wie sie sind, haben sie sich kom­men­tar­los aufs Ban­gei gesetzt. Mein  Ältes­ter hat mir nur heim­lich zuge­flüs­tert, de Zwoa, de lod´n mia nim­ma ei! 

In gesel­li­ger Run­de und bei Punsch war­te­ten wir also auf den Niko­laus. Je näher die Zeit kam, um so red­se­li­ger wur­den die Damen im Eck. Auch die Bei­ne wur­den immer leb­haf­ter und ihre Gesich­ter beka­men so „komi­sche Fle­cken“. Geschickt lenk­ten sie jedoch von ihrer sicht­li­chen Ner­vo­si­tät ab und frag­ten die Jüngs­ten nach ihren Ver­ge­hen im lau­fen­den Jahr aus und ob sie nicht doch etwas Angst hät­ten, was sie ja nicht bräuch­ten weil  SIE  ja da sind.

Kaum hat­te dann der Hl. Mann und sein Knecht die Küche betre­ten, hat­ten wir zwei Tan­ten, die steif gefro­ren schie­nen, im hin­ters­ten Win­kel sit­zen. Als sie ange­spro­chen wur­den, konn­ten sie nur noch nicken. 

Die Kin­der jedoch tra­ten „schnei­dig“ vor den hohen Besuch, bete­ten mit fes­ter Stim­me und horch­ten in dem gol­de­nen Buch über sie geschrie­ben stand. Mit Ziach und Bari­ton ver­ab­schie­de­ten sie sich  vom Hei­li­gen Niko­laus und sei­nem Knecht. 

Irgend­wann, im Som­mer dar­auf, kamen mein Ältes­ter und ich auf die Tan­ten zu spre­chen. Nichts mehr von dem, de lod´n mia fei nim­ma ei, son­dern, de lod´n mia wie­der ei, denn es ist scho lus­tig, wenn sich zwei oide Wei­ber­leid so fürchten.

(Anja Voit)