Gedan­ken eines Gau­vor­stan­des zur Öku­me­ne und Kir­che von Heute

von Anita Moka am 28. Juli 2021

Aus­ein­an­der­set­zung mit Glau­ben und „Sys­tem Kirche“

Erst­mals seit 1952, als Chiem­gau­er Tracht­ler zu einer Bitt- und Dank-Wall­fahrt für die Ver­stor­be­nen zwei­er Welt­krie­ge nach Rai­ten in der Gemein­de Schleching ein­ge­la­den hat­ten, fand der Got­tes­dienst auf dem Kirch­bichl von „Maria zu den Sie­ben Lin­den“ in öku­me­ni­scher Form statt. Hier­zu konn­te Gau­vor­stand Miche Huber aus Rottau, der der Evan­ge­li­schen Chris­tus-Gemein­de ange­hört, als gemein­sa­me Zele­bran­ten Pfar­rer Rai­ner Mai­er für die Evan­ge­li­sche Kir­chen­ge­mei­ne Achen­tal und Pfar­rer Mar­tin Stras­ser vom Pfarr­ver­band Obe­res Achen­tal will­kom­men hei­ßen. Die Wall­fahrts-Zusam­men­kunft, die im Vor­jahr aus­fiel und heu­er vom gewohn­ten Him­mel­fahrts­tag ver­scho­ben wer­den muss­te, fand heu­er am eigent­li­chen Gaufest-Sonn­tag statt, da das für die­sen Tag anbe­raum­te Gaufest beim Trach­ten­ver­ein Reit im Winkl eben­so abge­sagt wer­den muss­te wie das Gaufest im Vor­jahr beim Trach­ten­ver­ein Schleching.

Die Wall­fahrt heu­er muss­te pan­de­mie­be­dingt klei­ner und kür­zer aus­fal­len, den­noch oder gera­de des­we­gen waren alle Betei­lig­ten froh, wie­der per­sön­lich zusam­men­zu­kom­men. Für Gau­vor­stand Miche Huber war es dar­über hin­aus eine pas­sen­de Gele­gen­heit, sei­ne Gedan­ken zur Öku­me­ne und zum „Sys­tem Kir­che“ in kla­ren Wor­ten dar­zu­stel­len. Der obers­te Tracht­ler von 23 Chiem­gau­er Trach­ten­ver­ei­nen mit …… Mit­glie­dern und …. Jugend­li­chen sag­te dabei: 

Rede von Gau­vor­stand Miche Huber im Wortlaut:

Lia­be ChiemgauerTrachtler, 

schee“ dass ma wie­da bei­ein­an­der sand, duat guad und duat a Not!

Z‘ammkemma und ohpa­cka mecht ma wie­da, unse­ren gewohn­ten Akti­vi­tä­ten nochegeh, weil de Ver­eins­ar­beit ist der Kle­ber, da Papp, der de Dorf­ge­mein­schaft z‘ammahoit. Ja da Kle­ber, da Papp, is im Jahr 2 der Pan­de­mie aus­gan­ga und dar­um macht ma sie scho Gedan­ken wos uns im Leben so verbindet.

Man spürt, dass see­li­sche Unter­stüt­zung und Halt gsuacht werd, da Glau­be, de Kirch ist do z.B. a wich­ti­ge Stüt­ze, a Fun­da­ment. Aber das „Sys­tem Kir­che“, net da Glau­be, duat sie lei­der momen­tan schwaar. I per­sön­lich ver­miss zeit­ge­mä­ße Ant­wor­ten auf Fra­gen zum christ­li­chen Zusam­men­halt, zum Mit­ein­an­der und zum rich­ti­gen Leben im 21. Jahrhundert.

Zu wich­ti­gen gesell­schaft­li­chen The­men hoit si de Kirch lei­der zruck, viel­leicht weil de Kirch mit sich sel­ber zu viel beschäf­tigt ist. Dabei waar de Aus­ein­an­der­set­zung mit The­men de unter den Nägel bren­nen momen­tan wich­ti­ger den je. Gemein­sa­me Lösungs­we­ge zu suchen, Leit dabei mit­neh­men, kaant ein Weg für über­fäl­li­ge Ver­än­de­run­gen sein. An alte Struk­tu­ren fest­hal­ten und net den Schritt vor­wärts wagen, werd wohl ein Grund sei war­um sich d‘Leit zuneh­mend von der Kir­che abwenden:

„Lia­be Leit, mia brauch­an aba de Kirch mehr denn je!“

Genau­so derfn aba a mia Tracht­ler uns net der Gegen­wart ver­schliaßn, mia miaßn uns oiwei mit Ver­än­de­run­gen aus­ein­an­der­set­zen, weil mia mechtn ja Leit für unser Sache gewin­nen. Unse­re Haupt­auf­ga­be ist es die Tracht zu erhal­ten, dazua ver­mit­teln unse­re Jugend­lei­ter in unzäh­li­gen ehren­amt­li­chen Stun­den dem Nach­wuchs das Mit­ein­an­der und bele­ben spie­le­risch unse­re kul­tu­rel­len Schät­ze, die ja oft christ­lich ver­wur­zelt sand. Mia Tracht­ler sand und waren oiwei scho Wer­te­ver­mitt­ler, sand welt­of­fen und scho lang nim­ma de ewig Gest­ri­gen, momen­tan erreich ma de Junga, sie derfn mit­re­den und des doans, Gott sei dank, a, is aba koa Selbst­läu­fer.  Schee und wich­tig is daß si oiwei meh­rer Frau­en bei uns bereit erklä­ren Füh­rungs­auf­ga­ben zu übernehmen.

Nach dem Mot­to: „Leben und Leben las­sen“ muaß bei uns aber als  Richt­schnur der gegen­sei­ti­ge Respekt gel­ten und wer z.B. anders­gläu­big is oder gar net in d‘Kirch geht, a ande­re Hauf­arb hot oder viel­leicht homo­se­xu­ell is, derf bei uns Tracht­ler  nie­mals aus­grenzt werdn.  Ent­schei­dend ist doch wos is des für a Mensch, bring er sich in die Gemein­schaft ein, inte­griert er sich, wenn, ja dann is er doch a Berei­che­rung, ein Gewinn, für mich ganz klar ein  Selbst­ver­ständ­nis der christ­li­chen Nächstenliebe. 

I find in einer Zeit wo unter ande­rem Anti­se­mi­tis­mus und Ras­sis­mus stei­gend Nach­ah­mer fin­den, ste­hen mia Chris­ten auch in Ver­ant­wor­tung und miaßn wos ent­ge­gen­set­zen, dazua brauch ma aber eine gemein­sa­me christ­li­che Kir­che die ver­ständ­lich mit einer Zun­ge spricht und a Akzen­te setzt. Schach­terl­den­ka ver­hin­dert einen wich­ti­gen not­wen­di­gen Pro­zess der allen scha­det, des hob i sel­ber im Leben glernt.  Ich bin evan­ge­lisch und finds trau­rig dass no oiwei net gewünscht ist am Tisch des Herrn unter allen Chris­ten gemein­sam das Brot zu tei­len um die eigent­li­che Bot­schaft zu fei­ern, dazua wün­schaat i mir einen beschleu­nig­ten Pro­zess der Ökumene.

Alle wiss ma dass die Kir­che mehra als nur ein „Sys­tem“ ist, dass die Bot­schaft heit no so aktu­ell is wia vor über 2000 Jahr und des gilt für alle Chris­ten, weil des ver­bin­det uns doch, an dem tren­nen­den zu arbei­ten muaß unser gemein­sa­me Ziel sei.

Mit die­ser Bit­te über­gib i der Geistlichkeit (und der Got­tes­dienst begann mit dem Gemein­schafts­lied „Wohin soll ich mich wenden…“). 

Pfar­rer Mar­tin Stras­ser und Pfar­rer Rai­ner Mai­er gin­gen in ihren Gruß- und Pre­digt­wor­ten auf den Appell von Micha­el Huber kurz ein. Der Katho­li­sche Geist­li­che sag­te: „Glau­be wird immer wich­ti­ger und bei­den Kon­fes­sio­nen geht es um den Glau­ben“. Und Pfar­rer Rai­ner Mai­er ver­wies auf die Annäh­run­gen auf Bischofs­ebe­ne in Mün­chen und bezeich­ne­te dies als hoff­nungs­vol­les Zei­chen für das Anlie­gen des Gauvorstandes. 

Hin­weis:   You Tube unter „Wall­fahrts­got­tes­dienst Rai­ten 2021“

Text und Fotos: Hötzelsperger