Unse­re Bräu­che: Eisstockschießen

von Anita Moka am 14. Dezember 2020

Unse­re Bräu­che: Eisstockschießen

„Kimmt daher de Win­ters­zeit g‘frein sie alle Man­na­l­eit ….!“ , so beginnt ein Lied vom Wastl Fand­erl über das Eis­stock­schie­ßen.
Die Begeis­te­rung über die­sen tra­di­tio­nel­len Brauch­tums­sport ist bei Alt und Jung bis nach wie vor unge­bro­chen.
Das Eis­stock­schie­ßen ist ein alter Volks­sport und his­to­risch gese­hen dem Brauch­tum zuzu­rech­nen, das sich nur in Gegen­den mit zufrie­ren­den Gewäs­sern ver­brei­te­te und nur im Win­ter gespielt wur­de. Am meis­ten ver­brei­te­te sich der Eis­stock­sport im Alpen­raum. In der moder­nen Form als Frei­zeit- oder auch Leis­tungs­sport, die von Regeln und Ver­ei­nen geprägt ist, wird ganz­jäh­rig gespielt und zwi­schen dem Mannschafts‑, Wei­ten- und Ziel­wett­be­werb unterschieden.

Ver­mut­lich kam das Eis­stock­schie­ßen, bzw. sei­ne Vor­läu­fer, im 13. Jahr­hun­dert aus Skan­di­na­vi­en. Ers­te Bil­der, auf denen eine ähn­li­che win­ter­li­che Frei­zeit­be­schäf­ti­gung abge­bil­det ist, stam­men sowohl aus Hol­land als auch aus dem Alpen­raum des 16. Jahr­hun­derts. Die Behaup­tung, das Eis­stock­schie­ßen sei in Hol­land ent­stan­den, wird inzwi­schen jedoch ange­zwei­felt, da die Künst­ler weit gereist waren und ihre Inspi­ra­ti­on wohl von Rei­sen in den Alpen­raum mit­brach­ten.
Die ers­ten Ver­ei­ne wur­den schon vor 1900 gegründet.

Anders als bei genorm­te, zer­leg­ba­re moder­ne Eis­stö­cke für Wett­kämp­fe wer­den beim tra­di­tio­nel­len Eis­stock­schie­ßen die Stö­cke heu­te noch indi­vi­du­ell aus Holz gefer­tigt und mit einem Eisen­rei­fen ver­se­hen, der sowohl für die nöti­ge Här­te (beim Auf­prall) als auch für opti­ma­le radia­le Gewichts­ver­tei­lung sorgt. Weder Spiel­fel­der noch Dau­ben, auch „Doz“ genannt , noch Mann­schafts­stär­ke sind genormt. So ist aus dem Ober­baye­ri­schen über­lie­fert, dass in sehr stren­gen Win­tern, wo die zuge­fro­re­nen Vor­al­pen­seen beson­de­re Trag­fä­hig­keit hat­ten, oft gan­ze Dör­fer mit ent­spre­chend umfang­rei­chen Mann­schaf­ten im Wett­be­werb gegen­ein­an­der antraten.

Faschings-Eis­stock­sit­zung in den 60ern

1951 fan­den in Gar­misch-Par­ten­kir­chen die ers­ten Euro­pa­meis­ter­schaf­ten statt. Die ers­ten Eis­stock-Welt­meis­ter­schaf­ten wur­den 1983 in Frank­furt am Main durch­ge­führt. Als Demons­tra­ti­ons­be­werb wur­de es als Eis­schie­ßen bei den Olym­pi­schen Win­ter­spie­len 1936 in Garmisch-Partenkirchen(8) und 1964 in Inns­bruck vor­ge­führt. Die Bemü­hun­gen, es zu einer Dis­zi­plin bei den Olym­pi­schen Spie­len zu eta­blie­ren, wur­den bis­her — im Unter­schied zum Cur­ling — noch nicht von Erfolg gekrönt.

Heu­te befin­den sich die Zen­tren des Sports in Süd­deutsch­land, Öster­reich, Süd­ti­rol und der Schweiz. Aber auch in Tsche­chi­en, Ungarn, Slo­we­ni­en und Polen wird dem Sport sehr aktiv nach­ge­gan­gen. Stei­gen­des Inter­es­se ver­zeich­net der Sport aber auch in vie­len wei­te­ren Län­dern wie Aus­tra­li­en, Afri­ka, USA und Kana­da, sowie Südamerika.


Anwei­sun­gen der Mit­spie­ler man soll : „ Maß‘n, ohwan­deln, zicka aber auf alle Fäl­le ohdoa“ soll­te man befol­gen, den bei Nicht­ge­lin­gen ist für Spott des Geg­ners garan­tiert : „Is a da ver­hun­gert !“ oder man is glei amoi a „Bo- einepat­zer“.
Dies sind nur eini­ge die­ser viel­fäl­ti­gen mund­art­li­che Fach­aus­drü­cke und wie­der­spie­gelt wie­der ein­mal die Ein­zig­ar­tig­keit unse­res Dia­lek­tes mit den vie­len Mög­lich­kei­ten sich aus­zu­drü­cken und somit das Eis­stock­schie­ßen auch ein wich­ti­ger Kulturträger. 

 

Kimmt  daher die Winterzeit

              (Eis­tock­lied)

Kimmt daher die Wintazeit,

freu‘n si alle Mannaleut,

gengan‘s außi auf‘n Anga,

mit da Eis­boh tean‘s ofanga,

dass sie fer­tig wird und stimmt,

bis die gro­ße Kältn kimmt.

Aus­kehrt schö und d‘Wandl g‘richt,

hat die Eis­boh erst a G‘sicht !

An Spritz­kru­ag brauchst und a an Hobi,

nacha werd‘s erst fein und nobi

und da Eis­stock kriagt a Wax,

bis a tanzt auf Huiraxdax.

Schiaß­zeit is,wia‘s Weda mag,

meis­tens am Stefanitag.

Auf d‘Mittagzeit wird vergessn,

d‘Hausfrau wart dahoam mit‘n Essn,

doch da Moar schreit mit sein Baß :

„Schnei­der­mann­dl, no a Maß !“

Melo­die und Text : Wastl Fand­erl   —  Alt­bai­ri­sches Lie­der­buch / Ehren­wirth — Ver­lag  München

Wet­ter­re­gel: 

Je dicker das Eis um Weih­nach­ten liegt, je zei­ti­ger der Bau­er Früh­ling kriegt.

Im Febru­ar Schnee und Eis, macht den Som­mer heiß.

Taut es vor und auf Matt­heis (24.Febr.),dann sieht es schlecht auf dem Eis.

Matt­heis bricht‘s Eis, find‘t  er keins, macht er eins.

Nach Matt­heis geht kein Fuchs mehr über‘s Eis

Friert es auf Vir­gi­li­us (5. März), im Märzen Käl­te kom­men muß.

Text : Miche Huber

Quel­len : Rudolph Eisen­bren­ner – Bauernweisheiten

               Wastl Fanderl

               Wikipedia